Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
die Walküre ist. Aber Murdoch würde sowieso niemals von ihr trinken können. Er war sogar eine Gefahr für sie.
Wenn Nikolai der Versuchung erlegen war, obgleich er wusste, dass er damit die Gesetze ihres Ordens brach, dann bestand für Murdoch wohl nicht die Spur einer Chance, sich in Danielas Gegenwart zu beherrschen. Und sie würde dabei bestimmt keine Lust empfinden, schließlich hatte sie ihm gesagt, dass sie davon sterben könnte.
Kristoff stand auf. »Wer von euch meldet sich freiwillig, um Murdoch nach New Orleans zu begleiten, wo dieser Koven voller Walküren beheimatet ist?«
Alle schossen wie ein Mann auf die Füße.
Einer fragte: »Heißt das, dass wir von unseren Bräuten trinken dürfen? Ohne dass es Konsequenzen hat?«
»Nur, wenn es sich um eine Unsterbliche handelt, die durch den Blutverlust nicht getötet werden kann. Ich glaube, das ist der Grund dafür, dass Nikolais Augen immer noch klar sind«, sagte Kristoff abwesend, den Blick auf Murdoch fokussiert. »Auf ein Wort«, sagte Kristoff und führte ihn ein Stück von den anderen weg. »Ich erteile dir hiermit den Auftrag, Myst die Vielbegehrte zu beschützen. Diese Verbindung zwischen ihr und deinem Bruder ist von entscheidender Bedeutung. Such die ganze Stadt nach Ivo ab, bis die Sonne dich hindert.«
Vor Kurzem noch hatte Murdoch die Straßen dieser Stadt für seinen Bruder durchsucht. Jetzt würde er dasselbe für Myst tun, eine Frau, die er jahrelang gehasst hatte. »Und wenn ich ihn finde?«
»Bring ihn um.«
»Mit Vergnügen.«
»Möchtest du mir noch irgendetwas sagen, Murdoch?«
»Mein Lord?«
»Dein Herz schlägt«, stellte Kristoff fest. »Mach dir keine Sorgen, die anderen werden es nicht bemerken. Gewandelte Menschen horchen nur selten darauf. Wann ist das passiert?«
»Letzte Nacht.«
»Bloß fünf Jahre nach deinem Bruder, während ich schon seit Jahrtausenden warte.« Beneidete Kristoff sie?
Zweifellos. Gebürtige Vampire verspürten dasselbe dringende Verlangen danach, ihre Gefährtinnen zu finden. Bei ihrer Geburt waren sie lebendig und wuchsen heran, den Menschen ähnlich, bis sie das Alter erreichten, in dem sie in ihrer Unsterblichkeit erstarrten. Ab diesem Moment schlugen ihre Herzen mit jedem Tag weniger, ihre Atemzüge – und ihr sexuelles Verlangen – verringerten sich nach und nach, bis keine Spur mehr davon vorhanden war, und das blieb so, bis sie erweckt wurden. Ebenso wie die Devianten wussten gebürtige Vampire genau, was ihnen fehlte …
»Ist deine Braut vielleicht zufällig eine Walküre?« Als Murdoch zögerte, färbten sich Kristoffs Augen vor Ärger schwarz. »Muss ich dich daran erinnern, dass ich dein König bin? Der deinem Bruder gegenüber soeben hat Gnade walten lassen.«
»Sie ist eine Walküre.«
»Hast du von ihr irgendetwas über die Mythenwelt herausfinden können?«
»Ich werde in Zukunft mehr erfahren«, antwortete Murdoch ausweichend.
»In Zukunft? Sie ist eine Walküre. Die Chancen stehen also nicht gut, dass sie etwas mit dir zu tun haben möchte.«
Murdochs Schultern strafften sich. »Sie sagte mir, sie wolle mich wiedersehen.« Bevor er damit gedroht hatte, sie zu beißen. Trotzdem hatte sie ihm ihre Nummer hinterlassen. »Sie hat mir sogar ihre Kontaktdaten gegeben.« Er zog den Zettel aus der Tasche und zeigte ihn vor.
Kristoff hob die Brauen angesichts des Abschiedssatzes und der Herzchen. »Ruf sie an«, forderte er Murdoch auf.
Murdoch zog sein Satellitentelefon aus der Jacke und wählte die Nummer. Es klingelte ein paarmal.
»Hmm. Sie sitzt nicht am Telefon und erwartet deinen Anruf?«
Murdoch hörte das Klicken der Mailbox. Kristoff ebenfalls. »Vermutlich ist sie unter der Dusche?«, sagte er.
»Sicher.«
Aber dann sagte eine weibliche Stimme: »Wenn du diese Nachricht hörst und nicht versucht hast, Regin die Ränkevolle zu erreichen … «
Regin ?
»… dann weiß ich drei Dinge über dich. Erstens: Eine meiner Halbschwestern hat dir kürzlich einen kräftigen Tritt in den Arsch versetzt und will dich nie wiedersehen. Zweitens: Du hast keine Ahnung von Popkultur, wenn du nicht weißt, dass diese Nummer eigentlich ein Song ist. Und drittens: Du wirst niemals einem anderen Mann von diesem erniedrigenden Streich erzählen, damit der Trick mit der Nummer bis in alle Ewigkeit funktioniert. Wenn du allerdings pour moi angerufen hast, sag nach dem Piepton etwas, das mich amüsiert.«
Murdoch kochte vor Wut. Gerade als er seinem Zorn mit einer gepfefferten
Weitere Kostenlose Bücher