Immortals after Dark 08 - Flammen der Begierde
auch so bleibt.«
Lucia rammte ihm den Ellenbogen in die Seite, und er stieß ein Grunzen aus.
Damiãno lächelte angespannt, aber sein Lächeln erreichte seine leuchtend grünen Augen nicht.
»Einige große Ölkonzerne bewerben sich um die Schürfrechte in diesen entlegenen Gebieten und behaupten fälschlicherweise, dass diese unbewohnt seien. Das bedeutet, dass jeder dort ansässige Stamm mit Gewissheit so oder so in Kontakt mit der Zivilisation kommt. Mein Ziel auf dieser Expedition ist es, aus einiger Entfernung Fotos von ihnen zu schießen und damit ihre Existenz zu beweisen, was der Suche nach Öl auf ihrem Land ein Ende setzen würde.« Er wies mit der Hand auf den Kerl neben ihm. »Dr. Schecter?«
»Ja, genau, also, ich bin Dr. Clarence Schecter, Zoologe der UC San Diego.« Er nahm die Brille ab und putzte sie mit einem Hemdzipfel. »Mein Studiengebiet sind Reptilienspezies, in deren Entwicklung der Mensch nicht eingegriffen hat.«
Rossiter hob eine Braue. »Was meinen Sie damit?«
»Also, wenn Menschen auf die Jagd gehen, suchen sie sich die jeweils größten Exemplare einer Spezies aus. Im Laufe der Zeit wird die Gemeinschaft dieser Tiere immer kleiner. Das heißt, je tiefer wir in den Dschungel vordringen, umso besser stehen die Chancen, Exemplare zu finden, die größer sind als der Durchschnitt.«
Nachdem sie alle immerzu davon redeten, wie tief sie in den Dschungel vordringen wollten, musste Lucia sie vielleicht doch nicht so früh loswerden, wie sie gedacht hatte.
MacRieve lachte verächtlich. »Was meinen Sie denn mit ›größer als der Durchschnitt‹? Durchschnitt bedeutet hier draußen nicht gerade klein .«
MacRieve meinte, er habe gehofft, nie wieder herkommen zu müssen. Wie viel Zeit hatte er denn schon im Amazonasgebiet verbracht? Und warum?
Der Captain stimmte ihm zu. »Ich sehe jeden Tag riesige Tiere. Vogelspinnen mit fleischigen Körpern, so groß wie Suppenteller. Skorpione, die über dreißig Zentimeter werden. Sechs Meter lange Alligatoren. Riesenotter und sogar Welse mit einer Größe von bis zu drei Metern.«
»Und mit Alligator «, sagte Dr. Schecter in herablassendem Tonfall, »meinen Sie vermutlich die südamerikanische Spezies der Kaimane aus der Ordnung der Panzerechsen?«
Travis zuckte mit den Achseln.
»Genau das ist mein Anliegen«, fuhr Schecter fort. »In anderen Gegenden wurden Fossilien von Kaimanen mit einer Länge von bis zu zwölf Metern entdeckt. Aber sie wurden überjagt. Nun, sobald wir einen ausreichend großen Abstand zur Zivilisation erreicht haben, und mithilfe der speziellen akustischen Ködertechniken, werde ich in der Lage sein, primordiale Exemplare zu dokumentieren.«
MacRieve hustete das Wort »akustisch«, während Rossiter im selben Moment einen Laut ausstieß, der signalisierte, dass ihm gerade etwas klar geworden war.
»Megafauna«, sagte er. »Sie suchen Megas. Wenn Sie Kryptozoologe sind, geben Sie es doch einfach zu und ertragen Sie den Spott wie ein Mann.«
Kryptozoologie – das Studium von Geschöpfen aus dem Reich des »Mythos«.
Dabei befinden sie sich mit wenigstens zwei dieser Kryptiden in einem Raum. Und sie haben keine Ahnung.
»Ich? Ich bin doch kein Kryptozoologe!« Schecter lief puterrot an. »Sonst wäre ich ja wohl an Bord der Barão de borracha .«
Während Rossiter ein Stöhnen ausstieß, wurde Travis’ Gesichtsausdruck eisig, und Izabel studierte aufmerksam die so plötzlich veränderte Miene ihres Captains.
»Augenblick mal, wie war das?« Nïx hatte gesagt: Hüte dich vor dem Barão de borracha. Der Gummibaron war also keine Person, sondern ein Schiff? »Warum sagen Sie das?«
»Die Barão ist bis an den Rand mit Kryzos voll«, antwortete Schecter. »Sie wissen schon, Kryptozoologen. Captain Malaquí lässt sie in irgendwelchen entlegenen Nebengewässern nach ›Dämonen‹ und ›Gestaltwandlern‹ suchen. Ich habe davon gehört, dass Passagiere mit Malaquí hinausfahren«, fügte er hinzu, »aber manchmal … nicht wieder zurückkehren.«
Lucia erwartete Widerspruch von Travis, seine Beteuerung, dass es sich dabei nur um ein haltloses Gerücht handele, doch er nahm nur einen weiteren großen Schluck.
»Ist dieses Schiff in der Nähe?«, erkundigte sie sich.
»Auf dem Weg nach Norden, in die entgegengesetzte Richtung«, sagte Travis kurz angebunden. »So, wie ich’s am liebsten habe«, fügte er mit leiserer Stimme hinzu.
Izabel neigte den Kopf, sodass ihr dicker schwarzer Zopf über ihre Schulter
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