Immortals after Dark 08 - Flammen der Begierde
hatte als Verband herhalten müssen. Der Boden war mit Teilen der Klimaanlage übersät. Jede Menge Blut war geflossen, sowohl aus den Adern der Cromiten wie auch aus MacRieves Schusswunden. Aber es war nirgendwo mehr ein Mann im Umhang zu sehen.
»Ich glaub, ich brauch erst mal einen Drink«, knurrte Travis und ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Jede dieser verdammten Touren ist noch merkwürdiger als die letzte.«
Oh, wenn er nur die Hälfte von all dem Merkwürdigen wüsste, das an Bord seines Schiffs vor sich ging.
»Wo zur Hölle sind diese Kerle hin?«
»Sie sind entkommen«, log Lucia dreist. »Diese Mistkerle!«
Er nickte langsam. »Der Typ ohne Kopf ist auch entkommen?«
»Den haben sie mitgenommen. Verrückte Fanatiker!«
»Was wollten die denn?«
»Ein Artefakt, das sich in unserem Besitz befindet. Es ist für sie von religiöser Bedeutung – Ende der Welt, der Tag des Jüngsten Gerichts und all so was eben.«
»Bevor Sie mich ausgesperrt haben, hab ich gesehen, dass MacRieve sich mindestens zwei Kugeln eingefangen hat«, sagte Travis, »aber er sieht aus, als ob er nur ein Nickerchen macht.«
»Diese Schotten sind eben … zäh ?«
Der Captain fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Wissen Sie, was ich denke, was passiert ist? Also … «
»Travis«, unterbrach sie ihn mit eisiger Stimme. »Sie haben eine Kopfwunde, Sie sind ein Trinker, und wenn niemand je irgendwas davon zu hören bekommt, was Sie glauben, was passiert ist, werde ich für sämtliche Reparaturen an Ihrem Schiff aufkommen. Ein Pauschalbetrag.«
Nach kurzem Zögern kniff er die Augen zusammen. »Vervierfachen Sie die Summe, und meine Erinnerungen verschwinden schneller als eine Flasche Schnaps.«
»Abgemacht.«
»Eine Frage noch. Damiãno war nicht zufällig bei Ihnen?«
Sie schüttelte den Kopf und erzählte ihm die Geschichte, auf die MacRieve und sie sich geeinigt hatten, nur mit einer kleinen Korrektur: dass nämlich die Morde auf der Barão von den Fanatikern in den langen Gewändern begangen worden seien.
Als er vom Schicksal der Passagiere hörte, verlor das blasse Gesicht des Captains auch noch den letzten Rest Farbe. »Sind Sie sicher, dass die drei das waren? Es könnte ja auch Malaquí gewesen sein.«
»Malaquí wurde ebenfalls getötet.« Sie glaubte, einen Anflug von Enttäuschung in seinen Augen zu sehen. Was natürlich nicht sein konnte.
In diesem Augenblick kam Izabel hereingestürmt. Bei MacRieves Anblick riss sie die Augen weit auf. » Deus do céu! Kommt er wieder in Ordnung?«
»Es ist nur eine Fleischwunde«, beruhigte Lucia sie.
Sie nickte stumm. »Und wo sind diese unheimlichen Männer hin?«
»Entkommen«, sagte Travis. »Schon lange weg.«
Als sich MacRieve rührte, sagte Lucia: »Helfen Sie mir doch bitte, ihn in die Kabine zu bringen.«
Mit Travis’ und Lucias Hilfe konnte MacRieve aufstehen. Doch als er taumelte, duckte sich Travis rasch unter seinen Arm und legte ihn sich über die Schulter, um ihm beim Gehen zu helfen. »Was für’n riesiger Mistkerl«, grunzte er.
Sobald sie MacRieve in die Kabine Nummer sieben verfrachtet und aufs Bett gehievt hatten, sagte Travis: »Wir müssen auf der Stelle losfahren und ihn ins Krankenhaus bringen.«
Lucia warf einen Blick auf das frische Blut, das aus der Kopfwunde des Captains sickerte. MacRieve ist nicht der Einzige, der ins Krankenhaus gehört.
Der Captain hob den Kopf und rief: »Chuck!« Er runzelte die Stirn, als keine Antwort kam, und fragte Izabel dann: »Du hast ihn doch wohl seit gestern Nacht noch mal gesehen, oder?« Travis schien sich tatsächlich Sorgen zu machen.
»Ihm geht’s gut«, sagte Izabel.
Travis’ Sorge verwandelte sich in Zorn. »Wo zum Teufel steckt er dann?«
»Charlie ist … er ist … « Izabel verstummte und sah Lucia flehend an.
Ich kann nicht glauben, dass ich das mache. »Charlie war dabei, ein Loch zu flicken, als wir ankamen. Sah ziemlich übel aus.«
»Capitão, Ihr Kopf blutet wieder«, setzte Izabel eilig hinzu. »Ich werde Sie lieber ins Bett zurückbringen, und dann helfe ich Charlie. Wir machen die Contessa im Nu wieder flott.«
Lucia erwartete, dass Travis herumbrüllen würde, dass niemand irgendetwas verbessern dürfe, doch stattdessen sah er auf Izabel hinab und murmelte: »Was würde ich nur ohne euch beide tun?«
Izabel hingegen wirkte niedergeschlagen. Und jetzt begriff Lucia auch, warum. Okay, vielleicht sind die Hürden für die beiden doch größer, als ich zuerst angenommen
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