Immortals after Dark 08 - Flammen der Begierde
hatte.
Da kam Schecter in die Kabine gerannt. Eines seiner Brillengläser hatte einen Sprung. »Ähm, da hat sich ein Balken an der Luke zum Maschinenraum verkeilt.«
»Und?«, fuhr Travis ihn an. Er sah aus, als ob er den Professor am liebsten ermordet hätte.
»Na ja … ich glaube, Rossiter ist da drin.«
Der Captain und Izabel stürmten sofort los. Als MacRieve mühsam ein Auge öffnete und »Geh ruhig, ich mag den Sterblichen« murmelte, rannte sie ihnen hinterher, auf dem schnellsten Weg zum Maschinenraum.
Dort stemmte sich der Captain bereits gegen den Balken, und sein Kopfverband war blutgetränkt. Schecter stand stumm dabei. Izabel war fort, zweifellos »suchte« sie nach Charlie.
»Lassen Sie mich helfen«, sagte Lucia. Sie tat so, als ob sie sich mächtig anstrengen müsste, und riss den Balken weg, dann stürzte sie vor, um die Luke zu öffnen. Als dampfender Rauch aus dem Inneren herausströmte, musste sie husten und wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum.
Sobald sich die Wolke verzogen hatte, sah sie Rossiter, der sich auf Händen und Knien die Stufen hinaufquälte. Er hatte kein Hemd an, war mit Öl und Schweiß bedeckt, und das Wasser reichte ihm bis zur Taille. Außerdem schien er von den Dämpfen ganz benommen zu sein, und seine Augen waren blutunterlaufen.
Als Lucia hinablief, um ihm aufzuhelfen, entdeckte sie an der Wand Ölrückstände, die deutlich machten, wie hoch das Wasser gestanden hatte.
»So hoch war das Wasser?« Dann wäre das Schiff tatsächlich beinahe gesunken.
»Ich hatte eine erstklassige Motivation … die Pumpen am Laufen zu halten«, krächzte Rossiter.
Sie konnte sich kaum vorstellen, wie grauenhaft das für ihn gewesen sein musste – ein Sterblicher, der in der Falle saß, kaum Licht hatte, das Wasser stieg und stieg, und er wusste, dass er sterben würde.
»Wenn Sie nicht gewesen wären, wären wir abgesoffen«, sagte Travis. »Und alles nur wegen dieser beschissenen Riesenkaimane«, fügte er über die Schulter hinweg hinzu.
Jeder an Bord hasste Schecter, aber Rossiter hatte am meisten Grund dazu. Abgesehen von dieser schrecklichen Nacht, war die Forschungsreise des Doktors jetzt vorbei. Es bestand keinerlei Hoffnung mehr, dass er seine Orchidee noch finden würde. Schecter hätte ihn genauso gut gleich umbringen können.
Sobald sie Rossiter zurück auf Deck geholfen hatten, landete sein wilder Blick auf Schecter. Unter wahnsinnigem Gebrüll griff der Doktor an.
46
»So einen Hieb hab ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen«, sagte Lucia, als sie das Ruderhaus betrat. Chizabel steuerte das Schiff gerade in einen dramatischen orangeroten Sonnenuntergang hinein.
Die bereits lädierte Windschutzscheibe war dem Angriff der Kaimane nicht gewachsen gewesen, und ihr langes schwarzes Haar flatterte wie ein Schleier hinter ihr im Wind, der ungehindert hereinwehte. Izabel war so feminin, dass niemand je auf die Idee gekommen wäre, in ihr könnte ein halber Mann stecken.
»Ich wollte eigentlich schon viel früher dazwischengehen. Wirklich«, sagte Lucia. »Wo ist eigentlich Travis?«
» Capitão schläft in seiner Kabine. Rossiter hat ihm Morphin gespritzt.«
Der Doktor hatte eigentlich auch MacRieve untersuchen wollen, aber Lucia hatte darauf bestanden, dass seine Wunden nur oberflächlich waren. »Sie werden schon sehen, der ist in null Komma nix wieder auf den Beinen«, hatte sie Rossiter versichert.
»Ist MacRieve noch am Leben?«
»Der ruht sich ebenfalls aus.« Der Schotte war zwischenzeitlich wieder ohnmächtig geworden, schien aber auf dem Weg der Besserung zu sein. »Die Prognose sieht gut aus.«
Izabel hob die Brauen, als sie das hörte. Sämtliche Sterblichen hatten geglaubt, er wäre so gut wie tot.
Lucia ging davon aus, dass sie und Izabel das Thema Mann oder Frau oder beides? noch ein Weilchen länger vermeiden würden. Also starrte sie einfach nur auf die Sonne am Horizont. So verzweifelt sie heute Morgen noch gewesen war, so voller Hoffnung war sie inzwischen.
Sie war im Besitz eines Dieumorts und damit ihrem Ziel einen Schritt näher, sich endgültig von Cruach zu befreien. Und einen Schritt näher an einer Zukunft mit MacRieve, dem Lykae, der sich irgendwie von einem Feind in einen Liebhaber und schließlich die Liebe ihres Lebens verwandelt hatte.
Aber noch war sie nicht bereit für MacRieve. Auf der Rückfahrt zur Contessa hatte Lucia gefürchtet, er würde sie bitten, ihn zu heiraten. Wenn es auch bei den Lykae nicht unbedingt
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