Immortals after Dark 08 - Flammen der Begierde
nicht auf Befehl«, fuhr sie Lucia an und wischte sich die Nase am Ärmel ab. »Du wirst es Capitão nicht verraten, oder?« Sie wirkte vollkommen entsetzt angesichts der Vorstellung, er könnte Bescheid wissen.
Lucia hob die Brauen. »Meinst du denn wirklich, er würde mir glauben?«
»Nein, nicht in um milhão de anos , in einer Million Jahren«, antwortete sie. »Dann sind wir immer noch … Freundinnen?«
»Ja, wir sind immer noch Freundinnen, Chiz. Auch wenn ich mich in Zukunft in deiner Gegenwart nicht mehr umziehen werde.«
Izabel sah sie mit offenem Mund an. »Ach, als ob Charlie sich für deinen mageren Arsch interessieren würde, du alte Schlampe!«
»Nein, sondern weil Chuck genauso auf besoffene Kerle steht wie sein Flittchen von Schwester.«
Izabel lachte kurz auf, was sie ihrer fassungslosen Miene nach selbst überraschte. »Das ist das erste Mal, dass ich über diese ganze Sache lachen konnte.«
Dann ist mein Job hier erledigt. »Hör mal, wenn du je in New Orleans bist, musst du mich besuchen. In dieser Stadt geht es echt verrückt zu, und vielleicht finden wir ja jemanden, der weiß, was mit dir passiert ist.«
Ihre Augen wurden groß. »Meinst du das ernst?«
»Ja, sicher. Ich geb dir meine Nummer, ehe wir in den Hafen einlaufen.«
Auf der Treppe begegnete Lucia Rossiter. Er hatte geduscht und sich umgezogen – und immer noch nicht geschlafen.
»Nach Ihnen hab ich gesucht«, sagte er. »Sind Sie sicher, dass ich mich nicht um Ihren Mann kümmern soll?«
» Was? «
»Ich könnte ihn untersuchen.«
»Ach so, MacRieve. Ihm geht’s gut. Es war wirklich nur ein Kratzer. Aber danke für das Angebot. Und nochmals danke dafür, dass Sie das Schiff über Wasser gehalten haben.«
Er schenkte ihr ein klägliches Grinsen. »Das hatte auch ein wenig mit meinem Selbsterhaltungstrieb zu tun.«
Nach dieser höllischen Nacht, die hinter ihm lag, hätte er es besonders nötig, sich auszuruhen. Aber er konnte sich nicht in den Schlaf retten, konnte nicht vergessen. Wieder stieg Mitgefühl in ihr auf. »Hören Sie, es tut mir echt leid, dass Sie auf dieser Expedition nicht gefunden haben, was Sie suchen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich werd’s überleben«, sagte er, um gleich darauf das Gesicht zu einer Grimasse zu verziehen.
Nein, das würde er nicht. Ich kann Menschen nicht leiden, ich kann Menschen nicht leiden … So oft sie sich das auch innerlich vorsang, sie verspürte trotzdem den verrückten Drang, diesem Menschen zu helfen.
Ehe sie noch etwas tat, was sie später bereuen würde – ihm beispielsweise zuraunen: Psst, wollen Sie zu einem Mythos werden, so wie wir? – , sagte Lucia: »Ähm, ich muss dringend jemanden anrufen.« Mit diesen Worten stürzte sie an ihm vorbei.
Auf dem Weg zum Achterdeck wählte sie Nïx’ Nummer – und erreichte sie tatsächlich. Die Hellseherin war sogar vergleichsweise klar. Größtenteils.
»Nïx, ich habe gute Nachrichten und echt beschissene Nachrichten«, sagte Lucia. Dann erzählte sie ihr alles, was passiert war, und endete mit: »Ähm, tja, das heißt, dass möglicherweise ein kleines bisschen Wasser ins Grab eingedrungen sein könnte.«
»Also, wen habt ihr damit noch mal aufgeweckt?«, fragte Nïx in verwirrtem Ton.
»Das große Böse. Die Vergoldete. Klingelt’s da bei dir?«
»Darum werden wir uns später Sorgen machen«, sagte Nïx. »Im Augenblick müssen wir erst mal wenigstens eine Apokalypse aufhalten. Steht bei dir nicht ein Mord oder so auf der To-do-Liste? Wo ist denn bloß wieder dieser Notizzettel … ?«
»Ja, Nïx. Ich bin in vier Tagen wieder im Hafen. Ich brauche ein Transportmittel, wärmere Kleidung, Jeans und Stiefel.«
»In Iquitos wird ein Helikopter auf dich warten, und dann geht es weiter mit einem Jet in die Nordlande. Darin findest du die nötige Kleidung und Ausrüstung. Vorausgesetzt, ich vergesse es nicht.«
»Nïx!«
»Oh, oh – an eine Sache erinnere ich mich jedenfalls. Du musst dir den Dieumort schnappen und MacRieve loswerden.«
»Ich hatte sowieso vor, ihn abzuhängen, aber warum sagst du das?«
»Weil er vorhat, genau dasselbe mit dir zu tun, um Cruach selbst entgegenzutreten – ohne dich.«
»Nein, das wagt er nicht!« Er wusste doch nicht einmal von ihrer Beteiligung. Sie hatte geglaubt, etwas Derartiges verhindern zu können, wenn sie verschwieg, wie sie in die ganze Sache verwickelt war.
»Oh, und ob!«
Wahrscheinlich wollte er sie nur wieder beschützen – ein sehr dummer und sehr
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