Immortals after Dark 08 - Flammen der Begierde
Jungtier.« Das Tier mit dem schwarzen Körper hatte einen Knochenkamm über den rötlichen Augen und lag mit weit geöffnetem Maul da, sodass seine unregelmäßigen Zähne gut zu sehen waren. »Sie sind eine Art eleganterer Alligator. Körperlich gesehen zumindest, über ihre Intelligenz kann ich nichts sagen. Aber sie kommen mir ein bisschen gerissener vor.«
Geschickt schlüpfte sie an Garreths Seite. »Wie groß werden sie?«
»Der größte Kaiman, der je dokumentiert wurde, war gut siebeneinhalb Meter lang, aber Schecter hat recht, weiter flussaufwärts gibt es noch größere Exemplare. Viel größer.«
»Da hast du mich raufgeholt, um mir den Kaiman zu zeigen, dabei finde ich die Seerose, auf der er liegt, beinahe noch erstaunlicher. Das Blatt ist ja riesig, fast wie ein Tisch.«
» Victoria amazonica . Auch die werden flussaufwärts noch größer und dicker.«
Sie blickte sich um. »Wie weit sind wir während der Nacht gekommen?«
»Ich glaube, wir befinden uns gerade auf einem Abschnitt des Flusses, für den es keine Karte gibt, also wer weiß … ?« Sie waren den ganzen Morgen über keinem einzigen Boot begegnet. »Jedenfalls weit genug, dass wir ab sofort immer mehr Flusstiere sehen werden. Rosa Delfine und Riesenotter.«
»Das klingt wie ein Märchen.« Lucia lehnte sich gegen die Reling. Sie hatte ihr karamellfarbenes Haar wieder zu Zöpfen über den Ohren geflochten, doch einzelne glänzende Locken tanzten ihr über die Schultern und um ihr zartes Gesicht. Er stellte sich diese Locken auf einem Kissen ausgebreitet vor, während er ihren kleinen, üppigen Körper bestieg, malte sich aus, wie er sie in der Hand hielt, während er sie von hinten nahm …
»Und, worüber hat sich Travis so aufgeregt?«
»Häh?« Innerlich rüttelte er sich zur Besinnung . »Äh, offenbar hat der Captain den Dauerbefehl erlassen, dass an dem Schiff keinerlei Verbesserungen vorgenommen werden dürfen. Und so wie dieses Wrack aussieht, wird die Anweisung wohl auch selten missachtet. Charlie darf Dinge reparieren, aber wenn er mehr tut, kriegt er eins auf den Deckel.«
»Das ist seltsam.«
»Oh, aye.« An Travis war so einiges seltsam, aber immerhin reagierte der Mensch auf Bargeld. Garreth hatte ihn bereits bestochen, damit er das Schiff in Richtung Rio Labyrinto steuerte.
Aber auch wenn Travis ein komischer Vogel war, mit Charlie stimmte definitiv etwas nicht. Während seine Schwester Izabel offen und selbstbewusst zu sein schien, führte er sich unbeholfen auf und war extrem still. Heute wirkte er bleich, fast kränklich. Garreth konnte nicht genau sagen, was mit ihm los war, aber irgendetwas stimmte nicht.
»Wo sind die anderen?«, erkundigte sich Lucia.
»Rossiter läuft in seiner Kabine auf und ab. Izabel hat gerade ein Gourmetfrühstück zubereitet. Schecter treibt sich am Heck herum, auf der Suche nach einem Ort, an dem er seinen ›akustischen Köder‹ anbringen kann. Ich hab ihn gefragt, ob das Ding auch Fische anlockt, aber ich glaube, das fand er nicht so witzig.« Sie lächelte leicht. »Aber wir werden beobachtet«, fügte er hinzu und rieb sich den Nacken.
»Ich weiß. Kannst du irgendetwas wittern?«
Er schüttelte den Kopf. »Totale Reizüberflutung.« Bei seinem letzten Aufenthalt hier war genau dasselbe passiert. Es hatte Wochen gedauert, ehe er sich mit all den neuen Düften vertraut gemacht hatte. »Ich schätze, wir müssen einfach auf alles vorbereitet sein.« Er schaute auf das aufgewühlte Wasser hinaus. »Verdammt, ich hasse diesen Ort.«
»Erzähl mir, was du über den Fluss weißt«, sagte sie. »Erzähl mir von den Gefahren .«
»Du möchtest etwas über die Gefahren hören? Also gut. Im Dschungel leben überall Eingeborenenstämme. Sie halten sich versteckt, du wirst auf dieser Fahrt nicht das Geringste von ihnen zu Gesicht bekommen. Und sie sind friedlich, solange sie nicht provoziert werden, indem zum Beispiel ein Schwachkopf wie Damiãno mit der Polaroidkamera Jagd auf sie macht. Dann können sie ziemlich wütend werden. Nicht zu vergessen, dass die Gifte, die sie zusammenbrauen, die Feydengifte amateurhaft erscheinen lassen«, sagte er. »Hat Nïx dir irgendeinen Hinweis gegeben, wie dieser Dieumort aussehen könnte? Vielleicht ist es ein Gift?«
»Nicht den kleinsten Tipp. Aber ich vermute, dass es sich um einen Pfeil handelt. Warum sollte sie ausgerechnet mich, eine Bogenschützin, in den Dschungel schicken, um eine Waffe zu suchen, mit der ich gar nicht umgehen
Weitere Kostenlose Bücher