Immortals after Dark 08 - Flammen der Begierde
zu bekommen, dann konnte er es doch wohl verdammt noch mal ebenfalls! »Es geht dabei nicht nur um mein Gelübde. Wenn ich dir nachgebe, verliere ich meine Identität.«
Er zuckte die Achseln. »Frauen geben doch ständig ihre Jobs ihren Männern zuliebe auf.«
»Das meinst du doch wohl nicht im Ernst?« Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie je zuvor über die Einstellung eines anderen so wütend gewesen wäre.
In diesem Moment vibrierte ihr Telefon. Eine weitere Textnachricht von RegRad: Scheiß auf dich & deinen Lykae. Nïx sagt, du bist auf Kreuzfahrt mit dem Bettvorleger. So ein Scheiß!!!
Lucia seufzte. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Regin auf diese kleine Information von Nïx reagiert hatte. Vielleicht hatte die Hellseherin es ihr erzählt, um Ärger zu provozieren, oder aber sie sah es tatsächlich so voraus.
»Wer schreibt dir denn dauernd? Nïx?«
»Nïx schreibt nur selten Textnachrichten.« Weil niemand je antwortete. Aber wie sollte man auch auf Nachrichten antworten im Stile von: Schlumpf! oder Ich bin charismatisch … oder Böse Hunde bekommen keine Burger ? »Die ist von Regin.«
»Ah, die strahlende Missgeb… äh, die Strahlende. Sie hat mich immer gern ein bisschen herumgeschubst, wenn ich betäubt war, obwohl ich Seite an Seite mit ihr gekämpft habe, als ich dich und deine Schwestern vor den Vampiren gerettet habe.«
Lucia entspannte umständlich ihren Bogen und verstaute ihn wieder in seinem Reisekoffer, ehe sie vor Schuldbewusstsein noch irgendetwas Dummes tat.
»Bevor ich New Orleans letztes Jahr verließ«, fuhr er fort, »habe ich viel über deine Art herausgefunden – beinahe alles über deinen Koven. Warum sind Regin und du so gute Freundinnen? Die meisten halten sie für total … « Auf ihren warnenden Blick hin beendete er den Satz mit »etwas schwierig«.
»Was hast du denn so gehört?«
»Sie zwingt Dämonen dazu, abartige Dinge zu essen, zum Beispiel Radkappen.«
Viele Mythianer hatten dieses Bild von ihr im Kopf, vermutlich weil Regin mal eine Phase durchgemacht hatte, in der sie ihre Feinde einfach alles schlucken ließ: Bierflaschen, Fußbälle, Mülltonnendeckel.
»Also, zunächst einmal war das nur eine Phase , und die hat sie inzwischen hinter sich.« Größtenteils. »Und zweitens haben diese Dämonen sie danach nie wieder belästigt.«
»Du nimmst sie in Schutz?«
»Sie wurde für den Krieg geschaffen, aber zugleich besitzt sie einen feinen Sinn für« – niveaulosen – »Humor. Na ja, wenn diese beiden Eigenschaften zusammentreffen … « Und noch eine Prise Schuldbewusstsein hinzukommt.
Obwohl Regins Küsse eine Droge waren, die süchtig machten wie Heroin, hatte sie in ihrer Jugend einmal einen Berserker geküsst. Aidan den Grimmigen. Bei seinem Versuch, sie für sich zu gewinnen, war er ums Leben gekommen, doch seit Jahrhunderten wurde er ein ums andere Mal wiedergeboren und begab sich immer wieder auf die Suche nach ihr.
»Außerdem«, fügte Lucia hinzu, »gibt es einiges, was Regin und mich verbindet.« In der Vergangenheit war Regin jedes Mal an ihrer Seite gewesen, wenn Lucia in die Höhle des Blutigen Verdammten gegangen war, als ihre Waffenschwester.
Aber der Kampf gegen Cruach war nicht mit der Jagd auf einen Bären im Winterschlaf vergleichbar. Regin und sie betraten die Höhle niemals. Stattdessen warteten sie am Eingang, der mit Knochenresten übersät war, auf ihn. Und wenn er schließlich heraustrat, griffen sie an.
Als er zum ersten Mal der Verbannung entkommen wollte, verließ er die Höhle mit schrecklichem Gebrüll und stampfend wie ein Bulle, in dem Glauben, seine Scheußlichkeit würde eine junge skadianische Assassine erschrecken und sie danebenschießen lassen. Aber Lucia hatte ihr Ziel getroffen, auch wenn sie danach geweint und am ganzen Leib gezittert hatte. Regin war vor Entsetzen in die Knie gesunken und hatte Energie erbrochen.
Beim zweiten Mal hatte Cruach Hunderte seiner Todeskultanhänger, seiner Cromiten, herbeigerufen, um den Ausgang zu bewachen, sodass er unbeschadet hinausgelangen konnte. Aber während Regin die Schwertkämpfer in einem wilden Gefecht zurückgedrängt hatte, hatte Lucias Pfeil Cruachs schwarzes Herz getroffen.
Diesmal hatte Lucia keine Ahnung, was sie erwartete. Allerdings befürchtete sie, dass sie den Bären diesmal in seiner Höhle jagen musste. Würde sie sich dazu zwingen können, diesen grauenhaften Ort noch einmal zu betreten? Und das ganz auf sich allein gestellt?
Lucia
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