Immortals after Dark 08 - Flammen der Begierde
kann?«
»Stimmt.«
»Gibt es am Rio Labyrinto auch Eingeborene?«, fragte sie. Ihr Verhalten war so arglos, als ob sie nicht gerade höchst raffiniert zu dem Thema übergeleitet hätte, das sie tatsächlich interessierte: die Lage des Labyrinths.
»Nein, aber vor langer Zeit schon. Ich bin über die Ruinen einer Nekropole gestolpert.«
»Eine Stadt der Toten?«
»Aye, voller Tempel und Krypten, die ein riesiges Grab umgaben«, sagte er. »In der Literatur liest man immer wieder, dass es keinerlei Ruinen direkt im Amazonasbecken gibt. Angeblich machen die Schwankungen des Wasserpegels das Bauen dort unmöglich, da jeder Standort die Hälfte des Jahres unter Wasser stehen würde. Aber diese Nekropole wurde in einer Art Kessel errichtet, um den man gigantische Dämme aus Stein errichtet hatte. Das kam mir alles ziemlich fortschrittlich vor.«
»Wenn es keine Einwohner gibt, wieso halten sich dann diese Gerüchte, dass niemand von dort zurückkehrt?«
»Vermutlich, weil es in der Gegend vor Riesenkaimanen nur so wimmelt«, erwiderte MacRieve. »Das und Matora .«
Lucia verzog das Gesicht. »Ein Bullenfresser?«
»Aye. Sucuriju Gigante . Die Riesenanakonda. Davon gibt’s am Rio Labyrinto jede Menge.«
Sie hob eine Augenbraue. »Willst du damit sagen, dass es solche Viecher nicht nur in Filmen mit J.Lo gibt?«
»Ich habe mehrere gesehen, die sicher an die fünfundzwanzig Meter lang waren, mit Körpern so dick wie ein Ölfass. Die sind überall. Na ja, beinahe überall. Sie sonnen sich gerne auf den Steindämmen, aber in die Stadt hinein kommen sie nie.«
»Ich kann nicht glauben, dass es so was wirklich gibt. Und dass Schecter … recht hat.«
»Aye, Geschöpfe wie aus einer längst vergangenen Zeit. Das Bild eines acht Tonnen schweren Paarungsrituals bekommt man jedenfalls garantiert nie wieder aus dem Kopf.« Er schauderte übertrieben heftig. »Diese Schlangen können mit einer Geschwindigkeit zuschlagen, die dir die Sprache verschlägt. Sogar ein Unsterblicher könnte sich nicht von so einem Vieh befreien, wenn es sich einmal um ihn gewickelt hat.«
»Wenn also irgendjemand das Pech hat, den Rio Labyrinto zu finden – von dem du sagst, dass er möglicherweise die Passage nach El Dorado ist – , würde er von einer ganzen Auswahl von Reptilien gefressen werden?«
»Außer mir.« Er drückte die Schultern durch und schien sich nur mit Mühe davon abhalten zu können, sich auf die Brust zu trommeln.
»Hast du die verlorene Stadt des Goldes gesehen ?«
»Nein, aber die meisten Hieroglyphen in der Nekropole beschreiben auf die ein oder andere Art und Weise glänzende Schätze.«
»Und?« Sie bedeutete ihm mit einer ungeduldigen Geste fortzufahren. »Weitere Einzelheiten bitte.«
»Nach dir, Lousha. Ich weiß ganz genau, dass du mir nicht alles über den Gottestöter erzählt hast, was du weißt.«
Nach kurzem Überlegen entschied Lucia, dass es wohl nichts schaden konnte, ihm ihre Theorie mitzuteilen. »Wie ich dir bereits sagte, vermute ich, dass es sich um einen Pfeil handelt, und zwar aus Gold. Daher mein Interesse an El Dorado.«
»Warum aus Gold?«
»Die Göttin Skadi benutzt Pfeile aus Gold. Überhaupt wurden sie im Verlauf der Geschichte immer wieder von großen Bogenschützen verwendet. Es scheint mir angemessen, dass ein Pfeil von derartiger Kraft einzigartig sein muss. Und jetzt erzähl mir mehr von El Dorado.«
»Soll ich dir etwa jetzt schon alles verraten, damit du mich umso früher loswerden kannst?«, fragte er spöttisch.
»Und du nennst mich geheimnistuerisch? Außerdem hast du immer noch meinen Bogen.«
»Allerdings.«
»Ich brauch ihn zurück, Schotte. Ohne ihn fühle ich mich einfach nicht wohl. Und ich habe sonst auch keine Möglichkeit, mich zu verteidigen. Mit einem Schwert oder Messer kann ich nichts anfangen.«
»Schwöre, dass du dich nicht wieder davonschleichen wirst.«
Sie knirschte mit den Zähnen. »Ich habe mich nicht davongeschlichen .«
Er nahm ihren Bogen aus dem Koffer. »Ich werde ihn dir zurückgeben, wenn du mir beim Mythos schwörst, dass du nicht fortgehst, ohne es mir zu sagen, und zwar wenn ich wach und bei Bewusstsein bin. Und du sollst mir zeigen, wie man so schießt wie du.«
»Du willst, dass ich dich unterrichte?«
»Nein, mein Mädchen, ich kann ganz gut mit einem Bogen umgehen.« Zum Beweis begann er gleich, den Bogen fachmännisch zu spannen. »Ich will, dass du es mir zeigst .«
Sie blickte sich um. »Die anderen werden es
Weitere Kostenlose Bücher