Immortals after Dark 09 - Sehnsucht der Dunkelheit
anstatt sie zu lieben. Sie vermutete vielmehr, dass sein Biss ein Versuch gewesen war, Nähe herzustellen – Intimität à la Vämon. Vielleicht?
Sie seufzte und zeigte mit unsicherer Hand auf sich selbst. »Denn, seien wir mal ehrlich, der Dämon muss sich doch inzwischen in mich verliebt haben.«
Ihre Reaktion hatte ihn völlig überrascht. Offensichtlich hatte er erwartet, dass sie auf seinen Biss ganz anders reagieren würde. Und das hätte sie wahrscheinlich auch, wenn sie nicht vorhätte, ihn in allernächster Zukunft zu verraten. Dann nämlich hätte sie einfach die Lust genießen können, die er ihr geschenkt hatte.
So verdammt schwierig.
»Malkom?«, rief sie. Sie marschierte weiter. »Wo bist du?« Keine Antwort. Mit seinen übernatürlichen Sinnen müsste er sie eigentlich trotz des Windes hören. »Komm zurück, Dämon!«
Schließlich entdeckte sie seine gewaltigen Fußabdrücke, die von einer Blutspur begleitet wurden. Gewissensbisse . Sie folgte dem mit Fallen übersäten Pfad bergabwärts, wobei sie versuchte, sich an die Stellen zu erinnern, an denen er seine Fallen aufgestellt hatte.
Wie sich herausstellte, waren sie nicht zu verfehlen. Denn sie waren alle ausgelöst worden, und zwar von Dämonen. Von jetzt zerfetzten und toten Dämonen. Ein Angriff? In der Akte stand, dass Malkom die Minen bewachte. Vielleicht ein Eroberungsversuch? Oder aber die Trothianer waren hergekommen, um den Flüchtigen zu ergreifen, der ihren Prinz getötet hatte?
Ein Stück weiter den Berg hinunter stieß sie auf die Spuren eines Kampfes. Ganze Knochenbäume waren umgeworfen worden. Hier musste jemand, der so stark war wie Malkom, beteiligt gewesen sein.
Hatten ihn noch mehr Dämonen angegriffen? Sie wettete, dass diese das inzwischen bereuten. Malkom war vermutlich unterwegs, um die frischen Leichen vor ihr zu verstecken – oder um sie zu braten. Wer konnte das bei diesem Mann schon wissen?
Sie musterte die Spuren auf der ganzen Lichtung. Wieder konnte sie Malkoms Fußabdrücke ausmachen, doch nun sah sie auch leichtere Abdrücke von Stiefeln. Noch mehr Dämonen?
Da sie eine Menge Jack D intus hatte, fühlte sie sich in der Lage, mit ihrem wissenschaftlich geschulten Gehirn die Spuren zu lesen und den Kampf zu analysieren, der hier stattgefunden hatte. Sie war Winnetou und Old Shatterhand zugleich – auch wenn Carrow das Spurenlesen niemals gelernt hatte.
Tiefe Abdrücke, bei denen nur der halbe Fuß zu sehen war, bedeuteten, dass sich der Betreffende vom Boden abgedrückt hatte, um sich auf einen anderen zu stürzen. Von der Sorte gab es jede Menge, überall um sie herum. Aber sie könnte schwören, dass es so aussah, als ob Malkom am Ende davongehumpelt wäre, eingerahmt von leichteren Dämonen. Und dann verschwanden die Spuren einfach.
Was zum Teufel hatte das denn zu bedeuten? Hatte er etwa zugelassen, dass ihn eine Gruppe von Dämonen teleportierte? Selbst wenn er geschwächt war, konnte ihn niemand gegen seinen Willen translozieren, wenn er nur genügend Widerstand leistete.
Sie musste wissen, was hier passiert war. Also opferte sie einen Teil ihrer kostbaren Energie, um einen Ernüchterungszauber durchzuführen. Diesen Zauber mochte sie von allen am wenigsten. Gleich darauf führte sie einen Betrachtungszauber durch.
»Zeige mir Malkom«, murmelte sie.
Daraufhin begann sich vor ihr eine Szene abzuspielen, wie ein Film auf einem Fernseher mit schlechtem Empfang. Malkom schwitzte, als wäre er den Berg hinauf- und wieder hinuntergerannt, aber er schien sich wieder in Richtung Mine zu bewegen.
Auch wenn schon einige Zeit vergangen war, seitdem er sie verlassen hatte, wirkte er immer noch stocksauer auf sich selbst und rammte wiederholt die Hörner in die ihn umgebenden Bäume. Er humpelte immer noch, sein verletzter Arm hing nutzlos an seiner Seite, und sein ganzer Körper war mit getrocknetem Blut überdeckt.
Erneute Gewissensbisse. Sie hatte ihn auf keinen Fall so schlimm verwunden wollen.
Sie riss die Augen auf, als es weiterging. Andere Dämonen lauerten ihm auf. Malkom war so verletzt und abgelenkt, dass er sie nicht sah, bis sie ihn umzingelt hatten, mindestens zwanzig Stück. Der Größte unter ihnen trug eine prächtige Rüstung und war beinahe so gewaltig wie Malkom. Die anderen nannten diesen Dämon Ronath. Seiner Miene nach zu schließen hasste Malkom ihn.
Sie waren wegen Malkom hier, um ihn gefangen zu nehmen. Wenn Malkom ein Flüchtling war, war dieser Dämon in der Rüstung dann
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