Immortals after Dark 09 - Sehnsucht der Dunkelheit
reichte ihm über die Fußknöchel.
»Keine Eltern?«
Entnervt hörte er auf zu graben. »Nein, Ruby, meine Mutter wurde getötet, und … «
»Meine auch«, unterbrach das Mädchen ihn mit entsetzter Stimme. »Das waren die Menschen.« Sie blickte fort, ihre Unterlippe zitterte.
Malkoms Augen wurden groß. Er fürchtete ihre Tränen mehr als einen Tritt mitten ins Gesicht.
Als Ruby ihre Tränen zurückhielt und sich die Nase an ihrem Ärmel abwischte, verspürte er tiefe Erleichterung – und einen widerwilligen Respekt für das Mädchen.
»Haben die Menschen auch deine Mama getötet?«
Er atmete aus. »Nein, Kind. Das ist schon vor langer Zeit geschehen.«
Sein Respekt für Ruby wuchs, als sie murmelte: »Ich werde den Leuten wehtun, die das getan haben.«
»Ja, das wirst du eines Tages«, sagte er ehrlich. Und wer würde dafür sorgen, dass sie darauf vorbereitet war, Rache zu üben, dass sie erfahren und stark genug war, um zu bestrafen, ohne sich selbst zu gefährden? »Aber das kannst du erst, wenn du dazu bereit bist und weißt, dass du gewinnen wirst.«
Sie neigte den Kopf. »Wie soll ich das wissen?«
Ich könnte dafür sorgen. Ich könnte dir helfen, deine Rache zu vollstrecken. »Ich bin sicher, dass dein Koven dich das lehren wird. Oder Carrow.«
»Weißt du was? Du bist genau wie ich. Wir haben beide unsere Mama verloren, und jetzt haben wir beide Carrow.«
»Welche Kräfte besitzt du?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
»Ich bin wie Crow, in denselben drei Kasten wie sie.« Als er sie aufforderte weiterzureden, fuhr sie fort: »Kriegerin, Zauberin und Beschwörerin. Aber so lange ich dieses blöde Halsband trage, kann ich gar nichts machen.« Wütend starrte sie an sich hinunter.
Er hatte schon gewusst, dass Carrow eine Zauberin war, aber nicht, dass das eine eigene Kaste darstellte. Er wünschte, er könnte glauben, dass sie ihn verzaubert hatte, damit er sie begehrte, aber seine Gefühle für sie waren zu gewaltig, um bloße Zauberei zu sein.
»Carrows Magie scheint zu kommen und zu gehen.« Letzte Nacht hatte sie ihm erzählt, dass ihr Halsband in Oblivion außer Kraft gesetzt gewesen sei. Warum also war ihre Magie so unvorhersehbar gewesen?
»Kann schon sein.« Ruby zuckte mit den Achseln. »Wenn sie keine Quelle findet.«
»Eine Quelle? Der Macht?«
»Ich soll niemandem davon erzählen.«
Er sah ihr in die Augen und rang sich ein unbeholfenes Lächeln ab. »Aber ich bin’s doch nur, Kind.«
»Warum hast du gesagt, dass du mit Carrow verheiratet bist?«, fragte sie mit misstrauischer Miene.
Seine Schultern versteiften sich, das vorgetäuschte Lächeln verschwand. »Weil ich es bin.«
»Ich habe sie danach gefragt.«
»Und was hat sie gesagt?«, erkundigte er sich im gleichgültigsten Tonfall, den er hinbekam.
»Sie hat gesagt, selbst wenn ihr es wärt, würdest du nun nicht mehr mit ihr zusammen sein wollen.«
Dann hatte Carrow es also nicht geleugnet. In der letzten Nacht hatte sie ihm weismachen wollen, dass sie die Seine werden wollte. Als er ihr befohlen hatte, ihn allein zu lassen, schien sie enttäuscht gewesen zu sein.
Es wäre so leicht zu glauben, dass sie ein neues Leben mit ihm anfangen wollte. Noch naheliegender aber war es, dass sie Zuneigung vortäuschte, um sich seinen Schutz zu sichern.
Das kommt mir bekannt vor.
»Aber ich glaube, du willst mit ihr zusammen sein«. sagte Ruby. »Du warst letzte Nacht am Strand ganz traurig, als sie verletzt war.«
Traurig? Er war vor Sorge fast von Sinnen und verängstigt gewesen.
Doch es gab zwei Probleme mit der Hexe: Malkom könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren – und er würde sie auf jeden Fall verlieren. Sobald sie von seiner Vergangenheit erfuhr oder aber zu sich nach Hause zurückkehrte … Und er wusste nicht, ob er je wieder einem anderen Geschöpf vertrauen konnte. Es brachte ja doch nur Kummer.
Ich werde dies durchstehen, Stunde um Stunde, und mir versagen, was ich mir am meisten wünsche.
»Wir haben letzte Nacht über dich geredet.«
»Wirklich?«
»Ja, wenn du mit Crow verheiratet bist und sie mich adoptiert, dann tust du das auch. Du bist mein Stiefdämon.«
»Stiefdämon?«
»Ja, wie ein Stiefvater, der ein Dämon ist.«
Ein Stiefvater war eine Art Vater? Warum hatte Carrow dem Kind so etwas erzählt? Wollte sie Druck auf ihn ausüben? Sie hatte wirklich Nerven, davon auszugehen, dass er für sie und für ihr Adoptivkind sorgen würde, ohne ihn auch nur zu fragen.
Malkom fuhr sich
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