Immortals after Dark 09 - Sehnsucht der Dunkelheit
E-s-s…
Dachte sie ernsthaft darüber nach, bei ihm zu bleiben? Als ob er sie noch würde haben wollen, wenn sie ihn erst mal verraten hatte. Ohnehin war in ihrer Welt kein Platz für ihn. Er wäre dort der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen, und dabei würde sich ihr Leben sowieso schon wegen Ruby radikal verändern.
Hey, nach allem, was sie von Oblivion gesehen hatte, würde das Hauptquartier des Ordens für ihn immerhin keine Verschlechterung darstellen. Wenn sie sich das nur oft genug einredete, würde sie es dann eines Tages auch selbst glauben?
In diesem Moment sah er sie an, als hätte er die Ernsthaftigkeit ihrer Gedanken gespürt. Sie schluckte.
Mittlerweile sehnte sie sich danach, ihn ganz und gar zu besitzen. Sie träumte davon, ihn endlich zu lieben. Doch zwei Dinge hielten sie zurück: Er könnte sie schwängern, und er könnte ihr wehtun, möglicherweise sogar noch einmal beißen.
Er arbeitete hart an seiner Selbstbeherrschung und machte dabei solche Fortschritte, dass sie nicht einmal mehr Angst bekam, wenn sich seine Augen schwarz färbten, da sie diese Farbe inzwischen mit seinem Verlangen assoziierte. Ruhiges Blau verwandelte sich in gieriges Schwarz.
Aber würde er sich auch dann noch beherrschen können, wenn sie bis zum Letzten gingen? Mit einem so starken Geschöpf zusammenzuleben, erforderte große Vorsicht ihrerseits. Sie war dazu übergegangen, Magie zu benutzen, um das Risiko einer versehentlichen Verletzung zu verringern. Doch wenn sie sich vereinigten, würde sie sich ihm voll und ganz hingeben und darauf vertrauen müssen, dass er ihr nicht wehtat. Sie wusste nicht, ob sie zu einem solchen Vertrauensvorschuss schon bereit war.
Dazu kam natürlich noch die Sorge, er könnte sie erneut beißen. Sie glaubte nicht, dass er schon einmal ihre Erinnerungen geträumt hatte – nicht, dass er ihr ein solches Erlebnis in Worten oder pantomimisch hätte mitteilen können. Doch mit jedem Mal, das er von ihr trank, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass er sie sehen würde.
Es war eine Sache, ihm ihr Dilemma zu erklären, aber sie fürchtete sich davor, dass er nur einzelne aus dem Zusammenhang gerissene Teile zu sehen bekommen würde. Denn das würde ihn ganz sicher jegliche Selbstbeherrschung vergessen lassen.
Sie wusste, dass er sich danach sehnte, von ihr zu trinken. Immer wieder erwischte sie ihn dabei, wie er ihren Hals anstarrte – nicht unbedingt hungrig, aber immer voller Sehnsucht.
Eines Nachts war sie aufgewacht, weil er auf- und abgelaufen und sich immer wieder mit der Hand über den Mund gefahren war. Sie hatte tief und gleichmäßig weitergeatmet und die Lider nur einen Spalt weit geöffnet. Dabei hatte sie beobachtet, wie sein Blick über sie gewandert war und sich gleich darauf nach oben gerichtet hatte, als würde er um Rat flehen. Nach einem weiteren Blick auf sie hatte er eine Hand an den Mund geführt und die Fänge in sein eigenes Handgelenk versenkt, bis er leise aufstöhnte. Ob er sich vorgestellt hatte, dass er sie biss?
Er biss sich also selbst, um seinen ihr gegebenen Eid nicht brechen zu müssen. Wie lange konnte er ein derartig überwältigendes Verlangen wohl noch zurückhalten?
Ob ich mich wohl noch eine weitere Nacht an meinen Schwur halten kann?
Malkom musste unbedingt von ihr trinken. Es war nicht, weil er nach ihrem Blut dürstete oder endlich wieder Blut direkt von einem lebenden Wesen genießen wollte, sondern weil sie sich mit jeder Stunde, die verging, weiter von ihm entfernte.
Sie drohte, ihm zu entgleiten.
Selbst während er ihren Körper liebkoste, schien sie häufig tief in Gedanken versunken zu sein und verschloss sich vor ihm. Je öfter das vorkam, umso häufiger starrte er auf ihren Hals und sehnte sich nach jener Verbindung, die ihn in solches Staunen versetzt hatte.
Inzwischen hatte ihn eine solch große Unruhe erfasst, dass er sich nicht länger auf die Buchstaben konzentrieren konnte. Er legte den Stock hin. Sie bemerkte es nicht einmal, saß nur da und starrte ins Feuer.
Auch wenn Malkom an Verlust gewöhnt war, so wusste er doch, dass er sich niemals davon erholen würde, sollte er sie je verlieren. Schon die bloße Vorstellung, sie nicht mehr bei sich zu haben, versetzte ihn in Wut.
Wenn er bloß offen mit ihr kommunizieren könnte. Doch je mehr er sich an ihre Sprache erinnerte, umso schlimmere Albträume an seine Kindheit und Folter quälten ihn. Trotzdem wollte er unermüdlich weiter lernen. Er musste unbedingt
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