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Immortals After Dark 12 - Lothaire

Immortals After Dark 12 - Lothaire

Titel: Immortals After Dark 12 - Lothaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
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sagen?«, fragte der Gefängnisdirektor in feierlichem Ton.
    »Nein!« Ellie wand sich in ihren Fesseln auf der Liege und zerrte an den Elektroden, die auf ihrer Brust klebten. Bei jedem ihrer hektischen Herzschläge schlug die Linie auf dem EKG -Monitor neben ihr weit nach oben aus. Die Infusionsschläuche, die in beide Arme führten, schaukelten hin und her. »Nein, ich bin bereit!«
    Die Furcht, die sie angesichts ihres nahenden Todes hätte spüren können, wurde von einem überwältigenden Gefühl der Dringlichkeit verdrängt. Der Tod war ihr schon einmal vor der Nase weggeschnappt worden.
    Der Dämon regte sich in ihr.
    Aus Angst, »Saroya« würde sich erheben und alle um sie herum angreifen, hatte Ellie auf ihre Henkersmahlzeit und auf einen letzten Besuch ihrer Familie oder des Kaplans verzichtet. Stattdessen hatte sie rasch und mit kühler Effizienz ihre weltlichen Habseligkeiten aufgelistet: Labello, Collegelehrbücher, vier Dollar in Münzen und ihre Tagebücher.
    Ellie hatte schon vor langer Zeit mit ihrem Schicksal Frieden geschlossen und sehnte sich seit der Nacht ihrer Verhaftung nur noch nach dem Tod. Sie hatte die Familien ihrer Opfer schriftlich um Vergebung gebeten, aber die Briefe würden erst abgeschickt werden, wenn sie nicht mehr lebte.
    »Bitte beeilen Sie sich doch, Sir«, flehte sie den ältlichen Direktor an.
    Bei diesen Worten brach verwirrtes Gemurmel im Raum nebenan aus. Die Zeugen hinter der getönten Glasscheibe wussten nicht, was dieses Benehmen zu bedeuten hatte und was sie von einer dermaßen ungewöhnlichen Mörderin halten sollten.
    Sie war jung, hatte keinen Einspruch gegen das Urteil eingelegt und allen Berichten zufolge als Jugendliche keine Tendenz zur Gewalttätigkeit gezeigt. Allerdings war sie ein paarmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Einige Verstöße waren eher minderschwer; so war sie wiederholt mit Jungen in parkenden Autos erwischt worden. Andere waren nicht ganz so unbedeutend; beispielsweise hatte sie auf Staatsgebiet gewildert und sich geweigert, gegen Familienmitglieder als Zeugin auszusagen oder mit den Gesetzesvertretern zusammenzuarbeiten. Doch war nie auch nur ein einziger Tropfen menschlichen Blutes durch ihre Hand vergossen worden – bis zu dieser Mordserie, die sich über ein Jahr hingezogen hatte.
    Saroya war fleißiger gewesen, als Ellie es sich je hätte träumen lassen.
    »Ich bin bereit.«
    Der Direktor blickte mit gerunzelter Stirn auf sie hinab, und die beiden Gefängniswärter neben ihm traten unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Ihren – und Saroyas – Anstrengungen zum Trotz hatten sie Ellie lieb gewonnen. Sie bewunderten ihre ruhige Entschlossenheit, sich zu bilden, ihren Abschluss zu machen, auch wenn sie keine Zukunft hatte.
    Ellie hatte schon immer über eine gute Menschenkenntnis verfügt, und so hatte sie deren Gefühle schließlich erwidert. »Vielen Dank für alles.«
    »Möge Gott mit Ihnen sein, Ellie Peirce.« Der Direktor wandte sich zum benachbarten Kontrollraum um. Als die Wärter ihm hinausfolgten, legte einer von ihnen ihr rasch die behandschuhten Finger auf die Schulter. Der andere nickte ihr nur kurz zu, aber sie sah ihm an, dass ihr Dahinscheiden ihn nicht kaltlassen würde.
    Die Tür schloss sich mit einem ohrenbetäubenden Klicken hinter ihnen.
Jetzt bin ich allein.
Sie starrte ihnen hinterher, begriff endlich, dass es niemanden gab, der sie lebendig aus diesem Raum herausholen würde.
    Allein. Ich hab solche Angst.
    Ich wollte nicht sterben
müssen
.
    Sie blickte auf ihre Arme, die an den gepolsterten Armstützen festgeschnallt waren. Ihre Handgelenke waren mit nach oben gewandten Handtellern fixiert. Die beiden Infusionsschläuche waren drei bis vier Meter lang und führten von der Innenseite ihrer Arme durch zwei Löcher in der Wand hinter ihr in den Kontrollraum.
    Vor einer halben Stunde hatte ein namenloser, gesichtsloser Arzt dort drinnen damit begonnen, eine Kochsalzlösung laufen zu lassen. Punkt zwölf Uhr mittags würde er drei verschiedene Chemikalien hinzufügen, und wenige Momente später würde dieser Albtraum endlich für alle Zeit vorbei sein.
    Ich muss es zu Ende bringen. Fast geschafft.
    Komisch, woran man kurz vor dem Tod noch alles dachte. Wie viele Leute mochten wohl – auf die Minute genau – wissen, wann sie sterben würden?
    Sie bezweifelte, dass je zuvor ein Mensch bei seiner eigenen Exekution von einem solch fieberhaften Drang angetrieben worden war. Sie hatte ein Ziel vor Augen und

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