Immortals After Dark 12 - Lothaire
Blut floss.
Konzentrier dich!
Während er in das Gebäude eindrang, verdrängte Lothaire krampfhaft den Gedanken an die Zeit seiner eigenen Gefangenschaft, der er gerade erst entronnen war.
Der Grund, aus dem ich vielleicht zu spät zu der Exekution meiner Braut komme.
Als er vor einigen Wochen von dem Hinrichtungstermin erfahren hatte, hatte er Saroya sofort retten wollen, doch dann war er selbst vom Orden, einer Armee von Sterblichen, gefangen genommen worden.
Er war ihnen entwischt … aber kam er noch rechtzeitig?
Vor ihm leuchteten weitere Taschenlampen auf. Drei Wärter in Schutzausrüstung eskortierten eine Handvoll Zivilisten.
»Ist da jemand?«, rief einer der Wärter.
Lothaire stellte sich bildlich vor, wie er eine Schneise aus Blut und Schreien durch die Gruppe hindurchschlug.
Nein, konzentrier dich!
Das wäre so unterhaltsam wie selbstsüchtig.
Um Zeit zu sparen, translozierte sich Lothaire an ihnen vorbei. Er verschwand, um einen Sekundenbruchteil später wieder zu erscheinen.
Als er den Zuschauerraum erreichte, teleportierte er sich hinein. Zwei junge Männer waren soeben durch die Tür des benachbarten Hinrichtungsraums gestürzt, um sie zu bewachen. Sie hielten große Taschenlampen und Sturmgewehre in den zitternden Händen.
Und dann fiel Lothaires Blick zum ersten Mal seit fünf Jahren auf Elizabeth. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie im Schnee gelegen und mit köstlicher Furcht in den ungewöhnlichen grauen Augen zu ihm aufgesehen.
Jetzt lag sie gefesselt und in eine schäbige orangefarbene Uniform gekleidet vor ihm. Ihr langes kaffeebraunes Haar war streng aus dem Gesicht gekämmt. Wieder war sie vor Furcht außer sich, ihre Augen schossen blindlings in der Dunkelheit hin und her, aber er verspürte kein Mitgefühl, nur Hass.
Das war alles ihre Schuld! Diese Nadeln hatten sie mit Elizabeths Einverständnis in ihre Armbeugen gestochen … Eine durchsichtige Flüssigkeit floss bereits durch die Schläuche.
Sein Herz wollte jeden Moment explodieren.
Zu spät?
Mit lautem Gebrüll translozierte er sich hinein und schlug die beiden Männer beiseite, sodass sie mit dem Kopf voran gegen die gegenüberliegenden Mauern flogen.
»Wer ist da?«, rief Elizabeth, als er die bebenden Hände auf ihre zierlichen Arme legte, um die Nadeln aus ihren Adern zu ziehen. »Was ist los? Ich kann nichts sehen.«
Er beugte sich hinab, um an der Flüssigkeit zu riechen, und wäre vor Erleichterung beinahe auf die Knie gesunken. Kochsalzlösung. Kein chemischer Geruch, nur Salzwasser.
Um sicherzugehen schlitzte er den Schlauch mit einer Klaue auf und ließ sich die Flüssigkeit auf die Zunge tröpfeln.
In Sicherheit.
Aber wenn er nur Sekunden später gekommen wäre …
»Du warst eine böse kleine Sterbliche«, knurrte er, als er die Elektroden von Elizabeths Körper riss.
Sie schnappte erschrocken nach Luft. Dann schrie sie los: »Hör sofort damit auf, du Mistkerl! Lass mich in Ruhe!«
Sobald er ihre Fesseln durchtrennt hatte, packte er mit festem Griff ihr Handgelenk und riss sie auf die Beine.
Ehe Lothaire sie in die Sicherheit seines Zuhauses translozierte, gab er ihr ein Versprechen: »Jetzt wirst du bezahlen, Elizabeth.«
Als der Boden mit einem Mal unter ihren Füßen verschwand, kippte Elizabeth nach vorn. Sie wusste, dass dieses Ungeheuer sie festhielt. Lothaires Stimme würde sie immer und jederzeit wiedererkennen. Dieses tiefe Timbre, dieser Akzent hatten sie in ihren Träumen heimgesucht.
Als sie plötzliche Übelkeit überkam, merkte sie, dass sie sich nicht länger im Gefängnis befand. Irgendwie hatte er sie in ein schickes Wohnzimmer transportiert, das in eine Villa gepasst hätte.
Gerade als sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, wurde ihr Körper erneut vom Boden hochgehoben. »Ah! Aufhören,
auf…
«
»Ich hatte dich gewarnt, Sterbliche!«, brüllte der Dämon und schleuderte sie von sich fort.
Mit einem erstickten Schrei landete sie seitlich auf einer Couch mitten im Zimmer.
Steh auf!
Ihr war schwindlig …
Behalt ihn im Auge, Ellie!
Nachdem sie ihren Kopf heftig geschüttelt und so wieder klar bekommen hatte, rappelte sie sich mühsam auf. Der Dämon stolzierte vor ihr auf und ab, wobei er immer wieder verschwand und gleich wieder auftauchte.
Er war größer als in ihrer Erinnerung, und diesmal sah er sogar noch mörderischer aus. Seine Fäuste waren geballt, die Sehnen in seinem Hals standen hervor. Seine Iris leuchteten rot, und rote Adern überzogen
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