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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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aufregenden Geschichten über Hinrichtungen oder berühmte Straßenräuber nach Hause.
    »Du setzt zu viel Glauben in die Menschen, Julius«, sagte Aurelia soeben. »Man muss sich um sie kümmern, wie sich ein Vater um sein Kind kümmern muss. Manche mögen Geist und Intelligenz besitzen, das gebe ich zu. Aber die meisten müssen beschützt werden …« Ihre Stimme erstarb plötzlich, und es herrschte Stille.
    Julius hob den Blick und Gaius sah, wie Traurigkeit das Gesicht seines Vaters überzog. Beschämt sah er weg, als sei er Zeuge einer intimen Handlung zwischen den beiden geworden.
    »Relia?«
    Gaius hörte die Stimme seines Vaters und sah wieder seine Mutter an, die regungslos wie eine Statue dalag, den Blick auf ein Geschehen in weiter Ferne gerichtet. Ihre Hand zitterte, und plötzlich verzog sich ihr Gesicht wie das eines Kindes. Das Zittern, das in der Hand angefangen hatte, breitete sich über ihren ganzen Körper aus, und sie verdrehte sich krampfartig, wobei einer ihrer Arme die Schüsseln von dem niedrigen Tisch fegte. Ihre Stimme brach in kreischenden Lauten aus ihrer Kehle hervor, sodass die beiden Jungen unwillkürlich zusammenzuckten.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob sich Julius von der Liege und nahm seine Frau in die Arme.
    »Lasst uns allein«, befahl er. Gaius und Marcus verließen gemeinsam mit den Sklaven den Raum, und der Mann blieb allein mit der sich windenden Gestalt in den Armen zurück.
    Am nächsten Morgen wurde Gaius von Tubruk geweckt, der ihn an der Schulter rüttelte.
    »Steh auf, Junge. Deine Mutter will dich sehen.«
    Gaius stöhnte leise, aber Tubruk hatte ihn gehört.
    »Sie ist immer sehr ruhig nach einer … schlechten Nacht.«
    Gaius hielt beim Anziehen inne und schaute zu dem alten Gladiator auf.
    »Manchmal hasse ich sie.«
    Tubruk seufzte leise.
    »Ich wünschte, du hättest sie noch gekannt, wie sie damals war, bevor die Krankheit begonnen hat. Früher hat sie vor sich hin gesungen, und im Haus herrschte immer Fröhlichkeit. Denk immer daran, dass sie noch da ist, aber eben nicht zu dir herauskommen kann. Sie liebt dich wirklich, weißt du das?«
    Gaius nickte und strich sich achtlos über die Haare.
    »Ist mein Vater schon wieder in die Stadt zurückgeritten?«, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte. Sein Vater hasste es, hilflos zu sein.
    »Er ist bei Tagesanbruch aufgebrochen«, antwortete Tubruk.
    Ohne ein weiteres Wort folgte Gaius ihm durch den kühlen Gang zu den Gemächern seiner Mutter.
    Sie saß aufrecht im Bett. Ihr Gesicht war frisch gewaschen, ihr langes Haar hing ihr in einem Zopf über den Rücken. Sie war blass, doch sie lächelte, als Gaius eintrat und er schaffte es, zurückzulächeln.
    »Komm näher, Gaius. Es tut mir Leid, wenn ich dir gestern Abend Angst gemacht habe.«
    Er ging auf sie zu und ließ sich von ihr umarmen, aber er fühlte nichts dabei. Wie sollte er ihr erklären, dass er keine Angst mehr hatte? Er hatte es zu oft miterlebt, und jedes Mal war es schlimmer gewesen. Ein Teil von ihm wusste, dass sie immer kränker wurde, und eigentlich war sie schon dabei, ihn zu verlassen. Aber daran durfte er im Augenblick nicht denken; es war besser, diese Gedanken für sich zu behalten, zu lächeln, sie zu umarmen und ungerührt wieder hinauszugehen.
    »Was hast du heute vor?«, fragte sie, als sie ihn losließ.
    »Meine Arbeit mit Marcus erledigen«, antwortete er.
    Sie nickte und schien ihn zu vergessen. Er wartete noch eine Weile, und als sie nichts mehr sagte, drehte er sich um und verließ das Zimmer.
    Als die kleine leere Stelle in ihren Gedanken verblasste und sie sich wieder im Raum umsah, war sie allein.
    Marcus wartete bereits mit einem Vogelnetz am Tor auf ihn. Er sah seinem Freund in die Augen und schlug einen fröhlichen Ton an.
    »Ich glaube, heute haben wir Glück. Wir fangen bestimmt einen Falken oder sogar zwei. Dann richten wir sie ab und sie sitzen uns auf der Schulter und greifen auf Befehl an. Suetonius rennt dann weg, wenn er uns sieht.«
    Gaius kicherte und vertrieb die Gedanken an seine Mutter aus dem Kopf. Er vermisste seinen Vater schon jetzt, aber vor ihnen lag ein langer Tag, und im Wald gab es immer etwas zu erleben. Er zweifelte an Marcus’ Idee, Falken fangen zu gehen, doch er würde mitmachen, bis der Tag zu Ende und jeder Pfad abgelaufen war.
    In dem grünen Zwielicht übersahen sie fast den Raben, der auf einem niedrigen Ast saß, nicht weit von den sonnenüberfluteten Feldern. Marcus entdeckte ihn

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