Imperium
zweckmäßig«
bezeichnet. Miss Younger hatte ihr kastanienbraunes Haar zu einem straffen Knoten hochgesteckt, aus dem nicht ein einziges Haar auszubrechen wagte. Townsends erster Eindruck war, einer jüngeren Ausgabe von Miss Steadman gegenüberzusitzen
– eine Illusion, die noch verstärkt wurde, als Miss Younger seine Fragen knapp und gezielt beantwortete.
Das Gespräch dauerte elf Minuten. Am nächsten Morgen
trat Miss Younger ihre neue Stelle als Townsends Sekretärin an.
Keith Townsend mußte noch sechs Wochen warten, bis die Chronicle rechtmäßig ihm gehörte. Während dieser Zeit sah er Susan fast jeden Tag. Jedesmal, wenn sie ihn fragte, warum er in Adelaide blieb, da er doch sicher war, daß man ihn dringend bei der Chronicle in Sydney brauchte, antwortete er: »Bis die Zeitung mir gehört, kann ich nichts tun. Denn wenn man dort wüßte, was ich vorhabe, würde man den Vertrag rückgängig machen, ehe die sechs Wochen vorbei sind.«
Ohne Susan wären Keith diese sechs Wochen endlos
erschienen, obwohl sie ihn immer noch regelmäßig damit aufzog, wie selten er pünktlich zu einer Verabredung kam. Er löste dieses Problem schließlich, indem er ihr vorschlug:
»Vielleicht wäre es einfacher, wenn du zu mir ziehst.«
284
An dem Sonntagabend, bevor Townsend die Chronicle rechtmäßig übernahm, flogen er und Susan gemeinsam nach Sydney. Townsend bat den Taxifahrer, vor dem Verlagsgebäude zu halten, bevor er sie zum Hotel brachte. Er nahm Susan am Ellbogen und führte sie über die Straße. Auf dem Bürgersteig auf der anderen Seite drehte er sich um und blickte das Chronicle- Gebäudehinauf. »Um Mitternacht gehört es mir«, sagte er mit einer Leidenschaftlichkeit, die Susan gar nicht von ihm gewohnt war.
»Ich hatte eigentlich gehofft, daß du um Mitternacht mir gehörst«, zog sie ihn auf.
Susan war überrascht, daß Bruce Kelly im Hotel auf sie wartete. Noch mehr überraschte es sie, daß Keith ihn einlud, mit ihnen das Dinner einzunehmen.
Ihre Gedanken schweiften ab, als Keith beim Abendessen seine Pläne darlegte, was die Zukunft der Zeitung betraf –
sosehr in die Sache vertieft, als wäre Susan gar nicht mehr bei ihm. Sie wunderte sich, weshalb Keith nicht auch den
Chefredakteur der Chronicle zum Dinner eingeladen hatte.
Nachdem Bruce gegangen war, nahmen Susan und Keith den Fahrstuhl ins oberste Stockwerk und begaben sich auf ihre getrennten Zimmer. Keith saß am Schreibtisch und ging einige Zahlen durch, als Susan durch die Verbindungstür zu ihm kam.
Am nächsten Morgen stand der Besitzer der Chronicle kurz vor sechs Uhr auf und hatte das Hotel längst schon verlassen, bevor Susan aufwachte. Er ging zu Fuß zur Pitt Street und hielt unterwegs an jedem Kiosk und Zeitschriftenladen. Es ist nicht so schlimm wie damals mit der Gazette, dachte er, als er vor dem Chronicle -Verlagshaus eintraf, aber es könnte viel besser sein.
Er trat in die Eingangshalle. Am Empfang wies er den Mann vom Wachdienst an, dem Chefredakteur und dem Geschäftsführer auszurichten, daß er sie sprechen wolle, sobald sie das 285
Haus betreten hatten, und daß er einen Schlosser kommen lassen solle. Als er diesmal durch das Haus schritt, fragte ihn niemand, wer er sei.
Townsend setzte sich zum erstenmal in Sir Somersets Sessel und las die Frühausgabe der Chronicle. Als er die Zeitung von der ersten bis zur letzten Seite durch hatte, erhob er sich und schritt im Büro auf und ab, wobei er dann und wann
stehenblieb, um auf den Hafen hinauszuschauen. Als einige Minuten später der Schlosser kam, erklärte Townsend ihm genau, was er wollte.
»Wann?« fragte der Schlosser.
»Jetzt gleich«, antwortete Townsend. Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und fragte sich, welcher der beiden Männer als erster kommen würde. Er mußte weitere vierzig Minuten warten, ehe es an seine Tür klopfte. Nick Watson, Chefredakteur der Chronicle, trat ein. Er sah Townsend hinter dem Schreibtisch, in einen dicken Ordner vertieft.
»Tut mir leid, Keith«, entschuldigte er sich. »Ich hatte ja keine Ahnung, daß Sie an Ihrem ersten Tag schon so früh hier sind.« Townsend blickte auf, als Watson hinzufügte: »Können wir schnell machen? Um zehn muß ich die Redaktionssitzung leiten.«
»Müssen Sie nicht«, entgegnete Townsend. »Ich habe Bruce Kelly gebeten, die Redaktionssitzung zu übernehmen.«
»Wieso? Ich bin der Chefredakteur«, protestierte Nick.
»Nicht mehr«, erklärte Townsend. »Ich befördere
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