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Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Titel: Die Lebenskünstlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute R. Albrecht
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Der Hallodri kneift
     
    Da sitze ich nun zwischen all den Umzugskisten und starre fassungslos auf das Telefon in meiner Hand. Er hat abgesagt, einfach abgesagt. Ich soll nicht sauer sein, er könne nun doch nicht mit mir zusammenziehen.
    Noch nicht mal seine Wohnung hat er gekündigt. Ihn plagen Zweifel und seine Angst vor Veränderungen hätte ihn außerdem zum Abwarten gezwungen. Was soll das?
    Schockiert versuche ich eine Bestandsaufnahme: Außer ein paar vollbepackten Kisten und etwas Gespartes, habe ich nichts mehr. Mein Nachmieter hat sich in einer knappen halben Stunde angemeldet, um heute schon einige Möbelstücke hier zu deponieren. Morgen muss ich die Wohnung endgültig räumen. Jetzt kann ich mir schon mal einen Platz unter einer Autobahnbrücke reservieren.
    Freunde kann und will ich nicht um Hilfe bitten. Sie haben mich wiederholt vor diesem unzuverlässigen Hallodri gewarnt und sich irgendwann zurückgezogen. Bei ihnen um Unterstützung zu betteln, das würde mir den letzten Stolz nehmen.
    Meine Eltern zu fragen, das wäre die reinste Zeitverschwendung. Die jammern immer noch darüber, dass ich nicht bei dem Vater meiner Kinder geblieben bin. Ich hatte es doch so gut bei ihm, das bisschen Saufen, das ist doch alles halb so schlimm. Außerdem quält sich meine Mutter durch die dritte Chemotherapie.
    Langsam gehe ich durch den leeren Flur ins ehemalige Wohnzimmer. Hier befindet sich nichts mehr, mit Ausnahme des kleinen roten Notebooks und meiner Handtasche. Beide liegen nebeneinander auf dem Parkettboden. Ein einsames Stilleben.
    Ich bin außerstande einen klaren Gedanken zu fassen. Der Schock sitzt tief. Dennoch starte ich mechanisch den Computer. Mein Zugang zum Internet scheint noch zu funktionieren.
    Die Immobilienangebote der endlosen Wohnungssuche während der letzten Monaten sind noch als Favoriten gespeichert.
    Wieso wollte ich denn überhaupt mit diesem Mann zusammenziehen? Bei der Suche nach einer gemeinsamen Wohnung gab es für ihn ständig etwas auszusetzen. Hier bemängelte er das zu kleine Bad, dort die ungünstige Aufteilung, dann gefiel ihm der Mietpreis nicht. Selbst ich bin ein Bestandteil auf seiner Mängelliste.
    Wieso laufe ich diesem Taugenichts schon so lange hinterher? Wieso habe ich das alles zugelassen? Liebe ich ihn, oder bin ich ihm gar hörig? Wenn ich an meine momentane Hilflosigkeit denke, vermag ich nur noch verzweifelt zu schluchzen.
    Niedergeschlagen sehe ich die Wohnungsanzeigen durch. Die vielen Tränen lassen mich kaum erkennen, was da angepriesen wird. Mit dem Handrücken wische ich mir voller Selbstmitleid über die Augen.
     
    Mein Blick fällt auf eine neue Anzeige: Zweizimmerwohnung mit Traumblick zu verkaufen.
    Ungeduldig arbeite ich mich durch die präsentierten Bilder. Ich benötige eine Wohnung, hier ist eine. Der Preis ist etwas höher als die Summe, die ich zur Verfügung habe. Hastig putze ich mir die Nase und wühle aufgeregt in der Handtasche nach dem Mobiltelefon. Mit einem letzten beherzten Schniefen wähle ich auch schon die angegebene Nummer.
    Kurz darauf spreche ich mit einem Makler. Beharrlich betone ich mein Interesse an der offerierten Wohnung, in der Hoffnung, dass er sie sogleich mit mir gemeinsam besichtigt.
    Nach einer Dreiviertelstunde stehe ich tatsächlich frierend am verabredeten Ort. Ein öder Parkplatz vor einem Altenheim. Dichter Nebel versperrt mir die genaue Sicht auf die vorüberfahrenden Autos. Ich bin schon kurz davor mutlos aufzugeben, doch wo soll ich den hin? Die letzte Nacht vor meinem Umzug wollte ich bei diesem Loser verbringen. Seine Sachen sollten anschließend umgeräumt werden. Dieses Schwein. Ich hasse ihn.
    Schon wieder schießen heiße Tränen in meine Augen. Krampfhaft ringe ich um Fassung, da ich mich vor dem Immobilienhändler keinesfalls so entblößt präsentieren möchte.
    Zuerst fällt mir gar nicht auf, dass neben mir ein Auto anhält. Der Fahrer macht eine einladende Handbewegung und so steige ich nach einer kurzen Begrüßung in den weißen Mercedes. Nebenbei registriere ich die angenehme und sicherlich teure Innenausstattung.
     
    Mit äußerster Anstrengung folge ich den detaillierten Ausführungen des Maklers. Meine Gedanken schweifen fortwährend ab. Sein Redefluss steigert sich ins Unerträgliche. Nach kurzer Fahrt halten wir und Herr Senker führt mich zum Eingang eines gepflegten Mehrfamilienhauses. Langatmig preist er die Vorzüge der Eigentumswohnung, verweist auf das ungemein saubere Treppenhaus

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