Imperium
du nicht bluffen«, sagte der Amerikaner und zog den Stapel Banknoten zu sich herüber.
Am Ende der zweiten Stunde war Max leicht im Vorteil, was die Gewinne betraf. »Ich hab’ dich gewarnt, daß es eine lange Nacht wird!« Sein Glas hatte Max schon vor geraumer Weile zur Seite geschoben. Jetzt trank er aus der Flasche.
Im Laufe der dritten Stunde, als Max drei Spiele
hintereinander gewonnen hatte, brachte Dick den Namen Julius Hahn zur Sprache. »Der Bursche behauptet, er kennt dich.«
»Kann man wohl sagen. Er ist für die Zeitung verantwortlich, die in unserem Sektor herausgegeben wird. Allerdings hab’ ich sie noch nie gelesen.«
»Hahn scheint ziemlich erfolgreich zu sein.« Armstrong verteilte ein weiteres Blatt.
»Und ob. Aber das verdankt er nur mir.«
Armstrong schob zehn Dollar zur Tischmitte, obwohl er bloß ein einsames As auf der Hand hatte. Sofort legte Max 297
einen Zehndollarschein nach und verlangte eine weitere Karte.
»Was meinst du damit – er verdankt es dir?« Armstrong klatschte zwanzig Dollar auf den wachsenden Haufen
Geldscheine.
Max zögerte, starrte auf seine Karten, blickte auf das Geld und fragte: »Waren das da gerade zwanzig Dollar, die du eingesetzt hast?« Armstrong nickte. Der Amerikaner zog ebenfalls einen Zwanzigdollarschein aus der Brusttasche und knallte ihn auf den Stapel.
»Hahn könnte sich nicht mal den Hintern abwischen, würde ich ihm nicht das Papier dafür geben.« Max studierte sein Blatt mit angespanntem Blick. »Ich überlasse ihm seine monatliche Zuteilung. Ich kontrolliere seinen Papiervorrat. Ich entscheide, wieviel Strom er bekommt und wann ihm der Saft ein- und ausgeschaltet wird. Aber das wißt ihr doch genau, du und Arno Schultz.«
Max blickte auf und beobachtete verdutzt, wie Armstrong ein ganzes Bündel Scheine aus seiner Brieftasche nahm. »Du bluffst, Junge!« sagte Max. »Das rieche ich!« Er zögerte.
»Wieviel hast du diesmal eingesetzt?«
»Fünfzig Dollar«, antwortete Armstrong gleichmütig. Max schob die Finger in die Brusttasche, holte zwei Zehner und sechs Fünfer heraus und legte sie widerstrebend auf den Tisch.
»Dann wollen wir doch mal sehen, was du diesmal hast«, forderte er mit schon leicht lallender Stimme.
Armstrong drehte die Karten um: ein Siebenerpaar. Max lachte grölend und deckte drei Buben auf.
»Ich hab’s gewußt! Du hast wieder mal geblufft!« Er nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. Als er die Karten für die nächste Runde verteilte, lächelte er unentwegt. »Ich weiß nicht so recht, wer leichter fertigzumachen wäre, du oder Hahn.« Seine Zunge gehorchte ihm nur noch mit Mühe.
»Bist du sicher, daß jetzt nicht nur der Alkohol aus dir spricht?« fragte Dick und betrachtete sein Blatt ohne 298
sonderliches Interesse.
»Du wirst schon sehen, wer oder was spricht«, lallte Max.
»In nicht einmal einer Stunde hab’ ich dich zur Schnecke gemacht!«
»Ich habe nicht von mir gesprochen«, Armstrong setzte weitere fünf Dollar, »sondern von Hahn.«
Eine längere Pause trat ein, als Max sich abermals einen tiefen Schluck aus der Flasche genehmigte. Armstrong nahm sich noch eine Karte und legte zehn Dollar auf den Haufen.
Max verlangte ebenfalls eine Karte und leckte sich die Lippen, während er sie anstierte. Dann zog er einen weiteren
Zehndollarschein aus dem Bündel in seiner Brusttasche.
»Dann wollen wir doch mal sehen, was du diesmal hast, alter Knabe.« Max war zuversichtlich, mit seinen zwei Paaren
– Asse und Buben – den Pott zu gewinnen.
Armstrong drehte drei Fünfen um. Max machte ein düsteres Gesicht, als er das Geld auf die andere Seite des Tisches verschwinden sah. »Wärst du bereit, echtes Geld einzusetzen, statt dein großes Mundwerk?« brummte er.
»Aber das habe ich doch gerade«, sagte Armstrong und
steckte die Scheine ein.
»Nein, nein. Ich meine, wenn es um Hahn geht.«
Dick erwiderte nichts.
»Du hast Schiß«, stellte Max fest, nachdem Dick eine
Zeitlang geschwiegen hatte.
Dick legte das Kartenspiel auf den Tisch, blickte seinen Gegner an und sagte ungerührt: »Ich wette mit dir um tausend Dollar, daß du es nicht schaffst, Hahn in den Bankrott zu treiben.«
Max setzte seine Flasche ab und starrte über den Tisch, als könne er nicht glauben, was er soeben gehört hatte. »Wieviel Zeit gibst du mir?«
»Sechs Wochen.«
»Das reicht nicht! Vergiß nicht – es muß so aussehen, als 299
hätte es nichts mit mir zu tun. Ich brauche mindestens sechs
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