Imperium
Woche entbehren. Aber ich muß ihn vor Eröffnung der Parlaments-debatten zurückhaben – vor allem, falls deine Ahnung stimmt und Menzies tatsächlich einen Gesetzesantrag einbringt, die 367
Macht der Gewerkschaften zu beschneiden.«
»Ein so unabkömmlicher Mitarbeiter braucht mich nicht zu begleiten. Außerdem kann ich jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen, wie lange ich fort sein werde. Ein guter Neuling wäre am geeignetsten.« Er legte eine Pause ein, doch von Bruce kamen keine hilfreichen Vorschläge. »Ich war beeindruckt von dem Mädchen, das du vor ein paar Tagen hochgeschickt hast, um mich zu interviewen. – Wie heißt sie doch gleich?«
»Kate Tulloh«, antwortete Bruce. »Aber sie ist viel zu jung und unerfahren für eine so große Sache.«
»Das warst du auch, als wir uns kennenlernten, Bruce. Und das hat mich nicht davon abgehalten, dir einen Posten als Chefredakteur anzubieten.«
Nach kurzem Schweigen sagte Bruce: »Ich werd’ mal
nachschauen, ob ich sie dir zur Verfügung stellen kann.«
Townsend legte lächelnd den Hörer auf. Er konnte nicht gerade behaupten, sich auf diese Reise nach England gefreut zu haben, obwohl ihm klar war, daß es Zeit wurde, sein Imperium über Australien hinaus auszudehnen.
Er blickte auf den unordentlichen Haufen Notizen auf
seinem Schreibtisch hinunter. Obwohl ein ganzes Team von Management-Beratern sich eingehend mit sämtlichen Zeitungs-konzernen Großbritanniens beschäftigt hatte, waren sie nur auf einen einzigen möglicherweise vielversprechenden Kandidaten gestoßen.
Sie hatten eine Akte darüber angelegt, mit der Keith sich übers Wochenende befassen konnte. Er schlug die erste Seite auf und vertiefte sich in den detaillierten Bericht über die West Riding Group. Der Hauptsitz der Unternehmensgruppe befand sich in Leeds. Townsend lächelte. Er war nie näher an Leeds gewesen als während seiner Studienzeit in Oxford, als er von dort aus die Rennbahn in Doncaster besucht und – falls er sich recht erinnerte – sogar auf einen Sieger gesetzt hatte.
368
NEWS CHRONICLE
25. Oktober 1951
Endgültiges Wahlergebnis bringt Churchill an die Spitze
»Und wie werden Sie bezahlen, Mr. Armstrong?« fragte der Immobilienmakler.
»Eigentlich bin ich noch Captain Armstrong.«
»Entschuldigen Sie, Captain Armstrong.«
»Ich werde per Scheck bezahlen.«
Armstrong hatte zehn Tage gebraucht, eine passende
Wohnung in Stanhope Gardens zu finden; den Mietvertrag unterschrieb er allerdings erst, nachdem der Makler erwähnt hatte, daß in der Etage darüber ein Brigadegeneral im Ruhestand wohnte.
Die Suche nach einem geeigneten Büro dauerte sogar noch länger, denn es mußte eine Anschrift sein, die Julius Hahn überzeugen konnte, daß Armstrong bereits sein Leben lang im Verlagsgeschäft war.
Als John D. Wood sich nach der Preisklasse erkundigte, die seinem Kunden vorschwebte, übertrug Armstrong den Auftrag, ein passendes Büro zu suchen, an einen Gehilfen.
Zwei Wochen später entschied er sich für eine Räumlichkeit, die sogar noch kleiner war als seine Wohnung in Stanhope Gardens. Obwohl Armstrong der Aussage des Maklers, das neunundzwanzig Quadratmeter große Zimmer mit der Toilette im Stockwerk darüber sei ideal, perfekt und einmalig, nicht so recht zustimmen konnte, hatte es doch zwei Vorteile: Zum einen lag es in der Fleet Street, zum anderen konnte Armstrong sich die Miete leisten – zumindest fürs erste Quartal.
»Wenn Sie dann so freundlich wären, hier zu unter-
schreiben, Captain Armstrong.«
Mit seinem neuen Parker-Füllhalter unterzeichnete
369
Armstrong den Mietvertrag und zog damit zugleich einen endgültigen Strich unter seine Vergangenheit.
»Tja, dann wäre das erledigt«, sagte der junge Maklergehilfe und wartete, daß die Tinte trocknete. »Wie Sie wissen, Captain Armstrong, beträgt die Miete zehn Pfund die Woche,
vierteljährlich im voraus zu bezahlen. Wären Sie also so liebenswürdig, mir einen Scheck über hundertdreißig Pfund zu überlassen?«
»Ich schicke am Nachmittag eine meiner Angestellten mit einem Scheck hierher.« Armstrong zupfte seine Fliege zurecht.
Der junge Mann zögerte für einen Moment; dann legte er den unterschriebenen Vertrag in seine Aktenmappe. »Das dürfte wohl in Ordnung gehen, Captain Armstrong.« Er reichte ihm die Schlüssel des kleinsten Objekts ihres derzeitigen Angebots auf dem Wohnungsmarkt.
Armstrong war zuversichtlich. Wenn Julius Hahn anrief und
»Armstrong Communications«
Weitere Kostenlose Bücher