Imperium
Somerset dachte eher an Blaubart oder Käpt’n Morgan«, sagte Kate lächelnd.
»Mag sein. Aber ich glaube, Sie werden feststellen, daß beide Seiten mit dem Handel letztendlich sehr zufrieden waren.«
Kate blickte wieder auf ihre Notizen. »Mr. Townsend, Ihnen gehören – zumindest im Sinne einer Aktienmehrheit – nunmehr siebzehn Zeitungen, elf Rundfunksender, eine Fluglinie, ein Hotel und zwei Kohlengruben.« Sie blickte zu ihm auf. »Was haben Sie als nächstes vor?«
»Ich würde gern das Hotel und die Kohlengruben verkaufen.
Falls Sie zufällig einen Interessenten kennen…«
Kate lachte. »Nein, leider nicht«, sagte sie in dem Moment, als Heather wieder ins Büro marschiert kam.
»Der Premierminister ist im Fahrstuhl auf dem Weg hier herauf, Mr. Townsend.« Ihr schottischer Akzent war noch ausgeprägter als sonst. »Gewiß werden Sie sich erinnern, daß Sie heute im Sitzungssaal mit ihm lunchen.«
Keith zwinkerte Kate zu, die verschwörerisch lachte.
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Heather hielt die Tür auf und trat zur Seite, um einen distinguierten Herren mit silbergrauem Haar einzulassen.
»Guten Tag, Herr … Premierminister«, sagte Keith, sprang auf und trat vor, um Robert Menzies zu begrüßen. Die beiden Männer schüttelten einander die Hände, bevor Keith sich umdrehte, um Kate vorzustellen, die sich am liebsten in der Zimmerecke verkrochen hätte. »Ich glaube nicht, daß Sie Kate Tulloh bereits kennengelernt haben, Herr Premierminister. Sie ist eines der vielversprechendsten journalistischen Talente der Chronicle. Ich weiß, daß Miß Tulloh Sie gern einmal interviewen möchte.«
»Es wäre mir ein Vergnügen«, erwiderte Menzies. »Rufen Sie doch mein Büro an, Miß Tulloh, und lassen Sie sich gleich einen Termin geben.«
Während der nächsten zwei Tage mußte Keith fast ständig an Kate denken, obwohl ihm bewußt war, daß sie ganz und gar nicht in seine wohlgeordneten Pläne paßte.
Als Keith und Menzies zum Lunch Platz genommen hatten, wunderte sich der Premierminister, daß sein Gastgeber so geistesabwesend war. Townsend zeigte wenig Interesse an den innovativen Vorschlägen des Politikers, die Macht der Gewerkschaften einzudämmen, obwohl Keith’ Zeitungen die Regierung gerade in dieser Hinsicht schon seit mehreren Jahren unter Druck setzte.
Auch am nächsten Morgen, als Keith den Vorsitz der
monatlichen Vorstandssitzung führte, war er nicht sehr gesprächig. Für einen Mann, der das größte Medienimperium Australiens leitete, war er sogar ausgesprochen schweigsam.
Einige der Direktoren fragten sich, ob Townsend wohl wieder irgendwelche seltsamen geschäftlichen Vorhaben ausbrütete.
Als er sich schließlich wegen Punkt sieben der Tagesordnung –
seiner beabsichtigten Reise nach Großbritannien, um einen kleinen Zeitungskonzern im Norden Englands zu übernehmen 366
–, an den Vorstand wandte, sah kaum ein Vorstandsmitglied den geringsten Sinn darin, diese Reise zu unternehmen. Es wollte Townsend einfach nicht gelingen, die Vorstandsmitglieder von möglichen gewinnbringenden Abschlüssen zu überzeugen.
Nach Ende der Sitzung, als die Direktoren sich
zurückgezogen hatten, ging Townsend in sein Büro und brütete den Rest des Tages über Papieren, bis Heather sich schließlich am Spätnachmittag in den Feierabend verabschiedete. Keith schaute unwillkürlich nach, wie spät es war: kurz nach neunzehn Uhr. Er griff erst nach dem Telefon, als er sicher sein konnte, daß Heather nicht noch einmal auftauchen würde; dann wählte er die dreistellige Nummer, die ihn direkt mit dem Schreibtisch des Chefredakteurs verband.
»Bruce, bei meinem Trip nach London hätte ich gern einen Journalisten dabei. Schließlich sollst du der erste sein, der die Story bekommt, falls aus der Sache was wird.«
»Was willst du denn diesmal kaufen?« fragte Bruce. »Die Times ?«
»Nein, noch nicht auf dieser Reise«, erwiderte Townsend.
»Ich hab’ da etwas im Visier, das vielleicht Gewinn einbringt.«
»Warum rufst du nicht einfach Ned Brewster im Londoner Büro an? Er ist doch genau der Richtige für solche
Recherchen.«
»Ich glaube nicht, daß es ein Job für den Agenturleiter ist«, entgegnete Townsend. »Ich werde mehrere Tage im Norden Englands zu tun haben, um mir Druckereien anzusehen, mich mit Journalisten zu treffen und darüber zu entscheiden, welche Redakteure ich behalte. Ich möchte nicht, daß Ned seinem Schreibtisch so lange fernbleibt.«
»Na ja, vielleicht könnte ich Ed Makins für eine
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