Imperium
Tag unterbreitete uns Mr. Keith Townsend von der Global Corporation ein Gegenangebot. Meine erste Aufgabe heute nachmittag besteht darin, für einen problemlosen Verlauf der Verhandlungen zu sorgen.
Ich kann bestätigen, daß die beiden genannten Parteien mir durch ihre renommierten Anwälte die Beweise zukommen
ließen, daß sie Anspruch auf – oder die Kontrolle über – das Aktienkapital des Unternehmens haben. Unsere Finanzfach-leute haben diese Ansprüche genauestens überprüft und sie für richtig befunden. Die Prüfungen ergaben …« Er griff nach einem Klemmbrett, das vor ihm lag, »daß Mr. Richard
Armstrong sich im Besitz von einundfünfzig Prozent des Aktienkapitals der Gesellschaft befindet, während Mr. Keith Townsend der Eigentümer von sechsundvierzig Prozent ist.
Drei Prozent der Aktionäre haben ihre Entscheidung noch nicht bekanntgegeben.
Demzufolge kontrolliert Mr. Armstrong als Mehrheits-
aktionär die Gesellschaft. Ich habe deshalb gar keine andere Wahl, als ihm den Vorsitz zu übergeben – es sei denn, wie es in der Trauungszeremonie heißt, ›jemand möge jetzt sprechen oder fortan für immer schweigen‹.« Er lächelte das Publikum an wie ein Priester, der vor dem Brautpaar steht, und schwieg.
Sofort sprang eine Frau in der dritten Reihe auf. »Beide Männer, die das Übernahmeangebot für den Star gemacht haben, sind Ausländer! Was kann ich tun, wenn ich weder den einen noch den anderen als Vorsitzenden haben möchte?«
Das war eine Frage, mit der die Anwälte der Gesellschaft gerechnet und auf die Adams eine Antwort parat hatte. »Gar 613
nichts, Madam«, erwiderte er sofort. »Sonst wäre jede Gruppe von Aktionären in der Lage, amerikanische Direktoren
britischer und australischer Unternehmen auf der ganzen Welt von ihren Posten zu entfernen.« Der Vorsitzende war froh, daß er der Frau so höflich und eindrucksvoll hatte Bescheid geben können.
Die Fragestellerin war da offenbar anderer Meinung. Sie drehte sich um und schritt aus dem Saal, gefolgt von einem Kameramann der CNN und einem Fotografen.
Es wurden noch ähnliche Fragen gestellt, auf die Armstrong von Russell vorgewarnt worden war: »Das sind nun mal
Aktionäre, die auf ihre gottverdammten Rechte pochen.«
Während eine Frage nach der anderen beantwortet wurde, blickte Townsend mit wachsender Besorgnis zur Tür, vor der sich immer mehr Leute drängten. Tom entging die zunehmende Nervosität seines Mandaten nicht; deshalb begab er sich zur rückwärtigen Seite des Saales, um mit dem Chef der
Platzanweiser zu reden. Als der Vorsitzende der Meinung war, jede Frage aus dem Publikum beantwortet zu haben – manche sogar mehrmals –, war Tom an seinen Platz zurückgekehrt.
»Keine Angst, Keith«, beruhigte er seinen Mandanten, »es läuft alles wie geplant.«
»Aber wann wird Andrew…«
»Hab Geduld«, mahnte Tom, als der Vorsitzende sagte:
»Falls es keine weiteren Fragen aus dem Saal mehr gibt, habe ich nur noch die erfreuliche Pflicht, Mr. Richard Armstrong zu bitten …« Er hätte den Satz beendet, wäre nicht Andrew Fraser von seinem Platz zwei Reihen hinter Armstrong aufgesprungen und hätte auf diese Weise bekundet, daß er das Wort zu ergreifen wünschte.
Cornelius J. Adams runzelte die Stirn, nickte jedoch, als er sah, wer da eine Frage stellen wollte.
»Herr Vorsitzender«, begann Fraser, während im Saal da und dort ein Stöhnen laut wurde.
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»Ja?« fragte Adams, der seinen Zorn kaum verhehlen
konnte.
Townsend blickte wieder zum Eingang zurück. Diesmal sah er gruppenweise Leute den Mittelgang zu den Aktionärsplätzen herunterkommen. Jeder, der die rote Kordelbarriere erreichte, wurde von der tüchtig aussehenden Frau aufgehalten, die den Namen auf der langen Liste suchte, ihn abhakte und dem Betreffenden gestattete, sich auf einen der noch freien Plätze zu setzen.
»Ich möchte Sie auf Paragraph 7 B der Gesellschaftssatzung aufmerksam machen«, fuhr Toms Kollege fort. Gedämpftes Stimmengewirr erhob sich. Wenige Personen, sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite der Kordel, hatten je die Gesellschaftssatzung gelesen, und nicht einer der Anwesenden wußte, was Paragraph 7 B besagte. Der Vorsitzende beugte sich hinunter, um sich vom Verwaltungschef des Unternehmens den Wortlaut der Seite siebenundvierzig des selten konsultierten roten Lederbüchleins ins Ohr flüstern zu lassen.
Es war eine Frage, mit der auch der Vorstandsvorsitzende nicht gerechnet und auf die er keine
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