Imperium
Minuten später kehrte Townsend ins Foyer zurück, wo er und sein Anwalt Armstrong langsam zum Lincolnsaal folgten. Man hätte sie leicht für zwei seiner Lakaien halten können.
»Was ist, wenn sie nicht kommt?« fragte Townsend.
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»Dann haben eine Menge Leute viel Zeit und Geld
vergeudet«, antwortete Tom, als sie den Lincolnsaal betraten.
Townsend staunte, wie überfüllt der Saal war. Er hatte angenommen, daß die fünfhundert Stühle, die das Hotelpersonal vor seinen Augen hineingetragen hatte, weit mehr sein würden, als gebraucht wurden. Wie sehr er sich getäuscht hatte! Bereits jetzt standen viele Leute hinten im Saal. Das vordere Drittel war mit einer roten Kordel abgetrennt; denn auf den zwanzig Stuhlreihen vor der Bühne durften nur Aktionäre sitzen. Die Reporter, Angestellte der Zeitung und neugierige Zuschauer drängten sich im hinteren Teil des Saals.
Townsend und sein Anwalt schritten langsam den Mittelgang hinunter, hin und wieder von Blitzlicht beleuchtet, bis sie zu der roten Kordel gelangten, wo beide einen schriftlichen Beweis vorlegen mußten, daß sie Aktionäre der Gesellschaft waren beziehungsweise solche vertraten. Der Finger einer sehr tüchtig aussehenden Frau huschte eine endlos lange Namensliste hinunter. Sie machte zwei Häkchen, lächelte die beiden Herren an und öffnete die Kordel für sie.
Als erstes fiel Townsend auf, welche Aufmerksamkeit die Medien Armstrong und seinem Gefolge zollten, die den
größten Teil der vordersten zwei Reihen beanspruchten. Tom bemerkte die zwei als erster. Er tippte Townsend an den Ellbogen. »Ungefähr die zehnte Reihe links, ziemlich außen.«
Townsend blickte in die angegebene Richtung und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als er Lloyd Summers und seine Stellvertreterin entdeckte, die nebeneinander saßen.
Tom führte Townsend zur anderen Seite des Saales, wo sie ziemlich weit hinten Platz nahmen. Townsend schaute sich nervös um. Plötzlich deutete Tom mit einem Kopfnicken auf einen Herrn, der den Mittelgang hinunterschritt. Andrew Fraser, der Seniorpartner von Toms Anwaltskanzlei, nahm zwei Reihen hinter Armstrong Platz.
Townsend wandte seine Aufmerksamkeit nunmehr der
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Bühne zu, wo er einige Direktoren des Star erkannte, denen er während der vergangenen sechs Wochen begegnet war. Sie standen noch hinter einem langen Konferenztisch mit grünem Filzbelag, auf dem in großen roten Buchstaben »THE NEW
YORK STAR« zu lesen war. Armstrong hatte einigen dieser Direktoren versprochen, sie im Vorstand zu behalten, falls er Vorsitzender würde. Keiner glaubte es ihm.
Die Wanduhr hinter ihnen zeigte fünf vor zwölf. Townsend blickte über die Schulter und sah, daß der Saal so voll war, daß bald niemand auch nur einen Stehplatz finden würde. Er wisperte Tom zu, der ebenfalls nach hinten schaute und die Stirn runzelte: »Falls es immer noch problematisch ist, wenn sie hereinkommen, kümmere ich mich persönlich darum.«
Townsend wandte sich wieder der Bühne zu und
beobachtete, wie die Vorstandsmitglieder allmählich ihre Plätze hinter dem langen Konferenztisch einnahmen. Als letzter setzte sich der Vorsitzende, Cornelius J. Adams IV., wie ein elegantes Schildchen vor ihm jene informierte, die ihn nicht kannten. Kaum hatte Adams sich niedergelassen, schwenkten die Kameras von der vordersten Reihe des Publikums zur Bühne. Das Gemurmel im Saal wurde leiser. Um Punkt zwölf Uhr schlug der Vorsitzende so lange mit dem Hämmerchen auf den Tisch, bis endlich Stille eintrat.
»Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich bin Cornelius Adams, der Vorstandsvorsitzende des New York Star. « Er machte eine Pause. »Na ja, jedenfalls bin ich es noch für ein paar Minuten.« Er blickte in Armstrongs Richtung und erntete für diese gewiß gut eingeprobte Zeile leises Lachen im Saal.
»Hiermit eröffne ich die Jahreshauptversammlung der größten Zeitung Amerikas.« Diese Erklärung rief bei den Aktionären begeisterten Applaus hervor, während die meisten Zuschauer hinter der roten Kordel die Worte mit stummer Gleichgültigkeit quittierten.
»Unser heutiges Hauptanliegen«, fuhr Adams fort, »ist die 612
Berufung eines neuen Vorstandsvorsitzenden, der die
Verantwortung auf sich nehmen wird, den Star ins nächste Jahrhundert zu führen. Ich bin sicher, Sie alle wissen, daß Mr.
Richard Armstrong von der Armstrong Communications
bereits vor Monaten bekanntgab, daß er die Absicht habe, ein Übernahmeangebot zu machen. Am selben
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