Susan Mallery - Buchanan - 03
1. KAPITEL
B is zu jenem Donnerstag um Viertel vor sieben konnte sich Reid Buchanan seiner Beliebtheit in der Damenwelt mehr als sicher sein.
Er war einer von denen, die kleine Zettel von den Mädchen zugesteckt bekamen, als er sich dieser Ehre selbst noch gar nicht bewusst war. In Reids zweitem Jahr auf der Highschool zeigte sich dann aber auch bei ihm die große Kraft der Hormone – und das nicht ohne Folgen. Während der Frühjahrsferien verführte ihn Misty O’Connell aus der Oberstufe. Es passierte an einem verregneten Nachmittag bei ihr zu Hause, während auf MTV „The Real World“ lief.
Seitdem war Reid verrückt nach Frauen und die Frauen verrückt nach ihm. Bis zu diesem Morgen, als er die Zeitung aufschlug und ihm sein Bild ins Auge sprang. Und gleich danach der dazugehörige Artikel mit dem Titel: „Berühmt? Und wie! Reich? Garantiert! Gut im Bett? Fehlanzeige!“
Reid verschluckte sich fast an seinem Kaffee. Er sprang auf und starrte die Zeitung an, rieb sich die Augen und las die Überschrift ein zweites Mal.
„Gut im Bett? Fehlanzeige!“ Fehlanzeige?
„Die hat sie wohl nicht mehr alle!“ Er las den Namen der Journalistin: Vielleicht hatte er vor Kurzem mit ihr Schluss gemacht und das war ihre billige Retourkutsche? Sie stellte ihn in der Öffentlichkeit bloß. Und warum? Weil er gut im Bett war. Besser als gut.
Er brachte jede Frau zum Äußersten. Die Frauen hinterließen in schöner Regelmäßigkeit tiefe Kratzspuren auf seinem Rücken – die Narben konnte er allen zeigen. Wenn er in einer anderen Stadt unterwegs war, verfolgten ihn die Frauen bis in sein Hotelzimmer und flehten ihn an, mit ihnen zu schlafen. Und hier in Seattle belagerten sie sein Haus und versprachen ihm, alles für ihn zu tun, wenn er nur noch einmal mit ihnen ins Bett ginge.
Nein, er war nicht bloß gut im Bett. Er war ein Sexgott!
Und jetzt war er bis aufs Blut blamiert – wegen dieses dämlichen Artikels, in dem die Autorin von einem Abend mit ihm berichtete. Ihre Unterhaltung beschrieb sie als „beinah charmant“. Er habe „halbwegs witzige“ Anekdoten aus seiner Vergangenheit zum Besten gegeben, und sie hätten ein paar Stunden im Bett verbracht, die „so lala“ waren. Sie krönte ihren Beitrag mit ironischen Spitzen wie „das ist natürlich nur meine individuelle Meinung“ oder „bitte verklag mich nicht gleich, vielleicht liegt es ja auch an mir“.
Außerdem behauptete sie, er ließe regelmäßig seine Teilnahme an Benefizveranstaltungen platzen, was ebenfalls nicht stimmte. An solchen Events nahm er grundsätzlich nicht teil. Sein Prinzip lautete: kein persönliches Engagement, auch nicht für wohltätige Zwecke.
Der Name der Reporterin sagte ihm allerdings gar nichts. Er versuchte sich zu erinnern, aber es war zwecklos. Also schnappte er sich sein Laptop und gab die Website der Zeitung ein. Auf der „Über uns“-Seite fand er ein Bild von ihr.
Sie war eine Durchschnittsfrau mit brünetten Haaren. Langsam dämmerte es ihm. Ja, er hatte mit ihr geschlafen. Aber die Tatsache, dass er sich nicht daran erinnern konnte, bedeutete nicht, dass es schlecht gewesen war.
Und dann fiel ihm ein, dass er während der Play-offs mit ihr ausgegangen war, als sein ehemaliges Team um die Teilnahme an der World Series kämpfte. Es war sein erstes Jahr als Exprofi, und er war wieder zurück in Seattle. Er war enttäuscht und sauer gewesen, weil er nicht mehr dabei war, und vermutlich war er auch betrunken.
„Wahrscheinlich habe ich eher an Baseball gedacht als an sie“, murmelte Reid und las den Artikel ein zweites Mal.
Ein Gefühl der Verlegenheit machte sich in ihm breit. Hätte es nicht gereicht, wenn die blöde Kuh ihn in ihrem Freundeskreis als miesen Typen dargestellt hätte? Musste sie ihn gleich öffentlich blamieren? Wie sollte er sich dagegen wehren? Etwa vor Gericht? Selbst wenn, wie konnte man so einen Fall gewinnen? Sollte er womöglich sämtliche Frauen aufmarschieren lassen, die schon nach einem Kuss zu allem bereit gewesen waren?
Irgendwie gefiel ihm diese Idee, aber ihm war klar, dass das alles nichts brachte. Er war ein berühmter Exbaseball-profi, und die Leute sahen es nun mal gern, wenn Helden stürzten.
Aber auch seine Freunde und seine Familie würden den Artikel lesen. Alle, die er in Seattle kannte, würden den Artikel lesen. Er konnte sich schon vorstellen, was passieren würde, wenn er nachher in die „Downtown Sports Bar“ zur Arbeit gehen würde.
Wenigstens hat sie sich
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