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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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ließ ihn noch ein paar Sekunden schwitzen, bevor er mit fester Stimme antwortete: »Was das betrifft, Sir, habe ich nicht den geringsten Zweifel.« Beide Männer blickten ihn direkt an. »Es war keine Vergewaltigung.«
    Mr. Jessop verzog keine Miene, sondern fragte nur: »Wie können Sie da so sicher sein?«
    »Weil keine der beiden Stimmen, die ich gehört habe, ehe ich das Licht anknipste, verärgert oder verängstigt geklungen hat. Ganz im Gegenteil. Es waren die Stimmen eines Pärchens, das – wie soll ich es ausdrücken – den Augenblick genossen hat.«
    »Und Sie sind sich dessen ohne jeden Zweifel sicher,
    Townsend?« fragte der Direktor.
    »Ja, Sir. Ganz sicher.«
    »Wieso?« fragte Mr. Jessop.
    »Weil – weil ich vierzehn Tage zuvor genau den gleichen Genuß mit Ihrer Tochter erleben durfte, Sir.«
    »Im – Pavillon?« stammelte der Direktor ungläubig.
    »Nein, Sir. Um ehrlich zu sein, Sir, in meinem Fall war es die Turnhalle. Ich glaube, Ihre Tochter zieht sie dem Pavillon vor. Sie sagte immer, die Gummimatten sind bequemer als die Kricketmatten.« Direktor und Hausaufseher waren sprachlos.
    »Danke für Ihre Offenheit, Townsend«, gelang es dem
    Direktor schließlich irgendwie hervorzubringen.
    »Das ist doch selbstverständlich, Sir. Benötigen Sie mich noch für irgend etwas anderes?«

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    »Nein, im Augenblick nicht, Townsend.« Keith wandte sich zum Gehen. »Ich wäre Ihnen jedoch sehr verbunden, wenn Sie in dieser Angelegenheit absolute Diskretion wahren.«
    »Selbstverständlich, Sir.« Keith wandte sich ihm wieder zu.
    Er errötete leicht. »Es tut mir leid, Sir, wenn ich Sie in Verlegenheit gebracht habe, aber wie Sie selbst uns Schüler bei Ihrer Predigt vergangenen Sonntag ermahnt haben – man soll in jeder Situation, vor die das Leben einen stellt, an George Washingtons Worte denken: ›Ich kann nicht lügen.‹«

    In den nächsten Wochen war Penny nirgends zu sehen. Als der Direktor darauf angesprochen wurde, antwortete er, daß Penny und ihre Mutter eine Tante in Neuseeland besuchten.
    Keith schob die Probleme des Direktors rasch zur Seite und konzentrierte sich auf seine eigenen Sorgen. Ihm war noch immer keine Lösung eingefallen, wie er die 100 Pfund zurückzahlen konnte, die auf dem Pavillon-Spendenkonto fehlten.
    Eines Morgens, nach der Andacht, klopfte Duncan
    Alexander an Keith’ Tür.
    »Ich wollte dir nur danken«, sagte Alexander. »Sehr
    anständig von dir, alter Junge«, fügte er hinzu und klang britischer als die Briten.
    »Gern geschehen, Kumpel«, antwortete Keith mit betont australischem Akzent. »Außerdem hab’ ich dem Alten ja nur die Wahrheit gesagt.«
    »Das stimmt«, sagte der Vertrauensschüler. »Trotzdem
    stehe ich tief in deiner Schuld, alter Junge. Wir Alexanders haben ein gutes Gedächtnis.«
    »Wir Townsends ebenfalls«, versicherte ihm Keith, ohne ihn anzublicken.
    »Tja, dann … wenn ich dir irgendwann mal irgendwie
    helfen kann, laß es mich wissen.«
    »Das werde ich«, versprach Keith.
    Duncan öffnete die Tür und blickte über die Schulter; dann 135
    fügte er hinzu: »Ich muß schon sagen, Townsend, du bist gar nicht so ein Stinktier, wie alle glauben.«
    Nachdem die Tür sich hinter Alexander geschlossen hatte, brummte Keith die Worte Asquiths, die er in einem kürzlich verfaßten Essay zitiert hatte: »Abwarten und Tee trinken.«

    »Ein Anruf für Sie in Mr. Clarkes Arbeitszimmer auf dem Haustelefon«, sagte der Schüler der unteren Klasse, der Flurdienst hatte.
    Je mehr der Monat sich seinem Ende zuneigte, desto mehr graute Keith davor, seine Post zu öffnen oder, schlimmer noch, einen unerwarteten Anruf entgegenzunehmen. Stets befürchtete er, daß jemand von seiner Spendenkonto-Unterschlagung erfahren hatte. Er rechnete nun jeden Tag mit dem Anruf des stellvertretenden Bankdirektors, der ihm mitteilte, daß dem Kämmerer nunmehr die letzten Kontoauszüge vorgelegt
    werden müßten.
    »Aber ich habe mehr als 4.000 Pfund an Spendengeldern gesammelt«, murmelte er immer wieder vor sich hin.
    »Darum geht es nicht, Townsend«, konnte er den Direktor antworten hören.
    Er versuchte, den viel jüngeren Schüler seine Nervosität nicht merken zu lassen. Schon vom Flur aus konnte er die offene Arbeitszimmertür seines Hausaufsehers sehen. Keith’
    Schritte wurden immer schleppender. Er trat ins Zimmer, und Mr. Clarke reichte ihm den Hörer. Keith wünschte sich, der Hausaufseher würde das Zimmer verlassen, doch er blieb an seinem Schreibtisch

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