Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
Zeitung zu lesen sein würde, die nicht Keith’ Vater gehörte.
    Betsy wunderte sich, daß Keith sich nicht wenigstens ein paar Minuten bei ihr sehen ließ, nachdem er sein Fahrrad hinter dem Postamt abgestellt hatte. Er kehrte zu Fuß zur Schule zurück und konnte an nichts anderes denken, als daß er nur drei Wochen Zeit hatte, 100 Pfund zu beschaffen. Sofort ging er auf sein Zimmer und versuchte, sich auf alte Prüfungsfragen zu konzentrieren, doch immer wieder schweiften seine Gedanken zu den vorschriftswidrigen Abhebungen. Keith überlegte sich Dutzende von Ausreden, die sich unter anderen Umständen vielleicht glaubhaft angehört hätten; aber wie wollte er erklären, weshalb die Schecks in halbstündlichen Abständen eingelöst worden waren – bei einer Filiale, die sich so nahe an einer Rennbahn befand?
    Am nächsten Morgen erwog Keith, sich freiwillig zur
    Armee zu melden; möglicherweise würde er dann nach Burma geschickt, ehe jemand darauf aufmerksam wurde, was er getan hatte. Falls er in der Schlacht fiel – mit einem Victoria Cross als postumer Auszeichnung –, würde man die fehlenden 100
    Pfund in seinem Nachruf vielleicht nicht erwähnen. Keith hätte 129
    sich auf alles eingelassen, um den Makel loszuwerden – nur davon, in der folgenden Woche erneut Wetten zu plazieren, obwohl derselbe Pferdepfleger ihm einen weiteren »todsicheren Tip« gab, nahm er dann doch lieber Abstand. Seine Stimmung wurde auch nicht gerade besser, als er am
    Donnerstagmorgen im Sporting Globe las, daß dieser
    »todsichere Tip« zehn zu eins gebracht hätte.
    Während er sich am nächsten Montag mit einem Aufsatz
    über Goldwährung abplagte, wurde ihm ein handgeschriebener Zettel ins Zimmer gebracht, auf dem lediglich stand: Der Direktor möchte Sie sofort in seinem Arbeitszimmer sprechen.
    Keith wurde schlecht. Er ließ den halbfertigen Aufsatz auf seinem Schreibtisch liegen und schlurfte langsam zum Haus des Direktors hinüber. Wie hatten sie es nur so schnell herausgefunden? Hatte die Bank beschlossen, der Sache nachzugehen und den Kämmerer auf mehrere vorschriftswidrige Abhebungen aufmerksam zu machen? Aber wie konnten sie sicher sein, daß das Geld nicht für ordnungsgemäße Ausgaben
    erforderlich gewesen war? Keith hörte den Direktor bereits sarkastisch fragen: »Nun, Townsend, was waren denn das für ordnungsgemäße Ausgaben‹, für die das Geld in halbstündlichen Abständen abgehoben werden mußte – und das an einem Mittwochnachmittag, nur eine Meile von einer Rennbahn entfernt?«
    Keith stieg die Stufen zum Haus des Direktors hinauf. Ihn fröstelte, und ihm war übel. Das Hausmädchen öffnete die Tür, noch ehe er dazu gekommen war, anzuklopfen. Als er das Zimmer betrat, glaubte er, das Gesicht des Direktors noch nie zuvor so streng gesehen zu haben. Er schaute sich um und sah Mr. Clark, seinen Hausaufseher, auf dem Sofa in der Ecke sitzen. Keith blieb stehen. Diesmal würde man ihm keinen Stuhl und kein Glas Sherry anbieten.
    »Townsend«, begann der Direktor, »ich untersuche eine außerordentlich ernste Angelegenheit, in die Sie, wie mir leider 130
    zu Ohren gekommen ist, offenbar persönlich verwickelt sind.«
    Keith bohrte sich die Nägel in die Handflächen, um sein Zittern zu unterdrücken. »Wie Sie sehen, Townsend, ist auch Mr. Clarke hier, weil ein Zeuge anwesend sein muß, falls diese Angelegenheit an die Polizei weitergeleitet wird.«
    Keith spürte, wie ihm die Knie weich wurden. Er hatte Angst, zusammenzusacken, falls man ihm keinen Stuhl anbot.
    »Ich möchte ohne Umschweife zur Sache kommen,
    Townsend.« Der Direktor machte eine Pause, als müsse er erst nach den richtigen Worten suchen. Keith’ Zittern ließ nach.
    »Meine Tochter Penny ist … ist anscheinend … schwanger«, sagte Mr. Jessop schließlich, »und behauptet, vergewaltigt worden zu sein. Offenbar sind Sie« – Keith wollte gerade protestieren – »der einzige Zeuge des Vorfalls. Da der Beschuldigte nicht nur den Schlafsaal mit Ihnen teilt, sondern überdies der Vertrauensschüler dieser Anstalt ist, halte ich es für außerordentlich wichtig, daß Sie sich bereit erklären, uns bei dieser Untersuchung voll zu unterstützen.«
    Keith stieß einen unhörbaren Seufzer der Erleichterung aus.
    »Ich werde mein Bestes tun, Sir.« Die Augen des Direktors kehrten zu einem Schriftstück zurück, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Keith vermutete, daß es eine vorbereitete Aussage war.
    »Haben Sie am Samstag, dem sechsten

Weitere Kostenlose Bücher