Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
Vom Netzwerk:
kein verschlagener, von Ehrgeiz zerfressener Außenseiter. Sein Wort gilt mir mehr als das eines homo novus - und das wird auch immer so bleiben! Was willst du von uns, Cicero? Nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist, kannst du nicht ernsthaft annehmen, dass ich deinen Griff nach dem Konsulat unterstütze. Also, was willst du?«
    »Nichts«, erwiderte Cicero freundlich. »Mir sind Informationen in die Hände gefallen, von denen ich annahm, sie konnten euch interessieren. Deshalb habe ich sie an Hortensius weitergeleitet, das ist alles. Ihr habt mich doch an diesen Ort bringen lassen, oder nicht? Ich habe nicht darum gebeten. Vielmehr hätte ich guten Grund zu fragen: Was wollt ihr? Wollt ihr zwischen die Mühlsteine geraten, die euch nach und nach die Luft aus dem Leib pressen? Zwischen Pompeius und seinen Armeen im Osten auf der einen und Crassus, Caesar und dem städtischen Pöbel hier in Italien auf der anderen Seite? Wollt ihr euch auf den Schutz durch die beiden Männer verlassen, deren Kandidatur für das Konsulat ihr unterstützt? Einen Idioten und einen Wahnsinnigen, die nicht einmal ihre eigenen Häuser führen können, geschweige denn die Geschäfte des Staates? Ist es das, was ihr wollt? Nun gut. Ich für meinen Teil habe wenigstens ein ruhiges Gewissen. Obwohl ihr nie meine Freunde gewesen seid, habe ich meiner patriotischen Pflicht genügt und euch darüber informiert, was vorgeht. Und mein Auftritt heute im Senat hat euch wohl hinreichend bewiesen, dass ich willens bin, mich diesen Kriminellen in den Weg zu stellen. Ich habe sie mir damit zu Feinden gemacht, und euch habe ich gezeigt, wer sie wirklich sind. Kein anderer Kandidat für das Konsulat hat das getan oder wird es in Zukunft tun. Und trotzdem will ich nichts von dir, Catulus, von keinem von euch. Wenn ihr aber nichts weiter im Sinn habt, als mich zu beleidigen, dann kann ich euch nur einen guten Abend wünschen.«
    Und damit drehte er sich um und ging Richtung Tür und ich mit ihm. Ich schätze, die wenigen Schritte müssen ihm vorgekommen sein wie der längste Weg, den er jemals zurückgelegt hat, denn wir hatten schon fast das dunkle Vorzimmer erreicht - und damit unweigerlich das schwarze Loch politischer Bedeutungslosigkeit -, als eine laute Stimme (es war die von Lucullus) rief: »Lies vor!« Cicero blieb stehen, dann drehten wir uns beide um. »Lies vor«, wiederholte Lucullus, »was Catulus gerade gesagt hat.«
    Cicero nickte mir zu, und ich kramte mein Notizbuch hervor. »›Wenn das stimmt, was ich hier lese, dann steuert der Staat als Folge einer kriminellen Verschwörung auf einen Bürgerkrieg zu.‹« Meine Stimme klang immer merkwürdig ausdruckslos, wenn ich meine stenografierten Notizen vorlas. »»Stimmt es nicht, dann handelt es sich um die hinterhältigste Fälschung in der Geschichte Roms. Ich persönlich betrachte dieses Schriftstück als Fälschung, und zwar weil ich es für unmöglich halte, dass ein menschliches Wesen ein derartiges Protokoll anfertigen kann …‹«
    »Das kann er sich auch gemerkt haben«, wandte Catulus ein. »Das ist doch nichts weiter als ein billiger Trick. Solche Zauberstückchen kriegt man auf dem Forum dauernd zu sehen.«
    »Das Ende«, sagte Lucullus, der es jetzt wissen wollte. »Lies die letzten Sätze vor, die dein Herr gesagt hat.«
    Ich fuhr mit dem Finger nach unten. ›»Und mein Auftritt heute im Senat hat euch wohl hinreichend bewiesen, dass ich willens bin, mich diesen Kriminellen in den Weg zu stellen. Ich habe sie mir damit zu Feinden gemacht, und euch habe ich gezeigt, wer sie wirklich sind. Kein anderer Kandidat für das Konsulat hat das getan oder wird es in Zukunft tun. Und trotzdem will ich nichts von dir, Catulus, von keinem von euch. Wenn ihr aber nichts weiter im Sinn habt, als mich zu beleidigen, dann kann ich euch nur einen guten Abend wünschen.‹«
    Isauricus pfiff durch die Zähne. Hortensius nickte und sagte etwas in der Art von »Ich hab ' s euch ja gesagt« oder »Hab ich euch nicht gewarnt?« - genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Jedenfalls sagte Metellus: »Tja, was mich angeht, mir reicht das als Beweis.« Catulus starrte mich nur wütend an.
    »Komm zurück, Cicero«, sagte Lucullus und winkte mit dem Zeigefinger. »Du hast mich überzeugt. Das Protokoll ist echt. Lassen wir die Frage, wer wen am meisten braucht, vorerst beiseite, und unterhalten wir uns auf der Grundlage, dass jeder von uns den anderen braucht.«
    »Ich bin immer noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher