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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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gehört hätte und dass er sie sich gern anschauen würde.«
    »Und wann ist er dann gekommen und hat sich bei dir eingenistet?«
    »Schon bald, höchstens eine Woche später.«
    »War er allein?«
    »Nein, er war in Begleitung seiner Liktoren. Die mußte ich auch unterbringen. Leibwächter sind ja immer grobe Burschen, aber so üble Schläger wie die hatte ich noch nie gesehen. Ihr Anführer Sextius ist der offizielle Scharfrichter für ganz Sizilien. Er presst seinen Opfern Bestechungsgelder ab. Wenn sie nicht wollen, dass er pfuscht - sie also vor der Exekution übel zurichtet -, dann müssen sie ihn bestechen.« Sthenius schluckte und atmete schwer. Wir warteten.
    »Lass dir ruhig Zeit«, sagte Cicero.
    »Ich hatte gedacht, dass er nach der Reise vielleicht erst ein Bad nehmen wollte und dass wir danach zu Abend essen würden, aber keine Rede davon, er wollte auf der Stelle die Sammlung sehen.«
    »Ich kann mich an einige außergewöhnliche Stücke erinnern.«
    »Die Sammlung war mein Leben, Senator, ganz einfach. Dreißig Jahre Herumreisen und Feilschen. Korinthische und delische Bronzestatuen, Gemälde, Silberzeug - jedes einzelne Stück habe ich selbst begutachtet und ausgesucht. Ich hatte Myrons Diskuswerfer und den Speerträger von Polyklet. Und ein paar Silberbecher von Mentor. Verres hat mir geschmeichelt. Er hat gesagt, dass die Sammlung ein größeres Publikum verdient hätte, sie wäre so gut, dass man sie öffentlich ausstellen sollte. Ich habe mir nichts dabei gedacht, bis ich plötzlich, als wir zusammen auf der Terrasse beim Abendessen saßen, aus dem Innenhof Geräusche gehört habe. Mein Verwalter hat mir ins Ohr geflüstert, dass ein Ochsengespann gekommen sei und Verres ' Liktoren dabei wären, alles aufzuladen.«
    Sthenius verstummte. Es war nicht schwer, sich die Schmach für diesen so stolzen Mann vorzustellen: die in Tränen aufgelöste Frau, die verängstigte Familie, die Staubränder an den Stellen, wo einst die Statuen gestanden hatten. Das einzig hörbare Geräusch in Ciceros Arbeitszimmer war das meines kratzenden Griffels auf der Wachstafel.
    »Und du hast keinen Einspruch erhoben?«, fragte Cicero.
    »Bei wem denn? Beim Statthalter?« Sthenius lachte. »Nein, Senator. Ich war am Leben, oder? Wenn es dabei geblieben wäre, hätte ich den Schmerz über den Verlust heruntergeschluckt, und du hättest nie einen Muckser von mir gehört. Aber die Sammelleidenschaft kann sich zu einer Krankheit auswachsen, und eins kann ich dir sagen: Euren Statthalter Verres hat es schwer erwischt. Erinnerst du dich an die Statuen auf dem Stadtplatz?«
    »Und ob ich mich erinnere. Drei exquisite Bronzestatuen. Willst du etwa behaupten, dass er die auch gestohlen hat?«
    »Er hat es versucht. Das war am dritten Tag, als er mich gefragt hat, wem die gehören. Ich habe ihm gesagt, dass sie der Stadt gehörten, schon seit Jahrhunderten. Hast du gewusst, dass die Statuen vierhundert Jahre alt sind? Er hat gesagt, dass er gern die Erlaubnis hätte, sie mit in seinen Amtssitz nach Syrakus zu nehmen, natürlich ebenfalls als Leihgabe, und er hat mich gebeten, seinen Wunsch dem Stadtrat vorzutragen. Da habe ich gewusst, was für einen Menschen ich vor mir hatte. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm diesen Gefallen - bei aller Hochachtung - nicht tun könne. Er ist dann noch am selben Abend abgereist, und ein paar Tage später habe ich eine Vorladung für den fünften Oktober bekommen, weil ich der Fälschung beschuldigt worden sei.«
    »Von wem kam die Anzeige?«
    »Von einem meiner Feinde, Agathinus. Er ist ein Klient von Verres. Mein erster Gedanke war, dass ich das ausfechte. Was meine Ehre angeht, habe ich nichts zu befurchten. Nie in meinem Leben habe ich ein Dokument gefälscht. Aber dann habe ich gehört, dass Verres selbst der Richter sein würde und dass er die Strafe schon festgesetzt hätte. Für meine Dreistigkeit sollte ich vor den Augen der ganzen Stadt ausgepeitscht werden.«
    »Und dann bist du geflohen.«
    »Noch in derselben Nacht mit einem Boot an der Küste entlang nach Messana.«
    Cicero stützte sein Kinn auf die Hand und schaute Sthenius nachdenklich an. Mir war diese Geste bekannt. Er taxierte die Glaubwürdigkeit des Zeugen. »Du sagst, dass die Verhandlung am fünften des letzten Monats war? Hast du in Erfahrung bringen können, was an dem Tag passiert ist?«
    »Deshalb bin ich hier. Ich bin in Abwesenheit zu öffentlicher Auspeitschung und fünftausend Sesterzen Strafe verurteilt worden. Aber

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