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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Indikator für den Schutz einer Person gegen Mumps zu sein« (Cheek 1995).
    Um die Wirkung der Impfung zu verbessern, ist seit Mitte der neunziger Jahre ebenso wie bei Masern und Röteln eine zweite Impfung empfohlen. In den USA gingen dadurch die registrierten Mumpserkrankungen noch einmal deutlich zurück, von 12848 im Jahr 1987 auf 274 im Jahr 2001.
    Doch auch die zweite Impfung erweist sich als wenig nachhaltig. Die Schutzwirkung von zunächst 83 bis 88 Prozent sinkt mit der Zeit immer weiter ab (Cohen 2007, WHO 2010, Demicheli 2012). Impfexperten sprechen vom »sekundären Impfversagen« (Vandermeulen 2004, Park 2007). Viren, die gegen den Impfstoff resistent geworden sind, tragen zusätzlich zur Gefahr von Epidemien in voll »durchgeimpften« Bevölkerungen bei (Nojd 2001).
    Zum ersten größeren Mumpsausbruch unter zweimal Geimpften kam es 1998 in New York. Im Frühjahr 2006 bahnte sich in den USA die größte Mumpsepidemie der letzten 20Jahre an – mit mehr als 6500 Erkrankten. Betroffen waren überwiegend Collegestudenten, die zweimal MMR -geimpft worden waren ( CDC 2006). 10 Prozent der Männer entwickelten eine Hodenentzündung. Das Fazit der amerikanischen Infektiologen: »Unsere Resultate weisen auf die Notwendigkeit effektiverer Mumpsimpfstoffe und/oder einer Überprüfung der gegenwärtigen Impfpolitik, um künftige Ausbrüche zu verhindern« (Dayan 2008). Der »künftige« Ausbruch ereignete sich schon 2009 in New York mit über 2000 Erkrankten.
    Mit zeitlicher Verzögerung kam es auch in Europa zu Durchbruchsepidemien (Vandermeulen 2004, BAG 2005, HPA 2009). In Deutschland gab es zwischen Juli 2010 und Februar 2011 einen Mumpsausbruch mit Hunderten von Erkrankten. Im Wesentlichen waren junge Erwachsene betroffen. Allein in der Urologischen Klinik in Regensburg mussten 21 junge Männer wegen einer Mumpsorchitis behandelt werden.
    Auch in der Schweiz (1999 bis 2001) und in Österreich (2008) kam es zu Mumpsausbrüchen: in der Schweiz mit über 50000, in Österreich mit mehreren hundert Erkrankten. Über die Hälfte der Patienten war mindestens einmal geimpft. Der offensichtlich sehr schlecht wirksame Schweizer Impfstoff wurde inzwischen gegen einen wirksameren ausgetauscht.
    Die Wirkung der Mumpsimpfung ist also alles andere als sicher. Dennoch ist sie für Männer noch das geringere Übel, verglichen mit einer Mumpserkrankung. Da der Impfschutz der Kleinkinder oft nicht bis ins Erwachsenenalter hält, sollten Buben besser erst vor Eintritt der Pubertät geimpft werden. Eine vorherige Antikörperuntersuchung kann man sich heute sparen, da die meisten Kinder keinen Mumpskontakt mehr haben.
    Bleiben die Mädchen ungeimpft, damit sie durch eine Mumpserkrankung Schutz vor Krebs erwerben, dann bleibt das Wildvirus in der Bevölkerung und verbessert die Immunität der geimpften Männer.
    Nebenwirkungen des Mumpsimpfstoffs
    Wie bereits im Kapitel »Masern« erwähnt, ist die Sicherheit der MMR -Impfstoffe – der derzeit einzigen Möglichkeit zur Mumpsimpfung – ungenügend untersucht (Demicheli 2006). Insbesondere Berichte über Störungen der neurologischen Entwicklung (Geier 2003, 2004) lassen es geraten erscheinen, diese Kombinationsimpfstoffe nicht im Kleinkindalter anzuwenden.
    Wollen Eltern ihr Kleinkind gegen Masern schützen, können sie zumindest in Deutschland und der Schweiz auf den Masern-Einzelimpfstoff ausweichen. Vor der Pubertät müsste dann bei Jungen zum Schutz vor Mumps zweimal der MMR -Impfstoff verabreicht werden, so dass sie insgesamt viermal gegen Masern geimpft werden. Nach derzeitiger Erkenntnis ist dies jedoch unproblematisch, da die Masernimpfviren bei noch vorhandenen Antikörpern sofort unschädlich gemacht werden. Die Masernimpfungen ließen sich auf drei reduzieren, wenn nach der ersten Masernimpfung in der Kindheit eine ausreichende Antikörperbildung (über 1000 IE /l) nachgewiesen wird.
    Da der Mumpsimpfstoff einzeln nicht mehr verwendet wird, gibt es nur ältere Quellen zu den Nebenwirkungen dieses Impfstoffs. Nebenwirkungen der MMR -Impfstoffe sind im Kapitel »Masern« abgehandelt.
    Übertragung des Impfvirus
    Das Mumpsimpfvirus kann man aus dem Speichel von Geimpften anzüchten (Quast 1997). In sehr seltenen Fällen wird es auf Kontaktpersonen übertragen und löst bei diesen eine Impf-Mumpserkrankung aus (Sawada 1993, Atrasheuskaya 2006). In der medizinischen Literatur sind sogar eine Meningitis und eine Enzephalitis durch einen Kontakt zu einem frisch Geimpften

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