Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
(6): 377ff.
Yavuz, S., Sahiner, U., Sekerel, B., Tuncer, A., et al.: Anaphylactic reactions to Measles-Mumps-Rubella vaccine in three children with allergies to hen’s egg and cow’s milk. Acta Paediatr 2011, 100 (8): e94ff.
Mumps
Die Mumpserkrankung
Mumps ist eine Virusinfektion, die hauptsächlich die Speicheldrüsen, vor allem die Ohrspeicheldrüsen befällt. Nach der Inkubationszeit von zwei bis drei Wochen beginnt die Erkrankung im typischen Fall mit Fieber, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Krankheitsgefühl. Bald kommt es zu einer schmerzhaften Schwellung vor einem oder beiden Ohren, gelegentlich durch den Befall der Unterkieferspeicheldrüse auch unter dem Kinn. Die Beschwerden dauern drei bis sieben Tage. Die medizinischen Lehrbücher empfehlen die Verordnung von Schmerzmitteln.
Mumps wird über infektiösen Speichel übertragen, ist jedoch weniger ansteckend als Masern oder Windpocken. Vor Einführung der Impfung waren bis zum fünfzehnten Lebensjahr 90 Prozent der Bevölkerung »durchseucht«, das heißt, sie hatten eine Mumpsinfektion durchgemacht und dadurch schützende Antikörper erworben. Der Erkrankungsgipfel lag im Kindergartenalter.
Nur 50 bis 70 Prozent erkranken mit der klassischen Speicheldrüsenentzündung. Bei 20 Prozent der Infizierten verläuft die Krankheit unbemerkt (»stille Feiung«), die restlichen entwickeln lediglich leichte grippale Symptome ( WHO 2010).
Mit Beginn der Speicheldrüsenschwellung ist die Ansteckungsgefahr am größten. Mumpsviren sind jedoch schon sieben Tage vor und bis zu acht Tage nach Erkrankungsbeginn im Speichel.
Bei Unklarheit kann die Diagnose durch den direkten Virusnachweis aus Blut, Speichel oder Urin gestellt werden. Ab dem vierten Krankheitstag finden sich auch Mumps-Antikörper im Blut. Bei früher Geimpften lässt nur der Anstieg der Antikörper in einer zweiten Blutprobe eine sichere Aussage zu.
Das Durchmachen von Mumps führt zu einer lebenslangen Immunität. Säuglinge, deren Mütter Mumps hatten, sind in den ersten Lebensmonaten durch übertragene mütterliche Antikörper geschützt.
In Deutschland können Kontaktpersonen von Erkrankten, wenn sie weder Mumps hatten noch eine Impfung nachweisen können, von den Gesundheitsbehörden bis zu 18Tage lang vom Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung ausgeschlossen werden. Im Paragraph 28 des deutschen Infektionsschutzgesetzes heißt es: »Werden Kranke, Krankheitsverdächtige, Ansteckungsverdächtige oder Ausscheider festgestellt …, so trifft die zuständige Behörde die notwendigen Schutzmaßnahmen …, soweit und so lange es zur Verhinderung der Verbreitung übertragbarer Krankheiten erforderlich ist.« Ein Kindergarten- oder Schulbesuch wird im Allgemeinen nur erlaubt, wenn Mumps-Antikörper nachgewiesen und attestiert werden oder wenn innerhalb von fünf Tagen nach dem Kontakt eine Impfung durchgeführt wurde.
Die Betroffenen sind im Fall eines Mumpsausbruchs allerdings nicht vollkommen wehrlos: Die Stadt Essen musste 2007 einen Schulausschluss nach Einspruch der Betroffenen revidieren und sich darauf beschränken, lediglich krankheitsverdächtige Kinder vom Unterricht auszuschließen.
Die Zahl der jährlichen Mumpserkrankungen ist unbekannt. Früher waren es in Deutschland etwa 200000 Fälle. Durch die Impfung dürften es nur noch wenige hundert sein. Seit 2012 müssen in Deutschland Mumpserkrankungen namentlich an das Gesundheitsamt gemeldet werden. In Österreich und der Schweiz besteht keine Meldepflicht. Warum auch?
Mumpskomplikationen
Mumps ist in den allermeisten Fällen eine völlig harmlose Kinderkrankheit, die von allein ausheilt. Ernsthafte Komplikationen sind sehr selten. Schwerere Verläufe betreffen eher Erwachsene (Phillips 1992, CDC 1989).
Am zweiten bis fünften Krankheitstag kann es zu einer milden Hirnhautentzündung (Meningitis) kommen, die spontan und ohne Folgen ausheilt. Die Häufigkeit liegt, ansteigend mit dem Alter, zwischen 1:5000 und maximal 1:100 ( WHO 2010). Hinweisende Symptome sind hohes Fieber, Kopfschmerzen und Nackensteife. Gelegentlich kommt es auch zu einer Meningitis ohne Speicheldrüsenschwellung, so dass die Ursachensuche zunächst schwierig ist. In sehr seltenen Fällen geht die Meningitis auf das Hirngewebe über (Enzephalitis), das Risiko dürfte unter 1:50000 liegen ( CDC 2010).
Weitere Komplikationen des Mumps sind Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und bei männlichen Erkrankten der Hoden. Während die Hodenentzündung im
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