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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Synzytial-Viren ist noch nicht verfügbar.
    Die Erkrankung mit RS -Virus
    Das respiratorische Synzytial-Virus ( RS -Virus, RSV ) gehört wie das Masern- und Mumpsvirus zur Familie der Paramyxoviren. Es wird über Tröpfcheninfektion und über kontaminierte Gegenstände oder Hände übertragen und verursacht Infekte der oberen und unteren Luftwege. Haupterkrankungszeit ist das Winterhalbjahr mit Schwerpunkt in den Monaten Januar und Februar.
    RS -Viren gehören zu den häufigsten Auslösern für Erkrankungen der Atemwege im Kindesalter. In den USA lässt sich bei 40 Prozent aller Kinder, die wegen eines Luftwegsinfekts in ein Krankenhaus eingewiesen werden, das Virus nachweisen (Moore 2011).
    Mindestens eins von 20 Kindern erkrankt im ersten Lebensjahr an einer RSV -Infektion, jedes zehnte davon schwer ( RKI 2012). Das Risiko, im ersten Lebenshalbjahr mit einer solchen Infektion ins Krankenhaus eingewiesen zu werden, beträgt nach einer dänischen Studie bei Frühgeborenen 6,6 Prozent, bei reifgeborenen Säuglingen 3,2 Prozent (Kristensen 1998).
    Die seit Jahren beobachtete Zunahme der RSV -Infekte im Säuglingsalter könnte mit der Masernimpfung zusammenhängen: Säuglinge maserngeimpfter Mütter lassen nicht nur einen zuverlässigen Nestschutz gegen Masernviren vermissen, sondern auch gegen die verwandten RS -Viren (Weigl 2005).
    Typische Symptome der RSV -Erkrankung sind Fieber, quälender Husten, Trinkschwäche und Kurzatmigkeit. Eine häufige Komplikation ist die Ohrenentzündung. Vor allem im Säuglingsalter können RSV -Infekte zu schweren Bronchitiserkrankungen (obstruktive Bronchitis, Bronchiolitis) und Lungenentzündungen führen. Daher machen sie häufiger als andere Virusinfekte eine Intensivbehandlung mit Sauerstoffgabe und gelegentlich auch maschineller Beatmung notwendig.
    Risikogruppen für schwere Verlaufsformen sind Frühgeborene und Kinder mit Lungenerkrankungen oder Herzfehlern. Auch Erwachsene unter immunsuppressiver Therapie oder mit Herz- oder Lungenerkrankungen sind gefährdet.
    Die Sterblichkeit reifgeborener Säuglinge, die wegen einer schweren RSV -Erkrankung stationär behandelt werden, beträgt weniger als 1 Prozent. Bei Frühgeborenen mit Herzfehler oder vorgeschädigter Lunge kann sie jedoch deutlich höher liegen (Welliver 2010).
    Die Diagnose lässt sich durch den Virusnachweis ( PCR ) aus Speichel oder einem Rachenabstrich sichern. Die Untersuchung ist jedoch teuer und wegen des Fehlens wirksamer virushemmender Medikamente nur für epidemiologische oder wissenschaftliche Zwecke sinnvoll.
    Die Behandlung von RSV -Infektionen besteht aus den üblichen Maßnahmen bei Schnupfen und Husten: salzhaltige Nasentropfen, schleimlösende Tees oder Hustensäfte und Inhalation mit Kochsalzlösung oder bronchialerweiternden Medikamenten. Hilfreich sind auch schleimfördernde Brustwickel (zum Beispiel mit Zitronensaft oder Quark). Bei Atemnot kann die Gabe von Sauerstoff notwendig werden, bei schweren Verläufen ist die Gabe von Kortison empfohlen. Antibiotika sind nicht angezeigt, solange keine bakterielle Superinfektion nachgewiesen ist.
    Eine RSV -Infektion hinterlässt keine zuverlässige Immunität, jedoch verlaufen wiederholte Infekte milder. Symptomarme Erwachsene, zum Beispiel auch Krankenhauspersonal, sind eine häufige Infektionsquelle für Kinder.
    Einen Schutz vor komplizierten RSV -Verläufen und Lungenentzündungen verleiht Muttermilch, vor allem wenn länger als sechs Monate ausschließlich gestillt wird (Law 2002, Sinha 2003, Chantry 2006). Wichtig ist auch der Schutz vor Passivrauch (Sommer 2011) und insbesondere bei Risikokindern das Meiden von Menschenansammlungen, in denen ein enger Kontakt mit »erkälteten« Personen möglich ist.
    Die RSV -»Impfung«
    Gegen den RS -Virus gibt es bisher keinen wirksamen Impfstoff. Seit dem Jahr 1999 besteht aber die Möglichkeit, Risikokindern vorbeugend Antikörper gegen RS -Viren zu spritzen. Das hierfür unter dem Namen Synagis zugelassene Medikament enthält Palivizumab, einen monoklonalen Antikörper gegen RSV . Hersteller ist der amerikanische Konzern Medimmune, Tochter des britisch-schwedischen Pharmagiganten AstraZeneca. Die Vermarktung außerhalb der USA hat die Firma Abbott übernommen.
    Synagis soll einmal monatlich während der RSV -Saison von Oktober oder November bis März gespritzt werden. Die Schutzwirkung baut sich nach der ersten Dosis allmählich auf und erreicht ab der zweiten Dosis ihr Maximum.
    Die Empfehlungen zur

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