Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
der vom Hersteller gesponserten Zulassungsstudie IM pact (1998). Möglicherweise hinken sie auch der Realität hinterher, denn bei Synagis macht sich ähnlich wie bei vielen Impfstoffen der Selektionsdruck auf den Erreger durch zunehmende Resistenzen bemerkbar (Adams 2010, Zhu 2012).
Nebenwirkungen
Im Jahr 2002 erschien in den USA eine Untersuchung über die Meldungen schwerer unerwünschter Medikamentenwirkungen und Todesfälle bei unter zweijährigen Kindern. Demnach war Synagis für 36 Prozent aller Zwischenfälle verantwortlich (Moore 2002). Nach der Synagis-Fachinformation wurden dem Hersteller zwischen 1998 und 2002 bei 20000 behandelten Kindern 1291 schwerwiegende Nebenwirkungen gemeldet, das entspricht mehr als 5 Prozent. Auch Todesfälle wurden berichtet, wobei nicht gesichert werden konnte, ob das Medikament tatsächlich dafür verantwortlich war (Mohan 2004). Das Risiko eines Atemstillstands liegt allerdings nach Angaben in der Fachinformation zwischen 1:1000 und 1:10000, das Risiko schwerer allergischer Reaktionen bei 1:10000 bis 1:100000. Derartige Schadwirkungen fielen erst nach der Zulassung des Medikaments auf und wurden vom Hersteller mit großer Zeitverzögerung mitgeteilt (
AT
2002).
Zusammenfassung
RSV -Viren können schwere Luftwegsinfekte hervorrufen. Besonders gefährdet sind Frühgeborene und Kinder mit Herzfehlern oder geschädigter Lunge.
Schwere Krankheitsverläufe sind seltener bei Kindern, die mit Muttermilch ernährt werden und deren Eltern nicht rauchen.
Die RSV -Prophylaxe mit dem monoklonalen Antikörper Palivizumab (Synagis) ist für bestimmte Risikokinder empfohlen. Er soll einmal monatlich von Oktober/November bis März gespritzt werden.
Synagis senkt das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen RSV -Infektionen, verhindert aber weder Komplikationen noch tödliche Verläufe. Eltern, die ihr Kind nicht behandeln lassen, bringen es also nicht in Gefahr.
Es müssen sehr viele Frühgeborene zu extrem hohen Kosten behandelt werden, um eine stationäre Behandlung zu verhindern.
Schwere Nebenwirkungen sind selten, aber potenziell lebensbedrohlich: Atemstillstand und allergische Reaktionen.
Referenzen
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