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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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und sprang auf die Hündin zu. Sofort kippte die Eisscholle, die beiden stürzten in das eiskalte Hafenbecken. Der hoch aufgerichtete Rand
des Eises fiel mit einem lauten Klatschen auf die Wasseroberfläche zurück. Ein mächtiger Kopf mit einem schwarzen Augenfleck tauchte aus den Fluten auf. Schwach schlug die Kreatur mit den langen Krallen um sich, wobei sie immer wieder den Rand des Eises traf. Mit jedem Schlag brachen einzelne Eisbrocken aus der Scholle heraus, ohne dass das Wesen Halt finden konnte. Es riss sein Maul auf, stieß ein letztes Brüllen aus und versank in der Tiefe.
    Colding sah genau hin – voller Hoffnung, von einem einzigen Wunsch erfüllt. Schließlich erkannte er einen kleinen schwarzen Fleck im vom Treibeis bedeckten Wasser.
    »Los, Mädchen!«
    Die Hündin wirkte erschöpft. Sie paddelte mit ihren Beinen direkt auf das Boot zu, während die Wellen sie hin und her warfen. Sie japste nach Luft, blähte die Wangen und spuckte in hohem Bogen Wasser aus. Colding beugte sich so weit wie möglich vor. Mit letzter Kraft hielt Sara seine Beine fest, damit er sich noch ein wenig weiter über die Reling lehnen konnte. Mookie ging unter, tauchte wieder auf. Sie wurde langsamer. Colding streckte sich noch mehr … und bekam mit seinen Fingern die Hündin am Halsband zu fassen. Er zog sie zur Reling hin. Sara beugte sich zu ihm hinab und half ihm, die geschwächte Hündin an Bord zu hieven. Mookie sank völlig erschöpft mit eingeklemmtem Schwanz zwischen Colding und Gary Detweiler zu Boden, Schauer durchliefen ihren kleinen Körper, ihre Brust hob und senkte sich hektisch: eine weitere, vollkommen entkräftete Überlebende der Katastrophe.
    Ihr nasser Schwanz klopfte auf das Deck.
    Es war endlich vorbei.
    Die sechs Überlebenden von Black Manitou Island steuerten die aufgewühlten Wasser des Lake Superior an.

Epilog
    Er stand auf der Kuppe der Düne, hatte die linke Pfote gegen seine Brust gedrückt und sah zu, wie die Beute in einem dieser lärmenden Dinger davonschwamm. Der Wind blies ihm ins Gesicht, trug ihre Witterung an ihn heran. Er wollte diese Beute haben, er wollte sie in Stücke reißen, und das aus einem Grund, den er zuvor noch nicht gekannt hatte.
    Der Grund? Baby Muhtviel wollte töten. Er wollte Rache. Die Beute hatte seine Geschwister und die Anführerin seines Rudels umgebracht. Doch er wollte die Beute nicht fressen, denn zum ersten Mal in seinem kurzen, nur vier Tage umfassenden Leben war er nicht mehr hungrig.
    Eines dieser mageren Dinger hatte ihm mit dem Stock in den Mund gestochen. Er schob seine dicke Zunge an die schmerzende Stelle und spürte, dass ihm dort ein Zahn fehlte. Der Stock hatte ihn auch in die Pfote gestochen – und das so heftig, dass ihm das Gehen schwerfiel. Baby Muhtviel war nicht in der Lage gewesen, mit den anderen Schritt zu halten. Er war erst in dem Moment eingetroffen, als seine Anführerin ins Wasser stürzte. Als sie in die Tiefe sank und nicht wieder auftauchte.
    Hass. Hass auf die magere Beute, und dieses Gefühl war viel, viel stärker als die schlimmsten Schmerzen, die ihm der Hunger bereitet hatte.
    Ein Geräusch hinter ihm. Er wirbelte herum, riss sein Maul auf und machte sich bereit für einen Angriff auf drei Beinen.
    Doch es war keines dieser mageren Dinger. Es war ein Wesen wie er. Schwarze, verbrannte Haut bedeckte die rechte Gesichtshälfte des anderen. Das rechte Auge war nur
noch eine leere, von Nässe umgebene Höhle. Weitere Brandwunden zogen sich über die rechte Schulter und die Flanke.
    Da der Wind von der anderen Seite kam, hatte er seinen Gefährten bisher nicht riechen können. Doch jetzt war ihm der andere so nahe, dass ihm der Gestank nach verkohltem Fell und verbranntem Fleisch in die verletzte Nase stieg. Außerdem nahm er dessen individuelles Geruchssignal wahr: Kein anderes Wesen seiner Art würde genau denselben Geruch ausströmen. Wenn es überhaupt noch andere Wesen seiner Art gab.
    Und er nahm noch etwas wahr. Einen Duft, der sich auf eine aufregend neue Art bemerkbar machte.
    Es war der Geruch eines … Weibchens.
     
    Das rote Eichhörnchen blieb stehen und starrte die vor ihm ausgebreiteten Schätze an.
    Ein Haufen Kiefernzapfen.
    Es roch die Samen darin. So verführerisch. Und es hatte Hunger.
    Da waren auch noch andere Gerüche. Der Geruch eines toten Tieres. Der Geruch nach einem anderen Eichhörnchen – schwach und irgendwie merkwürdig, doch eindeutig vorhanden.
    Das Eichhörnchen hob den Kopf und suchte die

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