Implantiert
Umgebung nach den Umrissen ab, die ihm sein Instinkt vorgab: kleiner Kopf, dicht umsäumt von Flügeln, lange, breite Schwanzfedern – die Umrisse von Falken und Eulen. Nichts. Schnell huschte das Eichhörnchen ein paar Schritte näher, blieb dann jedoch wieder stehen.
Jetzt nahm es einen neuen Geruch auf, einen wirklich seltsamen Geruch. Er stammte von einem Tier, aber von einer Art Tier, die das nicht kannte. Bei allem Neuen wäre es am
liebsten davongerannt. Aber ein ganzer Haufen Kiefernzapfen! So viel Futter!
Das Eichhörnchen kam näher. Die Kiefernzapfen befanden sich unweit eines Erdlochs, in dessen Nähe ein kleiner weißer Baum stand. Ein Loch, wie es von Kaninchen gegraben wurde. Und neben dem Loch befand sich ein schimmerndes Ding, das nur ein klein wenig größer war als das Eichhörnchen selbst. Es sah aus wie ein Stück Ast, nur war es dicker und glatter. Die runden Seiten waren rot und trugen Flecken, die weiß schimmerten wie Schnee. Die Sonne brachte die Oberfläche dieses Dinges zum Funkeln. Der Anblick machte das Eichhörnchen nur noch hungriger, denn üblicherweise befanden sich in der Nähe so eines schimmernden Dinges zerknüllte Sachen, in denen sich salziges Futter befand.
Etwas bewegte sich.
Das Eichhörnchen huschte davon, blieb jedoch gleich darauf wieder stehen und drehte sich um. Eine Bewegung hinter den Kiefernzapfen. Der buschige Schwanz eines Eichhörnchens. Ein Wesen seiner Art, das von den Kiefernzapfen naschte! Aber das waren doch seine Kiefernzapfen!
Es stürmte heran und stürzte sich auf die andere Seite des Haufens, um den Konkurrenten zu vertreiben.
Ein Bild des Grauens – ein Eichhörnchenschwanz und sonst nichts! Gefahr! Es wirbelte herum, um zu fliehen und spürte plötzlich einen stechenden Schmerz in seinem Rücken. Es kreischte auf und wollte wegrennen, doch etwas hob es hoch in die Luft. Seine kleinen Füße traten ins Leere. Es drehte den Kopf nach hinten, um sich gegen das zur Wehr zu setzen, was ihm in seinem Rücken solche Schmerzen bereitete, und biss auf etwas Hartes.
Trotz seiner Panik erkannte es den Geschmack.
Ein Knochen.
Ein Knochen, der so lang und so dünn war wie ein Stock. Am anderen Ende befand sich das unbekannte Tier, das diesen neuen, seltsamen Geruch ausströmte. Das Eichhörnchen schaffte es nicht, sich ganz umzudrehen, doch es erhaschte einen kurzen Blick auf weiße Haut und einen Kopf, der mit langem, dichtem schwarzen Fell bedeckt war.
Die Kreatur, die den Knochen hielt, zog das Eichhörnchen in das Loch. Plötzlich war es von Dunkelheit umgeben, nur ein schmaler Lichtfleck leuchtete noch von oben herab. Seine kleinen Füße gruben sich in die Erde, scharrten, drückten und versuchten, sich festzukrallen, doch es war sinnlos. Das Ding an seinem Rücken zog das Eichhörnchen weiter und weiter hinab, und der Geruch nach Kadavern wurde immer intensiver.
Das Eichhörnchen sah große gebogene weiße Knochen, die mit Zahnabdrücken übersät waren. Das Eichhörnchen war in etwas Totem. Diese Schmerzen!
Der Lichtfleck schien so weit entfernt. Das Eichhörnchen spürte, wie es gepackt und festgehalten wurde. Es kreischte immer wieder. Es warf seinen kleinen Kopf hin und her, biss die Zähne aufeinander, tat alles, um zu entkommen, zu überleben.
Ein gewaltiger Druck in seinem Nacken. Sein Körper erstarrte, dann wurde er schlaff. Es spürte, wie ihm ein großes Stück Fleisch aus dem Leib gerissen wurde. Seine kleine Schnauze öffnete und schloss sich, die schwachen Atemzüge wurden immer langsamer. Schließlich bewegte es sich nicht mehr und sah, wo es sich befand.
Es sah die zerfetzten, abgenagten Kadaver seiner Artgenossen, aufgehäuft zu einem fein säuberlichen Stapel aus Fell und Knochen.
Danksagung
Nachbemerkung des Autors
Eine sehr frühe Version dieses Romans wurde zum ersten Mal zwischen September 2005 und Februar 2006 als eine in Fortsetzungen erschienene Reihe kostenloser Audiobook-Podcasts veröffentlicht. Ancestor — so der Originaltitel des Romans – erlebte als Publikation eines Kleinverlags am 1. April 2007 eine Wiedergeburt. Obwohl es kein Marketing-Budget gab, das Buch nicht beworben und in den Medien nicht darüber berichtet wurde, erreichte die gedruckte Version von Ancestor Platz 72 der Bestsellerliste von Amazon. com und war nach Harry Potter und die Heiligtümer des Todes der bestverkaufte Roman. Natürlich konnte Ancestor diesen Platz nicht lange halten, aber das Buch war da, und das war entscheidend.
Zu
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