In aller Unschuld Thriller
Tür ab.«
Die Frau verschwand.
Kovac wandte sich wieder David Moore zu.
»Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass gestern Abend ein dritter Mann zu Ihrer kleinen Party in der Bar gestoßen ist?«
Moore wich seinem Blick aus, er wirkte verwirrt, zuckte die Schultern, breitete hilflos die Arme aus. Nur die erste Reaktion war bedeutsam.
»Ich – ich weiß es nicht«, stammelte er. »Ich kannte den Kerl nicht. Warum hätte ich es erwähnen sollen?«
»Weil man nichts verschweigt, wenn man mit der Polizei spricht, Einstein. Wir neigen nämlich dazu, misstrauisch zu werden, wenn wir es hinterher herausfinden. Wer war der Kerl?«
»Ivors kennt ihn. Er ist – äh – aus der Branche. Er ist – Kameramann. Er kam kurz vorbei. Wir haben über mein Projekt gesprochen.«
»Wie heißt er?«
»Don Irgendwas. Ich kann mich nicht an seinen Nachnamen erinnern.«
»Er kommt vorbei, um mit Ihnen über Ihr Projekt zu reden. Vermutlich weil er daran interessiert ist, irgendetwas für Sie zu machen. Und Sie können sich nicht an ihn erinnern. Hat er Ihnen keine Visitenkarte gegeben?«
»Es war ein unverbindliches Gespräch. Ivors wollte, dass ich ihn kennen lerne. Das ist alles.«
»Und warum haben ihn dann Ivors und Ihre kleine Freundin mir gegenüber ebenfalls mit keinem Wort erwähnt?«
»Ich weiß es nicht. Sie hielten es wohl nicht für wichtig. Er war nur ein paar Minuten da.«
»Und diesen Schwachsinn soll ich Ihnen abkaufen?«, fragte Kovac.
»Es ist mir egal, was Sie glauben.«
»Das ist eine sehr bedauerliche Einstellung, Freundchen. Es sollte Ihnen ganz und gar nicht egal sein, was ich glaube. Weil ich nämlich die Macht habe, Ihr armseliges kleines Leben Stück für Stück auseinanderzunehmen und alles, was da hinter Ihren Lügen zum Vorschein kommt, genau unter die Lupe zu nehmen. Und jetzt gehe ich da rauf und unterhalte mich unter vier Augen mit der kleinen Ginnie. Sie haben Ihre Lügen doch hoffentlich genau mit ihr abgesprochen? Weil ich jetzt nämlich ein bisschen lügen und behaupten werde, dass Sie geplaudert und mir alles über Ihren Plan erzählt haben, denn dann rückt sie vielleicht mit der Sprache raus. Und dieses Mal wird Edmund Ivors nicht da sein, um ihr die passenden Worte in den Mund zu legen.«
Moores Handy, das irgendwo in einer seiner Taschen steckte, klingelte.
»Warum gehen Sie nicht ran, Daveman?«, fragte Kovac. »Wahrscheinlich ist sie das und will wissen, wo zum Teufel Sie bleiben.«
Moore rührte sich nicht.
Kovac schob sich an ihm vorbei, ging die Treppe in den zweiten Stock hinauf und klopfte an die Tür von Apartment 209 .
Ginnie Bird öffnete sofort, und auf ihr Gesicht trat ein entgeisterter Ausdruck, als sie sich unerwartet Kovac gegenübersah.
»Darf ich reinkommen?«, fragte er, während er bereits an ihr vorbei die Wohnung betrat.
Moore kam hinter ihm her. »Du brauchst nicht mit ihm zu reden, Ginnie. Nicht ohne Anwalt.«
Kovac zog eine Augenbraue hoch. »Ms. Bird ist doch nicht verhaftet. Warum sollte sie einen Anwalt dabeihaben wollen?«
Ginnie Bird starrte ihn an wie ein Reh im Scheinwerferkegel. Dumm wie Bohnenstroh, die junge Dame. Sie hatte allerdings andere Vorzüge, unübersehbare. Ein dunkelrotes spitzenbesetztes Seidenhemdchen mit passendem Stringtanga enthüllten mehr von ihren unnatürlich runden Brüsten und ihrem schlanken Körper, als sie verdeckten. Darüber trug sie einen durchsichtigen roten Morgenmantel, der offenbar ihrer Auffassung von Schicklichkeit entsprach. Er reichte ihr kaum bis zu den Oberschenkeln. Dazu ein Paar silberner Stilettos. Bereit, dem armen, bedrängten David Moore Trost in Form von heißem Sex zu spenden.
Kovac sah sich in dem Apartment um, soweit das vom Flur aus möglich war. Holzfußboden in der Diele, weißer Teppichboden im Wohn- und Esszimmer, der bis zu dem kleinen gasbetriebenen Kamin mit einer steinernen Umrandung reichte. Moderne Möbel – Chrom, Glas, Leder.
»Hübsche Möbel«, sagte Kovac. »Und ein ganz schöner Unterschied zu Hudson in Wisconsin. Sie müssen in Ihrem Job ziemlich gut sein, Ms. Bird, wenn Sie sich eine Wohnung auf dieser Seite des Flusses und auf der anderen leisten können.«
»Ginnie ist Castingdirector …«, setzte Moore an.
Kovac drehte sich zu ihm. »Sie stören eine polizeiliche Ermittlung, Blödmann. Entweder setzen Sie sich und halten die Klappe, oder ich verfrachte Sie in Handschellen und mit dem Gesicht nach unten hinaus auf den Flur.«
»Das würden Sie nicht wagen«, sagte
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