In aller Unschuld Thriller
fühlte sich heiß an.
Nachdem die Nachricht von Carey Moores Verschwinden durchgesickert war, hatten die Übertragungswagen der Fernsehsender ihre Belagerung wieder aufgenommen. Vor dem Haus hatte sich eine mit Kameras bewaffnete Meute versammelt, in der alle wild durcheinanderschrien. Sie hatten etwas von einem Schwarm Heuschrecken. Kovac ignorierte sie und eilte an den uniformierten Polizisten, die vor der Tür Wache standen, vorbei ins Haus.
Dort ging er auf direktem Weg ins Arbeitszimmer, wo David Moore am Kamin lehnte. Logan stand mit dem Rücken zur Tür und sprach mit einem dritten Mann. Moores Augen weiteten sich, als Kovac ins Zimmer stürmte und auf ihn zusteuerte.
»Erbärmliches Stück Scheiße!«, brüllte Kovac und zielte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Moore, als wollte er ihn erstechen. »Widerliches, erbärmliches Stück Scheiße! Sie und Ihre kleine Nutte und ihr Pornostar-Bruder werden bis ans Ende Ihrer Tage im Gefängnis schmoren!«
Moore sprang zurück, stolperte über das Kaminbesteck und taumelte gegen die Wand.
Logan stieß einen Schrei aus, machte einen Satz auf Kovac zu, packte ihn und hielt ihn an den Schultern fest.
Der dritte Mann sah zu, dass er sich in Sicherheit brachte.
Kovac brüllte weiter und versuchte, sich aus Logans Griff zu befreien, um sich auf Moore zu stürzen. »Ich nagle Ihren Arsch an die Wand! Sie sind erledigt! Ein für alle Mal!«
»Kovac!«, brüllte ihn Logan an.
»Ich weiß überhaupt nicht, wovon er redet!«, schrie David Moore.
»Kovac!« Lieutenant Dawes kam mit zwei uniformierten Beamten ins Zimmer geeilt.
Mit vereinten Kräften zerrten und schoben die beiden Polizisten und Logan Kovac aus dem Zimmer hinaus in die Diele.
Dawes brüllte ihn an. Kovac war so außer sich, dass er kein Wort verstand.
Draußen drückte ihn Logan gegen eine Wand.
»Was zum Teufel ist mit Ihnen los?«, schrie er ihn an.
Kovac stieß ihn von sich. »Das ist alles sein Werk!«, schrie er und deutete auf die Tür des Arbeitszimmers, die inzwischen jemand geschlossen hatte. »Sie muss sterben, weil er nicht den Mumm hatte, aufzustehen und zu gehen …«
»Es reicht!«, schrie Dawes. »Ich will kein Wort mehr hören!«
Kovac hob die Hände und bemühte sich, seiner Wut Herr zu werden.
Er keuchte und war schweißüberströmt. Logan trat einen Schritt zurück. Ihm ging es nicht anders.
Dawes blickte Kovac wutentbrannt an. »Worum geht's hier eigentlich?«
»Der Bruder der Freundin«, sagte Kovac. »Der dritte Mann in der Bar ist der Bruder der Freundin, ein Pornodarsteller.«
»Und wenn es der leibhaftige Teufel war!«, sagte Dawes. »Was sollte dieser Auftritt eben? Was ist in Sie gefahren? Wollten Sie David Moore in Anwesenheit seines Anwalts den Schädel einschlagen? Sie sind nicht mehr ganz bei Trost, Detective.«
Kovac ging im Kreis herum und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. Er zitterte, als die Wirkung des Adrenalins in seinem Blut nachzulassen begann.
»Fahren Sie nach Hause«, sagte Dawes.
Kovac sah sie an.
»Fahren Sie nach Hause«, wiederholte sie.
»Das ist mein Fall.«
»Sie brauchen eine Pause, Sam. Und zwar sofort.«
Er hob abwehrend eine Hand, ohne stehen zu bleiben. »Mir geht's gut. Ich hab nur ein bisschen die Beherrschung verloren.«
»Sie haben komplett die Beherrschung verloren. Ich kann nicht zulassen, dass Sie Leute bedrohen. Sie können von Glück sagen, wenn Moores Anwalt Sie nicht vor den zivilen Untersuchungsausschuss zerrt.«
»Kann nur ein Kotzbrocken sein«, murmelte Kovac. »Unter welchem Stein der wohl hervorgekrochen ist?«
»Das ist Anthony Costello«, sagte Logan. »Er ist unter einem sehr teuren Stein hervorgekrochen.«
Kovac schüttelte den Kopf. »Toll. David Moore kann seine Frau entführen und umbringen lassen. Tony Costello kann Careys Geld einsacken, um das Arschloch zu verteidigen. Und ich bin derjenige, der in Schwierigkeiten steckt. Ja, genau so stelle ich mir unser Rechtssystem vor.«
»Sie nehmen das zu persönlich, Sam«, sagte Dawes. »Eigentlich sollten Sie es besser wissen.«
Kovac setzte sich auf die Treppe, vergrub das Gesicht in den Händen und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ist schon gut.«
»Sie brauchen eine Pause.«
»Nein.«
»Sam …«
»Schicken Sie mich nicht nach Hause, Lieutenant«, sagte er und blickte zu ihr hoch. »Ich gehe nicht. Das ist mein Fall. Ich trage die Verantwortung für Carey Moore. Ich lasse sie nicht einfach fallen. Versuchen Sie nicht, mich dazu zu
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