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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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von dem, was passiert, können wir nicht beeinflussen, nur das Beste daraus machen.«
    Damit würde sie bei ihm natürlich nicht durchdringen, dachte sie. Dieser Junge machte wahrscheinlich sogar für einen Einkaufszettel vorher einen Entwurf. Er wollte, dass alles hübsch und ordentlich und unter seiner Kontrolle war. Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen. Er hatte bisher so wenig Kontrolle über sein Leben gehabt, dass er jede sich bietende Gelegenheit nutzen musste.
    An der Wand am anderen Ende der Werkbank hatte er eine Hakenleiste angebracht, an der verschiedene Kleidungsstücke hingen, die er anziehen konnte, wenn ihm kalt wurde – der Reihe nach vom dünnsten bis zum dicksten – ein kurzärmeliges T-Shirt, ein langärmeliges T-Shirt, ein Sweatshirt mit dem Logo der University of Minneapolis, die schwarze Jacke, die er die beiden ersten Male angehabt hatte, als sie mit ihm gesprochen hatte.
    Zumindest waren die Sachen nicht gebügelt, und sie hingen nicht auf gepolsterten Kleiderbügeln. Die T-Shirts hingen schief da. Die Jacke hatte er mit der Innenseite nach außen über den Haken geworfen. Gut zu wissen, dass er nicht hundert Prozent perfekt war.
    Liska starrte die Jacke an, das quadratische weiße Etikett, das hinten in den Kragen genäht war. Etwa zweieinhalb mal zweieinhalb Zentimeter groß. Sie runzelte die Stirn, wandte ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder dem Jungen zu.
    »Vielleicht kann dein Vater jetzt einen Schlussstrich ziehen«, sagte sie. »Jetzt, wo Karl Dahl tot ist, kann er vielleicht einen Teil seiner Wut loswerden und seine Wunden heilen lassen. Vielleicht könnt ihr das gemeinsam tun.«
    Bobby blickte in Richtung des Hauses, als könnte er durch die Wände hindurch in das Zimmer seines Vaters sehen. Wenn er es allein durch Willenskraft geschafft hätte, dass etwas in dieser Art geschah, dann hätte er es getan.
    Liskas Blick wanderte wieder zu den Kleidungsstücken an den Haken. Auf die kleine Bank, die darunter aufgestellt war, konnte man sich setzen, um die Schuhe auszuziehen. Unter der Bank standen mehrere Paar Turnschuhe, ein Paar Armeestiefel und etwas, das wie ein kleiner Koffer aussah und halb von einem ölverschmierten alten Handtuch verdeckt wurde.
    Nein, kein Koffer.
    Liska ging zu der Bank und zog das Handtuch weg, und es kam ein alte braune Aktentasche zum Vorschein, groß genug, um eine Bowlingkugel darin zu verstauen, oder vielleicht auch die Akten, Notizen, Aufzeichnungen und Schriftstücke, die eine Richterin am Ende ihres Arbeitstages mit nach Hause nahm.
    »Schöne alte Aktentasche«, sagte sie. »Mein Onkel William hat so eine gehabt, als ich ein Kind war. Er war Immobilienanwalt.«
    Bobby Haas erwiderte nichts darauf. Er sah von der Aktentasche zu Liska.
    »Anwälte schleppen gern viel Papierkram mit sich herum«, sagte sie. »Wahrscheinlich, weil sie sich dann wichtig vorkommen. Onkel Williams einer Arm war länger als der andere, weil er immer diese Aktentasche mit sich herumgetragen hat.«
    Unter dem schweren Messingverschluss war in Goldbuchstaben ein Name eingeprägt, im Lauf von vielen Jahren etwas abgerieben, aber immer noch lesbar: A. H. Greer, Esq.
    »Wo hast du die her, Bobby?«, fragte Liska und sah den Jungen scharf an, während sie sich erhob.
    »Weiß ich nicht mehr. Von der Heilsarmee, glaube ich.«
    »Wirklich? Was man dort nicht alles findet«, sagte sie. »Die ist wirklich schön. So was wird gar nicht mehr hergestellt. Wusstest du, dass Richterin Moore genau so eine Tasche hatte?«
    »Nein. Woher sollte ich das wissen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Liska. »Sag du es mir. Sie wurde ihr gestohlen, als man sie letzten Freitag überfallen hat.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie glauben, ich wäre das gewesen?«, fragte er, und es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich darüber ärgerte. »Ich war's nicht. Das ist ja noch nicht mal ihr Name.«
    »Stimmt. Aber ich kann dir sagen, wessen Name es ist. Alec Greer, Esquire, ist der Vater von Richterin Moore.«
    Mit hochrotem Kopf sagte der Junge: »Mag ja sein, aber das ist nicht ihre. Ich hab sie schon lange.«
    »Dann macht es dir ja wohl nichts aus, wenn ich mal einen Blick reinwerfe«, sagte Liska.
    Seine Augen schossen zu der Aktentasche, dann richteten sie sich wieder auf sie. Er atmete schneller. »Brauchen Sie dafür nicht einen Durchsuchungsbefehl oder so was?«
    »Den kann ich kriegen. Willst du das? Ich kann meinen Kollegen anrufen, und wir beide bleiben hier stehen und warten, bis er mit dem

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