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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Verhörs von Karl Dahl empfunden hatte, als er den Mann anblicken musste, der eine Frau und zwei kleine Kinder gequält und ermordet hatte. Er sprach von seinem Ärger, als der Lieutenant ihn nicht nur von dem Fall abgezogen, sondern auch gleich aus dem Dienstplan gestrichen und an den Schreibtisch verbannt hatte.
    » … und jetzt hat diese Richterin entschieden, dass Karl Dahls frühere Straftaten während des Prozesses nicht zur Sprache gebracht werden dürfen. Die Geschworenen könnten davon beeinflusst werden. Die Vorgeschichte zu einem Dreifachmord, die Entwicklung eines Killers. Richterin Moore meint, es käme einer Vorverurteilung gleich. Aber genau darum geht es doch, oder etwa nicht? «, fragte Dempsey. » Sollen wir so tun, als wäre Karl Dahl ein Pfadfinder gewesen, bevor er Marlene Haas und die beiden Kinder abgeschlachtet hat? Natürlich war er das nicht! Er war ein perverser Krimineller, aber davon sollen die Geschworenen nichts erfahren .«
    Dempsey schüttelte langsam den Kopf. » Das ist einfach nicht richtig. Es steht einer Richterin nicht zu, der Staatsanwaltschaft einen Fall kaputtzumachen. Richterin Moores Entscheidung bringt Karl Dahl seinem Ziel näher, mit einem Dreifachmord davonzukommen, und dafür sollte sie sich schämen. Soweit ich weiß, hat sie eine kleine Tochter. Ich frage mich, was sie empfinden würde, wenn ihre Tochter vergewaltigt, gequält und wie ein geschlachtetes Lamm aufgehängt werden würde. Ich schätze mal, dass sie dann ganz anders daherreden würde.« Herrgott.
    Kovac wurde schlecht.
    » Aber das ist inzwischen auch schon egal«, sagte Stan Dempsey. » Karl Dahl ist verschwunden, läuft frei herum. Geflüchtet. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, aber es ist passiert. Und dagegen muss ich etwas unternehmen. Jemand muss die Verantwortung übernehmen. Und das bin ich. Ich übernehme sie. Die Schuldigen müssen bezahlen. Die Schuldigen müssen bezahlen …«
    Der Bildschirm zeigte nur noch Flimmern.
    Stan Dempsey war weg.

16
    Carey war überrascht, als sie Samstagmorgen aufwachte, weil es ihr so vorgekommen war, als hätte sie während der Nacht kein Auge zubekommen. Sie hatte in dem seltsamen Dämmerzustand zwischen Bewusstlosigkeit und Wachsein geschwebt, hatte aber nicht mehr schlafen wollen, weil der Schlaf noch immer von Albträumen heimgesucht wurde. Sie hatte das Gefühl gehabt, sich in einer Mondscheinnacht unter Wasser zu befinden, von einer verborgenen Kraft am Grund des Sees gehalten. Düstere Bilder voller Gewalt waren vor ihrem geistigen Auge aufgetaucht, und sie hatte sich von ihnen loszumachen versucht, war durch die dünne Schicht Schlaf gestoßen, hatte nach Luft geschnappt, nur um im nächsten Moment schon wieder nach unten gezogen zu werden.
    David war nicht ins Bett gekommen. Als er sie nach oben gebracht hatte, hatte er ihr gesagt, dass er im Gästezimmer übernachten wolle, damit sie das Bett für sich allein hätte und nicht von ihm gestört würde, wenn er sich im Schlaf bewegte. Carey dachte, dass er möglicherweise genauso erleichtert war wie sie, nicht dasselbe Bett miteinander teilen zu müssen. Sosehr sie sich auch jemanden an ihrer Seite wünschte, der sie tröstete, ihr Ehemann war es gewiss nicht. David war nicht geeignet für die Rolle des Beschützers. Sie war diejenige, die stark und zuverlässig zu sein hatte, damit er es nicht sein musste.
    Vorsichtig und unter Schmerzen richtete Carey sich auf und blieb einen Moment lang sitzen. Sie fühlte sich ein wenig schwindlig, aber lange nicht so schlimm, wie sie gedacht hatte. Der nächste Schritt war aufzustehen, und auch das schaffte sie. Beide Knie waren aufgeschürft vom Aufprall auf dem Betonboden, als ihr Angreifer sie niedergeschlagen hatte. Langsam, wie eine uralte Frau, schleppte sie sich ins Badezimmer.
    Das Gesicht, das ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, entsprang geradewegs einem Horrorfilm. Ein blaues Auge, Blutergüsse, auf der Stirn eine Beule, dazu eine Naht, die ihr wie ein Tausendfüßler über die Lippe kroch. Schon die meisten Erwachsenen würden erschrecken, wenn sie sie sähen. Die Vorstellung, dass sie so entstellt ihrer Tochter unter die Augen treten sollte, versetzte sie in größeres Entsetzen als ihr eigener Anblick.
    Lucy war erst fünf. Es reichte, wenn sie erfuhr, dass jemand ihre Mutter zu Boden gestoßen hatte. Wenn sie ein wenig älter gewesen wäre, hätte Carey sich Gedanken darüber gemacht, was ihre Schulkameraden ihr erzählen könnten, die

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