In aller Unschuld Thriller
bekam man eine ganze Menge Pizza.
Von diesem Telefon aus hatte David gestern Nacht keine heimlichen Telefonate geführt. Wenn es überhaupt ein solches Telefonat gegeben haben sollte, musste er es von seinem Handy aus geführt haben.
Carey öffnete die oberste Schublade auf der linken Seite des Schreibtischs. In dieser Schublade befand sich ein Sammelsurium von Dingen, die sie tagtäglich brauchten – Schecks, Briefmarken, Adressetiketten. Dort bewahrten sie Eintrittskarten und Büroklammern auf und offene Rechnungen. Wenn einer von ihnen etwas in die Schublade legte, dann erwartete er nicht, dass es darin unentdeckt blieb.
Sie ließ ihre Finger durch die verschiedenen Fächer der Schublade wandern. Eintrittskarten zu einer Eiskunstlaufshow. Carey lächelte kurz, aber es genügte, damit die Stiche an ihrer Lippe zogen. Lucys Begeisterung für Eiskunstlauf, die sie vor kurzem entwickelt hatte. Sie freute sich darauf, mit ihrer Tochter dorthin zu gehen.
Hatte sich darauf gefreut … Die Show würde bereits in zwei Tagen stattfinden. Sie bezweifelte, dass bis dahin die Blutergüsse in ihrem Gesicht oder die Empörung der Öffentlichkeit über die Entscheidung, die sie bezüglich Dahls Vorstrafenregister gefällt hatte, schon wieder verschwunden waren.
Ihr Mund wurde wieder ernst. Sie wollte Lucy nicht in eine Situation bringen, in der sie Angst hatte oder verstört war, weil irgendwelche Fremden ihre Mutter dumm anredeten. Das wäre dem Kind gegenüber ungerecht. Carey nahm sich vor, ihre Eintrittskarte Anka zu überlassen, und dann würden eben Tochter, Vater und Kindermädchen den Familienausflug machen.
Sie unterdrückte ein Gefühl von Enttäuschung und machte sich erneut über die Schublade her, durchsuchte sie methodisch von vorne bis hinten nach Davids Telefonrechnung. Sie sah sich auch sämtliche anderen Rechnungen an, vielleicht fand sich ja eine über die Summe von fünfundzwanzigtausend Dollar. Aber da war keine.
Was sie dagegen fand, war ein Zettel, auf dem in Davids Handschrift eine Reihe von Telefonnummern notiert waren und daneben Namen: Elite , First Class , Dream Girls .
Carey nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte die letzte Nummer. Eine Stimme vom Band hauchte ihr ins Ohr.
»Dream Girls Escorts lässt Ihre Träume wahr werden. Wenn Sie nach dem Signalton eine Nachricht hinterlassen, sorgen wir so bald wie möglich dafür, dass Ihre Phantasien Wirklichkeit werden.«
Übelkeit stieg in Carey auf. Ihr Mann nutzte die Dienste von Prostituierten und das offenbar regelmäßig. Die Vorstellung, dass sie Nacht für Nacht das Bett mit ihm teilte, hätte sie beinahe dazu veranlasst, aufzustehen und unter die Dusche zu gehen, um sich abzuschrubben. Bei dem Gedanken, dass sie keine Ahnung hatte, wie lange das schon lief und ob er sie irgendwelchen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt hatte, wurde sie wütend. Seit ein paar Monaten war ihr Sexleben nicht mehr der Rede wert, aber David pflegte diese Gewohnheit möglicherweise schon viel länger. Monate. Sogar Jahre.
Das ist unglaublich , dachte sie. Das war alles direkt vor ihrer Nase passiert, und sie hatte es nicht bemerkt. Sie hatte allerdings auch nicht nach irgendwelchen Anzeichen Ausschau ge halten. Wenn sie ehrlich sein sollte, war es ihr egal gewesen, was David machte. Sie hatte sich nicht auch noch darum kümmern wollen. Und das hatte er gewusst. Warum sonst hätte er sich so sicher gefühlt und diese Liste in der Schublade liegen lassen, auf die sie jeden Tag stoßen konnte?
Vielleicht hatte er auch gewollt, dass sie die Liste fand, entweder weil er ihre Aufmerksamkeit gesucht hatte, weil er sie hatte verletzen wollen, oder um sie zu zwingen, einen Schritt zu unternehmen, zu dem er nicht den Mut hatte.
Carey schrieb die Liste ab und fügte sie dem wachsenden Stapel ihrer Beweisstücke hinzu.
Langsam drehte sie sich auf dem Schreibtischstuhl zu dem Aktenschrank hinter ihr um und zog ein Fach mit Ordnern auf. David war in dieser Hinsicht geradezu penibel. Es gab für alles einen eigenen Ordner – Bankauszüge, Quittungen und bezahlte Rechnungen, die nach verschiedenen Kategorien sortiert waren: Strom, Gas etc.
David hatte es von Anbeginn ihrer Ehe an übernommen, Rechnungen zu überweisen und aufzubewahren. Er hatte diese Aufgabe gern und mit einer gewissen Wichtigtuerei ausgeführt. Er hatte mehr Geschäftssinn als sie. Seit kurzem klagte er darüber, dass sie ihm den Eindruck vermittelte, er sei ihr Sekretär, als ob es unter
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