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In aller Unschuld Thriller

In aller Unschuld Thriller

Titel: In aller Unschuld Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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mildernde Umstände zugestand.
    »Läuft Karl Dahl immer noch frei herum?«, fragte sie.
    »Ja. Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass er Sie aufsuchen wird«, sagte Kovac. »Er hat keinen Grund, Ihnen etwas anzutun. Sie haben ihm schließlich nur Gutes erwiesen.«
    Carey reagierte nicht auf die Stichelei. »Konnten Sie das Videoband aus dem Parkhaus bearbeiten?«
    »Bisher noch nicht.«
    »Warum sind Sie eigentlich hergekommen, Detective?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Nicht, dass ich Ihre Gesellschaft nicht zu schätzen wüsste.«
    Kovac seufzte tief und sah einen Moment auf den Tisch. »Stan Dempsey … der leitende Ermittler …«
    »Ich weiß, wer Stan Dempsey ist. Was ist mit ihm?«
    »Ich bin heute Morgen bei ihm vorbeigefahren. Sie wissen vielleicht, dass er seit den Haas-Morden nicht mehr der Alte ist. Ich wollte ihn wegen gestern befragen. Er hat ein ebenso gutes Motiv, Sie zu beschimpfen und zu verprügeln, wie irgendjemand anders.«
    »Und?«
    »Und er war nicht da«, sagte Kovac. »Er hat sein Haus verwüstet. Tische und Stühle umgeworfen, Sachen kaputtgemacht. Kurz gesagt, er muss völlig ausgerastet sein. Er hat ein Videoband dagelassen, auf dem er vom Fall Haas berichtet, von seiner Frustration und seiner Wut. Dann hat er von Ihnen gesprochen, von Ihrer Entscheidung. Darüber, dass er die Sache selbst in die Hand nehmen muss, dafür sorgen muss, dass die Schuldigen bezahlen.«
    »Die Schuldigen«, sagte Carey. »Wie Karl Dahl.«
    »Und Sie.«
    »Hat er Drohungen gegen mich ausgestoßen?«
    »Nicht direkt, aber ich habe Grund zu der Annahme, dass er für Sie eine Gefahr darstellt, und vielleicht auch für Ihre Tochter.«
    Carey richtete sich unvermittelt auf, ihr Herz pochte heftig in ihrer Brust. »Meine Tochter? Was hat er von meiner Tochter gesagt?«
    »Er weiß, dass Sie eine kleine Tochter haben, und meint, dass Sie deswegen mehr Mitgefühl mit den Opfern haben sollten, nach dem, was sie durchleiden mussten«, sagte Kovac, wobei er ihrem Blick auswich.
    Carey hieb mit der Hand auf den Tisch. »Hören Sie auf, mich wie ein Kind zu behandeln, Detective! Ich bin kein naives kleines Frauchen. Was hat er über meine Tochter gesagt?«
    Er erwiderte ihren Blick. »Er fragt sich, ob Sie nicht ganz anders über Karl Dahl denken würden, wenn Ihre Tochter vergewaltigt, gequält und wie ein abgeschlachtetes Lamm aufgeknüpft worden wäre.«
    Plötzliche Eiseskälte durchfuhr Carey Moore wie ein Messer. Tränen füllten ihre Augen. Die Bilder vom Tatort im Haus der Familie Haas blitzten vor ihrem geistigen Auge auf.
    »O Gott«, flüsterte sie.
    Die Angst, die sie vorhin verspürt hatte, kehrte zurück. Lucy war fort. David war fort. Anka war fort. Sie hatte keine Ahnung, wo sie waren und was ihnen möglicherweise in diesem Moment widerfuhr. Für Lucy lebte sie, und für Lucy würde sie sterben. Allein die Vorstellung, dass sie verletzt werden könnte, gequält …
    Sie sprang von ihrem Stuhl auf und lief durch die Küche zum Telefon. Schwindel und Übelkeit überfielen sie, als sie mit zitternden Fingern Davids Handynummer wählte.
    Am anderen Ende klingelte es und klingelte es und klingelte es.
    »Um Himmels willen, David! Nimm endlich ab!«
    Kovac erhob sich von seinem Stuhl, nur um dann hilflos neben ihr zu stehen.
    Carey legte auf und wählte wieder, vielleicht hatte sie sich ja beim ersten Mal verwählt. Aber es hob noch immer niemand ab. Eine automatische Ansage schaltete sich ein und erklärte ihr, dass die Mailbox des Teilnehmers voll sei. Er war nicht da für sie, wie schon am Abend zuvor, als sie im Krankenhaus gewesen war und er irgendeine Nutte im Marquette Hotel gevö
    gelt hatte.
    »Scheiße!«, schrie sie und warf das Telefon gegen die Wand.
    Mittlerweile liefen ihr die Tränen über die Wangen, und sie schluchzte haltlos. Zorn, Hilflosigkeit und ein Gefühl der Schwäche schlugen über ihr zusammen. Es war einfach zu viel – der Überfall, der Druck, unter dem sie wegen des Falls stand, das Gefühl, völlig allein zu sein, und jetzt auch noch das Wissen, dass man ihrem Kind ihretwegen etwas antun könnte. Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und krümmte sich zusammen, als hätte sie einen Schlag in den Magen erhalten.
    »Sch«, sagte Kovac leise und legte ihr die Hand auf den Arm. »Beruhigen Sie sich. Es ist nichts passiert. Die Suche nach Dempseys Auto läuft bereits.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass er nicht schon hier gewesen ist?«, fragte Carey.
    »Die

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