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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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esse weiter.
    Sie schneidet eine lustige Grimasse, will witzig sein. »Hörte sich ganz schön seltsam an – was hast du dir bei dieser ganzen Eiszapfen-Episode bloß gedacht? Gott, Mamie, du könntest jetzt in diesem Moment tot sein.«
    Darüber muss ich fast lachen. Irgendwas an dem jetzt in diesem Moment finde ich komisch. Als ob tot nicht für immer wäre, als ob es danach je wieder irgendwas geben würde, als ob es ein Zustand wäre, den man ständig überprüft.
    Noch tot.
    Jetzt gerade tot.
    Und jetzt. Und jetzt.
    Ich kann sie nicht angucken. Offenbar hat meine Mutter nichts zurückgehalten. Warum sollte sie auch. Ich hab Meredith immer alles erzählt.
    Scheiße. Scheiße.
    Sie gibt auf, rückt vom Tisch ab.
    »Höchste Zeit für die nächste Flasche«, sagt sie und geht in die Küche.
    »Mer…«
    Aber mehr ist da nicht. Das gute betrunkene Gefühl verwandelt sich in das träge, schwere betrunkene Gefühl.
    Sie lässt den zweiten Korken knallen und in meine Richtung fliegen. Auf dem Weg zurück zum Tisch führt sie einen kleinen Tanz auf. Etwas von dem Champagner schäumt aus der Flasche und auf den Boden.
    »Gott. Ist das still hier. Wie hältst du das aus? Wir müssen Musik auflegen.«
    Sie soll gehen. Ich will nicht hier sein mit ihr, so wie jetzt, wo wir so tun, als wäre alles normal, ganz wie früher.
    Sie tanzt zu einem Rhythmus in ihrer Vorstellung und schenkt mir nach.
    »Keine Sorge. Ich erzähl keinem was davon«, sagt sie fröhlich. Dann: »Im Ernst, Wells.« Ihre Miene wechselt zu übertriebener Besorgnis. »Ich seh ja, dass du nicht drüber reden wirst, aber du hast doch nicht vor, so was noch mal zu machen, oder? Ich mein, ich bin froh, dass mit dir alles in Ordnung ist. Ist nur ein bisschen komisch, mehr nicht.«
    »Danke.« Ich schüttele den Kopf.
    Sie räumt etwas von dem Geschirr ab, während ich da sitze und beobachte, wie die Bläschen im Glas hochsteigen. Sich chaotische kleine Wege bahnen. Oder wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich das Gegenteil von Chao s, diese bizarre Ordnung, die man in der Natur antrifft, etwas sehr Spezifisches, sehr Wissenschaftliches, das den Weg ihres Aufstiegs bestimmt. Patrick würde es wissen. Solche Sachen wusste er. Und Champagner fand er lächerlich. Immer, wenn wir welchen tranken, schnappte er sich mein Glas, hielt es sich vors Gesicht und verkündete in dem idiotischen Tonfall, den er für einen britischen oder französischen Akzent hielt: Große Nase, voller Körper . Jedes Mal. Es ist ein Verbrechen, etwas so Blödes von jemandem im Gedächtnis zu behalten, der gestorben ist.
    »So, Einsiedlerin …«, Meredith klatscht mir mit erfrischtem Mut auf den Rücken, »… die einzige Möglichkeit für uns, wieder Anschluss zu finden, ist, dass du ein paar davon liest.«
    Sie lehnt sich rüber zur Couch – ihre goldene Halskette rieselt aus dem V ihres Pullovers, der kleine Brillant baumelt glitzernd im Licht –, schnappt sich meine Tasche und lässt die zwei mit Schleife umwickelten Bündel neben mir auf den Tisch fallen. Das muss ein Witz sein.
    Ist es nicht.
    Es geht ihr ums Prinzip Sie fordert Buße ein, ihr Gesicht ist starr vor Entschlossenheit.
    Wie sich das anfühlt, gefällt mir gar nicht, aber ihr ist es wichtig. Das sehe ich. Ich muss es tun, sie braucht das.
    Ich sammele das übrige Besteck ein, nehme die Servietten vom Tisch und bringe sie zur Spüle. Vor dem Geschirr bleibe ich eine Weile stehen. Sie beäugt mich. Die ganze Stimmung hat sich verändert, wie das so ist, wenn man trinkt. Wechselhaft. Gefährlich.
    »Du liest. Ich rufe Matt an.«
    Sie klettert über die Couchlehne und legt sich mit dem Telefon in der Hand auf den Rücken. Als ob wir beide jetzt was vorhätten, was Spaß macht. Was, das wir tun wollen. Kurz darauf füllt ihr flirtender Ton das Haus, sie lacht viel. Sie hat ein Leben voller Leute, die ich nicht kenne, vielleicht nie kennenlernen werde. Dieser Typ zum Beispiel. Es ist schwer, das mit anzuhören, obwohl ich diejenige bin, die weggegangen ist.
    Ich nehme die Briefe mit rüber zum Sessel am Fenster und starre auf die Bündel, nehme die Schleife ab. Sie hat sie nach Datum geordnet und an ihre Adresse geschickt. Einige sind an Mamie WozumTeufelduauchbist Wells c/o Deine einzige noch verbliebene Freundin Meredith unter ihrer Anschrift adressiert, die roten Poststempel sind ein Demonstrationszug durch die Zeit. So viele Tage zwischen damals und jetzt.
    Ich lasse den Finger unter die Laschen von einigen Umschlägen

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