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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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ist.«
    Alles ist in Ordnung. Sie möchte, dass es in Ordnung ist. Alles. Vielleicht ist es das. Ich wünschte, es wäre so.
    »Tut mir leid.« Wieder entschuldige ich mich, als ob wir ein Abkommen besiegeln würden. »Ich …«
    Was denn? Tut es mir leid, dass ich nicht so bin, wie sie es sich wünscht?
    Sie stellt die Flaschen auf den Tisch. Umarmt mich.
    »Mir auch«, sagt sie. »Und, es ist in Ordnung. Du bist ein Freak. Ist nicht deine Schuld. Dass sie dich aus der Anstalt entlassen haben, war sowieso nur ein Experiment. Wir verfolgen das Projekt mit Interesse.«
    Sie streckt sich auf der Couch aus, legt den Kopf in meinen Schoß, beißt mich in den Arm, macht Welpenaugen.
    »Und, wirst du je zur Uni gehen?«, fragt sie locker. An ihrer Stimmlage höre ich, dass sie es gar nicht erwarten konnte, diese Frage zu stellen, und wahrscheinlich alles, was ich sagen werde, umgehend meiner Mutter berichten wird.
    Ich seufze. Wenn ich ihr doch eine klare Antwort geben könnte.
    »Wahrscheinlich«, sage ich. »Ich vermute, dass mein Dad mit Leuten von der RISD geredet hat. Klingt so, als ob die mich im Herbst nehmen würden, wenn ich will.«
    » RISD ?« Sie beißt mich wieder. »Das hast du dir gewünscht! Wren, das ist ja toll! Dein Wunsch geht in Erfüllung! Und deine Mutter hat sich überreden lassen?«
    Mein Wunsch.
    Sie ahnt nicht, wie sich das anhört. Unmöglich, sonst hätte sie es nie gesagt.
    Der Wunsch, der Patricks Verhängnis war. Meinetwegen. Manchmal frage ich mich, wie tief sie ihn wohl begraben haben, ob er verbrannt worden ist oder aufgebahrt im Anzug in einer seltsam gepolsterten, aber geschmackvoll mit Satin ausgeschlagenen Kiste liegt. Hat seine Mom ihm neue Sachen gekauft, oder trägt er etwas, das ich kenne, Knöpfe, die ich aus ihren engen Löchern gleiten ließ? Ob ich wohl hingehen und mich über ihn ins Gras legen könnte? Die gleiche Körperhaltung einn ehmen wie er? Für uns beide in den Himmel schauen?
    »Erde an Wren«, sagt Meredith. Sie lässt die Gegenwart schrillen wie einen Wecker. »Dieser Champagner muss gekühlt werden. RISD . Der Wahnsinn.«
    Ich mache die Augen zu. Versuche zurückzukommen.
    Normal zu sein.
    Ich folge ihr in die Küche, zwinge mich weiterzureden. Atme zittrig durch. »Entweder das oder ich gehe nach Berlin – erinnerst du dich an all diese coolen, merkwürdigen deutschen Geschenke, die ich immer von Theo und Marta zum Geburtstag gekriegt habe? Den Freunden von meinem Dad? Sie haben angeboten, mich ein Jahr bei sich aufzunehmen. Da drüben ein paar Kurse zu besuchen.«
    Aber während ich das sage, wird mir klar, dass es nicht losgehen wird. Nach Berlin. Jedenfalls jetzt noch nicht. Es ist zu viel. Zu anders. Vor einem Jahr hätte ich mich noch auf so eine Gelegenheit gestürzt. Ich lehne mich gegen die Arbeitsplatte, erinnere mich an Cal an genau dieser Stelle, wie schön er ausgesehen hat am Neujahrstag. Vielleicht darf ich ja zu einem späteren Zeitpunkt zu Theo und Marta kommen. Nach der Uni oder so.
    Ich halte zwei matschige, kalte, überreife Avocados in den Händen, während sie den Kühlschrank umräumt, damit Platz für die Flaschen ist, als Dad und Zara reinkommen. Dad wirft einen Blick auf die Flaschen, macht kurz den Mund auf, sagt aber nichts. Zara hält seine Hand ganz fest, so als ob sie ihn zurückhalten würde, falls er was einwenden wollte. Sie lässt ihn an der Tür stehen bleiben, sagt uns, dass das Abendessen im Kühlschrank steht. So ein Frittatading, das sie gemacht hat, wir brauchen es nur aufzuwärmen. Wir sollen für uns bleiben heute Abend, sagt sie bestimmt. Sie müssen sowieso nach Mercy House und noch ein paar Sachen packen. Ist nicht sicher, dass sie zurückkommen. Ich frag mich, wie viel davon für meinen Dad okay ist. Er ist still.
    Ich gebe Mer die Avocados, laufe zu ihm und umarme ihn. Umarme beide. Das ist das erste Mal, dass ich Zara umarme, aber ich weiß, dass sie auf mich achtet, und eine Welle von Liebe für sie überkommt mich deswegen. Sie lassen uns allein, mit dem Versprechen in ein, zwei Stunden anzurufen, sich zu melden.
    Sobald das Auto losgefahren ist, grinst Meredith mich an und sagt: »Warmer Schampus hat noch niemandem geschadet. Komm, wir lassen den einen Korken knallen.«
    Auf der Suche nach Gläsern rumort sie herum, während ich Zaras Frittata aufwärme. Schließlich reicht sie mir ein mit Champagner gefülltes Marmeladeglas. »Flöten konnte ich nicht finden.«
    Zu ihrer Überraschung lache ich auf, dann lacht

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