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In allertiefster Wälder Nacht

In allertiefster Wälder Nacht

Titel: In allertiefster Wälder Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy McNamara
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sie auch.
    »Auf deine verdammte Gesundheit«, sagt sie und erhebt ihr Glas. Wir trinken.
    Ich bereite einen kleinen Salat zu. Meredith deckt den Tisch. Ehe wir uns hinsetzen, schreibe ich eine SMS an Cal. Meredith hierzuhaben macht mir ein komisches Gefühl, so als bestehe die Möglichkeit, dass Cal gar nicht existiert, sondern jemand ist, den ich erträumt habe.
    Mein Herz rast bei der Vorstellung, dass die beiden sich begegnen, trotzdem lade ich ihn ein, rüberzukommen, dann lese ich seine letzten Nachrichten an mich noch mal durch. Er arbeitet an irgendwas. Ich hole tief Luft. Vielleicht ist es was für die Uni. Er trifft offensichtlich erste Anstalten, nach Cornell zurückzugehen. Was immer es auch sein mag, er ist seit Tagen beschäftigt.
    Meredith beobachtet mich mit Neugier, sagt nichts.
    Wir ziehen an den Tisch um.
    »Ich hab hier oben jemanden kennengelernt«, erkläre ich schließlich.
    Sie grinst. »Hab ich doch gewusst!« Ein Riesenbiss Frittata. »Gott, ist das lecker.« Guckt mich an. »Siehst du. In einem so schlechten Zustand bist du gar nicht.«
    Mein Telefon piept.
    Da steht: KANN NICHT. HAB ZU TUN. SORRY.
    »Scheiße.« Meine Stimmung sinkt. Nicht, dass ich mir wirklich ausgemalt hätte, wie wir drei hier abhängen, aber trotzdem.
    »Ärger im Paradies?«
    Ich schüttele den Kopf. Bin enttäuscht. Will es mir nicht anmerken lassen.
    Sie wirft mir einen Blick zu, entscheidet sich dann dafür, nichts über das zu sagen, was sie mir gerade vom Gesicht abgelesen hat. Stattdessen zieht sie mich auf. »Du hast dich also mit einem Einheimischen eingelassen …«
    »Halt die Klappe.« Ich werfe eine Cherrytomate nach ihr. »Er heißt Cal. Er und sein Bruder waren auf der Auden. Sein Dad ist Architekt, er hat dieses Haus entworfen.«
    »Auden«, sie seufzt matt, »das ist ja mal was ganz Exotisches. Diese Welt ist zu verdammt klein.«
    Ich lehne mich auf dem Stuhl zurück und werfe mein Handy auf die Arbeitsfläche. Schlucke. Weiß nicht genau, warum ich plötzlich wieder so nervös werde.
    »Er studiert Architektur. In Cornell.« Kleine Lüge.
    Ihre Stirn runzelt sich. »Ach, eine Fernbeziehung? Versteh ich nicht. Was macht er hier oben?«
    »Ein Praktikum.« Genauer werde ich nicht.
    »Nach dem Diplom?«, sie fummelt an ihrer Halskette. Ich entdecke einen kleinen Brillantenanhänger daran. »Ein älterer Mann …?«
    »Vordiplom. Und er ist nur drei Jahre älter …« Ich halte inne. »Wie Matt.«
    Mit einem Mal will ich nicht mehr über Cal reden. Als ob Worte was zerstören könnten. Meredith wird etwas sagen. Ich werde mich komisch fühlen. Was ich für ihn empfinde, wird abgetötet. So als würde das Reden über Cal ihn, uns, in meine alte Welt ziehen, aus der ich dann nicht mehr den Weg zurückfinde.
    Sie füllt unsere Marmeladegläser auf. Das war die erste Flasche. Ich merke es im Gesicht.
    »Und du glaubst, ich wollte nichts über ihn hören? Das tut weh, Wells.«
    »Du wirst ihn kennenlernen«, sage ich, ehe ich mich zurückhalten kann. »Morgen. Heute Abend hat er zu tun, er arbeitet an irgendwas. Wir fahren morgen rüber, wenn ich von der Arbeit komme.«
    Eine Weile sind wir still und essen. Ich hab vergessen, dass Trinken diese Wirkung auf mich hat, dass es Heißhunger bei mir auslöst. Oder vielleicht liegt es auch an Zaras Essen. Jetzt gerade hab ich das Gefühl, Nahrung zu brauchen, und wundersamerweise steht sie hier vor mir.
    »Dein Job«, sie lacht. Selber sieht sie auch etwas rosig aus. »Wo hast du den denn her? Wie kannst du nur den ganzen Tag in dieser schäbigen Bibliothek sitzen? Du musst doch zugeben, dass das ziemlich erbärmlich ist, Wren.«
    »Mach den Job nicht schlecht«, sage ich. »Mir gefällt er. Abgesehen davon macht die Schäbigkeit einen Teil seines Charmes aus.«
    »Du hattest schon immer einen seltsamen Geschmack.« Sie nimmt noch einen Bissen, kaut langsam, so als würde sie abwägen, ob sie etwas sagen soll oder nicht, dann lehnt sie sich über ihren Teller hinweg zu mir rüber, mit trunkener Ernsthaftigkeit.
    »Deine Mutter hat mir alles erzählt.«
    Na klar. Gott weiß, was sie mit »alles« meint.
    »Ach?«
    Sie senkt die Stimme, als ob jemand da wäre, der uns hören könnte. »Du weißt schon, dein … Missgeschick? Sie ist ziemlich besorgt.«
    Ich sage nichts.
    Sie pickt sich fünf fette Oliven aus dem Salat und steckt sie sich auf die Fingerspitzen. Wackelt damit vor mir rum, als wären es Tentakel oder so, die meinen Gemütszustand erfassen könnten.
    Ich

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