In alter Freundschaft - Kriminalroman
nicht«, er blinzelte mir zu, »kommen Sie morgen um zehn ins Präsidium. Alles Weitere werden wir dann besprechen.«
Ich war ziemlich sicher, dass er Claudia Kummer davon abraten würde, mich wegen des Einbruchs anzuzeigen.
Als ich zu Hause ankam, stand auf der anderen Straßenseite ein Auto mit zwei männlichen Insassen, die betont desinteressiert wegguckten. Stürzenbecher hatte sich beeilt, meine Überwachung zu organisieren.
Es war drei Uhr nachts, aber ich war kein bisschen müde. Gedankenversunken öffnete ich die Gartentür und trat auf die windschiefe Terrasse, auf der ein halb vermoderter Schaukelstuhl sein Unwesen trieb.
»Endlich! Wo warst du denn die ganze Zeit?«, sagte eine Stimme neben mir. Zehn Jahre später und ich wäre an einem Herzschlag gestorben.
»Armin, was machst du hier?«
»Was mache ich wohl? Ich warte auf dich.«
»Du hast mich fürchterlich erschreckt.«
»Entschuldigung. Ich dachte, du hättest mich gesehen.« Er erhob sich aus dem Schaukelstuhl. »Wie geht es ihr? Hast du mit ihr gesprochen?«
Erst jetzt erfasste ich die Situation. »Komm rein!«
Ich schloss die Tür und zog die Vorhänge zu. »Setz dich! Möchtest du etwas trinken?«
»Mach's nicht so spannend, Georg! Ich bin schon nervös genug.«
Ich schaute ihn an. Wie ein Mörder sah er nicht aus. Aber wie sehen Mörder aus?
»Sie ist tot.«
»Was?«
»Ja. Ermordet.«
Seine Mundwinkel zuckten und die Hände ballten sich zu Fäusten. »Von wem?«
»Ich weiß es nicht. Der Mörder hat keine Visitenkarte hinterlassen.«
»Tot.« Seine Fäuste bearbeiteten mein Ledersofa. »Tot, tot, tot.«
An meiner Hausbar füllte ich zwei Gläser randvoll mit Ramazzotti und reichte ihm eins. Er leerte es in einem Zug.
»Warst du es?«
Eine Zehntelsekunde später stand er vor mir und der Ramazzotti klebte an meinem Oberhemd.
»Ich? Bist du wahnsinnig? Ich habe sie geliebt. Sag das noch einmal und ich schlag dir …« Er drehte ab. »Tut mir leid. Ich hab das nicht so gemeint.«
»Der Verdacht muss auf dich fallen. Und die Polizei sucht dich.«
»Die Polizei? Hast du die Polizei angerufen?«
»Natürlich. Was sollte ich sonst tun?«
Er nickte. »Sicher. Das war das Vernünftigste. Hast du ihnen alles gesagt?«
»Fast alles. Viel weiß ich ja nicht.«
»Klar. Die Polizei sucht mich.« Er presste die Fäuste vor die Augen.
»Wenn du unschuldig bist, solltest du dich sofort bei der Polizei melden«, setzte ich sanft nach. »Andernfalls machst du dich noch verdächtiger.«
»Warte mal, warte mal! Die suchen doch nur einen, dem sie das anhängen können. Wenn ich mich stelle, bin ich dran.«
»Armin, du hast keine Chance, dich zu verstecken. Die finden dich.«
Er schien zu grübeln. »Nein, ich gehe nicht zur Polizei. Und du musst mir helfen. Du musst den richtigen Mörder finden.«
Das hatte ich nicht verdient. Ich goss mir einen zweiten Ramazzotti ein.
Ich dachte an Ines. Ines, die Schöne. Ines, die Freche. Ines, die mit ihrem Blick die Männer um den Finger wickeln konnte. Und Ines, die Grausame, die sich einen Spaß daraus machte, die Männer, die um ihre Gunst buhlten, zu kränken. Sie hatte mich damals sehr verletzt. Ich war in ein tiefes Loch gefallen, angefüllt mit Alkohol und Depressionen. Es hatte lange gedauert, bis ich aus dem Loch wieder herausgekrabbelt war.
»Wirst du mir helfen, Georg?«
Ich sah hoch: »Was?«
»Ich möchte, dass du mir hilfst.«
»Und wie hast du dir das vorgestellt?«
Er hatte sich vorgestellt, dass der Mörder unter Ines' Liebhabern zu finden sei. Von denen gab es anscheinend eine ganze Menge.
»Setz dich!«, sagte ich. »Ich koche uns Kaffee. Dann gehen wir die Sache systematisch an.«
Ich ging in die Küche und warf die Kaffeemaschine an. Dann stopfte ich mir eine Pfeife und ließ Armin reden. Er erzählte von kleinen und großen Affären, von Eifersuchtsdramen, Trennungen und Versöhnungen. Und von Affen, Idioten und Schönlingen namens Manfred, Christoph oder Karsten, mit denen es Ines getrieben habe. Bis fünf Uhr morgens gingen wir jeden einzelnen durch und diskutierten seine Befähigung zum Mörder. Am Ende hatte ich eine Liste mit zwei Namen, die in die engere Auswahl kamen.
»Und wie geht es dir?«, fragte Armin, als wir in den Sesseln hingen.
»Wie meinst du das?«
»Hast du eine Freundin oder Frau?«
»Nein. Meine letzte Freundin hat vor einem halben Jahr eine Therapie angefangen. Vor drei Monaten hat ihr Therapeut ihr geraten, sich von mir zu trennen.«
»Und
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