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In alter Freundschaft - Kriminalroman

In alter Freundschaft - Kriminalroman

Titel: In alter Freundschaft - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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nicht.
    »Seien Sie doch vernünftig!«, sagte der zweite Weißkittel.
    »Quatsch.« Ich stützte mich auf Stürzenbecher. »Mein eigenes Bett ist die beste Therapie für mich.«
    »Wie Sie wollen«, sagte der erste Weißkittel. Mit vereinten Kräften hoben sie mich aus dem Notarztwagen.
    Auf dem Weg zu Stürzenbechers Wagen begegnete uns der SEK-Oberbulle.
    »Wie ich sehe, geht es Ihnen schon wieder besser«, sagte er ohne Anflug von Freude in der Stimme.
    »Ich werde Sie anzeigen«, entgegnete ich. »Was Sie gemacht haben, grenzt an fahrlässige Tötung.«
    »Was wollen Sie? Sie leben, das Mädchen lebt. Mehr konnten wir nicht erreichen.«
    »Es war Ihnen doch scheißegal, ob das Mädchen oder ich dabei draufgehen«, schrie ich.
    Er tippte an seine Mütze. »Wenn Sie mich anzeigen wollen: bitte sehr! Ich möchte den Richter sehen, der mich wegen dieser Aktion verurteilt.«
    Ich schrie ihm nach, dass er ein Arschloch sei, ein kaltblütiger Mörder und noch einiges mehr. Als mir die Luft wegblieb, schleppte mich Stürzenbecher zu seinem Auto.
    »Das hat doch keinen Zweck«, sagte er immer wieder. Und dummerweise hatte er recht.
     
    Zu Hause ließ ich Wasser in die Badewanne, kippte eine reichliche Ladung ölige Badelösung hinterher, legte eine Platte von Leonard Cohen auf und versuchte, mich zu entspannen. Solange ich die Augen nicht zumachte, klappte es ganz gut.
    Nach einer halben Stunde nahm ich noch zwei Beruhigungspillen, schmierte mich mit Fett ein und tat so, als wollte ich schlafen. Ich hatte mich ungefähr zehn Minuten hin- und hergewälzt, als das Telefon klingelte.
    Armins Stimme hatte einen etwas schrillen Klang. Ich fragte ihn, ob er betrunken sei.
    »Was Besseres, Georg. Hier gibt's bessere Sachen.«
    »Und wo bist du?«
    »Soll ich dir das verraten, Georg?« Er kicherte.
    »Der mutmaßliche Mörder von Ines ist vor einer Stunde erschossen worden.«
    »Ach! Tatsächlich?«
    »Es war Carlo Ponti, der Besitzer des Bad. Er hatte eine Affäre mit Ines und war zur fraglichen Zeit mit ihr zusammen.«
    »Hat er gestanden?«
    »Nein. Er hatte keine Gelegenheit mehr dazu.« Ich erzählte ihm einige Einzelheiten.
    »Das Beste wäre, du würdest nach Münster kommen und die Sache im Polizeipräsidium klären.«
    »In ein paar Tagen. Ich komme in ein paar Tagen, okay? Na ja, jetzt kann ich's dir ja sagen: Ich bin in Amsterdam und ich fühl mich sauwohl hier.«
    Ich fragte ihn, ob ich ihn treffen könne. Wir einigten uns auf die Uhrzeit und ein Café in der Amsterdamer Innenstadt.
    Nach zwei Stunden schlief ich ein. Ich träumte. Wovon, kann man sich vorstellen.

XVI
     
     
    Die Schüler auf dem Flur des Freiherr-von-Schaum-Gymnasiums guckten mich an, als würden sie abschätzen, wie lange es dauern konnte, bis sie mich nervlich so fertig gemacht hatten, dass ich schreiend aus dem Klassenzimmer rennen würde. Ich verzichtete darauf, ihnen den nackten Mittelfinger zu zeigen, und klopfte an die Tür des Sekretariats.
    Der Direktor war natürlich sehr beschäftigt, aber in meinem Fall würde er vielleicht eine Ausnahme machen und mir fünf Minuten seiner kostbaren Zeit zur Verfügung stellen. Meinte die Sekretärin, die dabei listig grinste. Sie trug im Übrigen kein hochgeschlossenes Kleid mit einer dünnen Perlenkette darüber und eine riesige Hornbrille, sondern sah ausgesprochen hübsch aus.
    »Herzliches Beileid«, sagte der Direktor und reichte mir eine feuchte Hand. »Der Tod von Ines Block hat uns alle sehr getroffen.«
    Ich hatte mich als Bruder der Verstorbenen vorgestellt und, um die Tarnung perfekt zu machen, eine schwarze Krawatte umgebunden, die zu meinem abgetragenen Jackett so gut passte wie ein Eigelb auf eine Damast-Tischdecke.
    Der Direktor bot mir einen Stuhl an und ich setzte einen feierlichen Gesichtsausdruck auf. »Meine Bitte mag Ihnen ungewöhnlich vorkommen …«
    Er schielte zu einem Fach in seinem Schreibtisch. Wahrscheinlich war da seine Kummerflasche versteckt und er überlegte, ob er die Gelegenheit nutzen und uns beiden ein Glas einschütten sollte.
    Ich räusperte mich. »Es ist nur so, dass ich meine Schwester in den letzten Jahren selten gesehen habe. Wir haben uns entfremdet, Sie verstehen, was ich meine. Und jetzt mache ich mir Vorwürfe, dass ich mich so wenig um sie gekümmert habe. Ich weiß eigentlich gar nicht, wie sie in letzter Zeit gelebt hat. Ich kenne keinen ihrer Freunde oder Freundinnen. Und da dachte ich, dass Sie mir vielleicht weiterhelfen könnten. Ich würde mich

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