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In deinen Armen

In deinen Armen

Titel: In deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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dich.«

Kapitel 26
    In den frühen Stunden vor Tagesanbruch, als die Nachtkerzen schon zischten und die Dunkelheit das Schloss noch in ihren samtenen Umhang hüllte, schlich Enid sich davon. Langsam, ganz langsam glitt sie aus des schlafenden Kiernans Umarmung. Kaum atmend, schob sie sich über das Bett, hängte erst einen, dann den anderen Fuß über die Bettkante. Sie glitt von der Matratze, griff nach ihrem Morgenmantel und horchte die ganze Zeit, ob er wohl aufwachte.
    Aber er war von seinen Mühen erschöpft und musste glauben, sie ein für alle Mal erobert zu haben.
    Über den Holzboden schleichend, streifte sie den Morgenmantel über. Sie erreichte die Tür, griff nach dem Schlüssel und hoffte, dass das Schloss gut geölt war. Ihr Herz donnerte, als der Riegel an seinen Platz rutschte. MacLean warf sich kurz herum, fiel aber gleich wieder in tiefen Schlaf.
    Einen Augenblick lang wollte sie zu ihm zurück, in sein Bett krabbeln und sich von seinem Willen leiten lassen. Aber sie konnte nicht. Sie konnte es einfach nicht.
    Der Korridor lag verlassen da. Die Tür ihres eigenen Schlafzimmers schloss sich hinter ihr, und sie eilte ins Bett. Die Decke bis zum Kinn hinaufgezogen, starrte sie in die Dunkelheit. Sie starrte immer noch mit weit aufgerissenen Augen geradeaus, als die Morgensonne schon goldenen Schein durch die Spalten zwischen den Vorhängen schickte und sie dazu brachte, sich aufzusetzen.
    Sie kannte Kiernan. Er war ein Mann, der Macht besaß und strikte moralische Grundsätze, und er hatte ihr seine Absichten klar gemacht. Auch wenn sie kein Kind von ihm bekommen würde, wollte er sie in seinem Bett haben. Das hatte er immer wieder und mit aller Macht unter Beweis gestellt. Sie hatte keinen Moment lang daran gedacht, dass er ihr die Position einer Mätresse anbot. Er war so integer, dass er sie fast schon irritierte. Kein Mann hatte das Recht, so ehrenwert zu sein, und Stephen MacLeans Cousin schon gar nicht. Doch Kiernan MacLean wollte sie zur Frau haben. Und sie, die ein Leben lang nach einem Zuhause gesucht hatte, einer Familie, einem Partner, einem Auskommen, konnte all das von ihm bekommen.
    Die Offerte allein reichte schon, um sie vor Angst würgen zu lassen. Sie war jetzt verängstigter als damals, als das Feuer ausgebrochen war oder als sie bemerkt hatte, dass er nicht ihr Ehemann war, oder als der Zug gestoppt hatte. Und warum? Sie wusste es ja selbst nicht.
    Doch, sie wusste es. Sie brauchte nur daran zu denken, was Kiernan vorhatte, um diesem Schurken das Handwerk zu legen, und sofort wünschte sie sich nach London und schloss wie ein Kind die Augen, u m sich hinzudenken.
    Stattdessen pochte Lady Bess an ihre Tür. »Enid, es ist an der Zeit, sich fertig zu machen.«
    Von Unmut überwältigt, boxte Enid mit der Hand in die Kissen.
    Lady Bess wollte sicherstellen, dass Emd nicht abtrünnig wurde. Lady Bess war eine Intelligente Frau. »Enid?« Sie pochte fester. »Sie haben versprochen, die Aufgaben einer Hauptleidtragenden zu übernehmen. Erinnern Sie sich?«
    »Ja, Mylady!«, rief Enid und wunderte sich, wie klar ihre Stimme sich anhörte.
    Obwohl sie das letzte Mal, als sie ihre Stimme benutzt hatte, gleichfalls sehr klar geklungen hatte.
»Ich
liebe dich«,
hatte sie zu MacLean gesagt.
    Sie versuchte, der Erinnerung zu entfliehen, und stolperte aus dem Bett.
»Ich
liebe dich.
« In größere Schwierigkeiten hätte sie sich kaum bringen können. MacLean musste denken, er habe alles gewonnen, weil er ihr Herz gewonnen hatte.
    Doch er hatte gar nichts gewonnen, und sie konnte sich nur allzu gut vorstellen, wie zornig er heute Morgen gewesen sein musste, als er sie nicht mehr in seinem Bett vorgefunden hatte. Sie war überrascht, dass er nicht das halbe Schloss zu Tode erschreckt und den ganzen Plan ruiniert hatte, indem er in ihr Zimmer gepoltert kam.
    Lady Bess klopfte erneut. »Lassen Sie mich herein. Ich helfe Ihnen, sich fertig zu machen.«
    Enid entriegelte die Tür, machte auf und winkte Lady Bess herein.
    Lady Bess setzte dem Ernst ihrer schwarzen Kleider ein fröhliches Gesicht entgegen. »Ich bin so froh, dass diese Farce bald vorüber ist. Ich bin es leid, um den Jungen Angst haben zu müssen und um Sie.« Sie spähte Emd ins Gesicht und setzte hinzu: »Sie sehen aus, als hätten Sie kein bisschen Schlaf bekommen.«
    Enid berührte die Haut unter ihren Augen. Geschwollen und wund. »Nein, habe ich nicht.« Wenn auch nicht aus den Gründen, die Lady Bess im Sinn hatte.
    »Gut. Eine

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