In deinen Armen
besorgt. »Du hast doch nicht etwa die Bank von England ausgeraubt?«
Enid legte in elegantem Bogen den Arm auf die Rücklehne des Sofas. »Nein, das nun nicht gerade.«
»Sie scheint zu etwas Geld gekommen zu sein«, sagte Lady Bess. »Sie hat die Mitgift angeboten, und wir werden sie auch nehmen.«
»Wir brauchen aber keine Mitgift.« Das roch, als kaufe jemand sich einen Ehemann. Und zwar ihn.
»Erzähl du mir nicht, was wir brauchen und was wir nicht brauchen.« Lady Bess klopfte auf die Geschäftsbücher. »Mit zwanzigtausend Pfund könnten wir den Streifen Land zurückkaufen, den wir nach Vierundfünfzig haben verkaufen müssen.«
Enid zuckte hochmütig die Achseln. »Mehr als dreitausend Pfund kann ich mir nicht leisten.«
MacLean stand mit hängenden Armen da und sah Enid an. Das waren die ersten Worte gewesen, die er sie seit über einem Monat hatte sagen hören – und sie redete über Geld?
Lady Bess schien daran nichts Ungewöhnliches finden zu können. »Kiernan ist der Clansherr eines mächtigen schottischen Clans. Er ist leicht zweimal zwanzigtausend wert.«
Enid betrachtete ihn, seinen verschmutzten Kilt, den nackten, verschwitzten Oberkörper, und ihre laszive Bewunderung ließ ihn erröten. »Weil er ist, wie er ist, nicht wegen seines Clans.«
»Oh, ja, er ist ein gut aussehender Bursche. Hat noch alle Zähne, ist bei guter Gesundheit, nur ein paar Narben von einem Zwischenfall neulich. Sie werden also die Zwanzigtausend bezahlen?«
»Mutter!«
Enid schüttelte den Kopf. »Vier.«
»Fünfzehn.«
»Sieben.«
MacLean wollte mit der Faust durch die Wand schlagen.
»Warum macht ihr beide das?«
Lady Bess sah ihn viel sagend an. »Stör nicht die Verhandlungen. Anders wird Enid dich nicht heiraten.«
Wieder sah er die Frau an, die er liebte. Er war, wie seine Mutter gesagt hatte, der Anführer eines mächtigen Clans. Enid war ein illegitimes Waisenkind, und als MacLean seine wahre Identität herausgefunden hatte, hatte er sie in seinem Zorn eine Lügnerin geschimpft. Und sie der Geldgier bezichtigt. Sie einen Bastard und eine Hure geschimpft. Er hatte sie so verletzt, dass er den Rest seines Lebens damit würde zubringen müssen, es wieder gut zu machen.
jetzt hatte sie irgendwie einen Weg gefunden, etwas anderes als nur sich selbst in die Ehe einzubringen – und er würde es zulassen.
Er brauchte nur sie.
Sie brauchte ihren Stolz. »Also macht weiter«, sagte er angespannt.
»Zwölftausend Pfund«, sagte seine Mutter.
»Zehn«, konterte Enid.
Lady Bess erhob sich lächelnd. »Ich denke, wir sind uns einig.«
MacLean seufzte vor Erleichterung ungestüm.
Enid blieb sitzen. »Zehntausend Pfund, zahlbar über die nächsten zehn Jahre.«
Lady Bess' Lächeln schwand, und sie setzte sich wieder.
MacLean brüllte seine Frustration heraus. »Um Himmels willen, Frauen! Bis ihr mit euren Verhandlungen fertig seid, bin ich vielleicht zu alt, die Ehe noch zu vollziehen!«
Lady Bess kämpfte gegen ein Grinsen. »Vielleicht wäre es besser, mein Sohn, wenn du in dein Zimmer gingest und ein Bad nähmst, während wir hier zu Ende verhandeln.«
Geduld. Er musste Geduld haben. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an eine Vitrine. »Ihr könnt euch ebenso gut beeilen. Ich bleibe jedenfalls, wo ich bin.«
Als die Verhandlungen endlich beendet waren, war er vor Anspannung erschöpft.
Lady Bess und Enid erhoben sich und schüttelten einander die Hände.
Lady Bess verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
MacLean richtete sich auf. »Bist du jetzt zufrieden?«
Emd sah nicht besonders glücklich aus. Sie schien ein wenig verunsichert, ob sie wirklich willkommen war. »Und du?«
»Wirst du mich jetzt heiraten?«
»Ja.«
Er gestattete sich ein Lächeln, ging auf sie zu und zog sie n seine Arme, ohne auf das teure Reisekostüm zu achten. »Dann bin ich glücklich.« Er küsste sie, und als er damit fertig war, wirkte sie nicht mehr verunsichert, und dieser dumme Hut war ihr vom Kopf gefallen.
»Ich möchte dir etwas zeigen.« Enid löste sich aus seinen Armen, ging zum Sofa und holte ihre Handtasche.
»Kannst du dich erinnern, das s Lady Halifax mir etwas vererbt hat?«
»Sicher.« Er begann zu verstehen.
Sie zog einen Briefbogen, der mit einer zittrigen, dünnen Schrift bedeckt war, aus ihrer Tasche. »Das ist der Brief, den sie mir zu dieser Hinterlassenschaft geschrieben hat.«
Er schob den Brief weg und zog sie in seine Arme. »Erzähl mir lieber, was in
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