In den Armen der Nacht
bleibt.«
»Sie müssen mitkommen. Sie.«
»Ich kann nicht. Ich muss arbeiten. Ich muss die Leute
fangen, von denen deine Eltern, dein Bruder, deine Freundin und Inga ermordet worden sind.«
»Ich gehe nicht mit dieser Frau. Sie können mich nicht zwingen, mit ihr mitzugehen.«
»Nixie –«
»He«, mischte Peabody sich leise ein und sah das Mädchen lächelnd an. »Nixie, ich muss kurz mit dem Lieutenant reden, wir stellen uns da drüben hin, wo du uns sehen kannst. Niemand geht irgendwohin, okay? Ich muss nur kurz mit ihr reden. Dallas?« Peabody ging auf die andere Zimmerseite, wo Nixie sie gut sehen konnte, und Dallas lief ihr hinterher.
»Soll ich vielleicht einfach türmen oder was?«
»Sie sollten sich um die Kleine kümmern.«
»Peabody, ich muss mich hier erst noch genauer umsehen. «
»Ich habe mich bereits genauer umgesehen, und Sie können später wiederkommen und sich selbst noch einmal umschauen, falls Ihnen das nicht reicht.«
»Dann soll ich sie also ins Gewahrsam begleiten? Damit sie dort genauso ein Theater macht wie hier, wenn ich sie mit einer Beamtin zurücklassen muss? Was würde das schon bringen?«
»Ich habe nicht gemeint, dass Sie sie irgendwohin in Gewahrsam geben sollen. Nehmen Sie sie mit zu sich nach Hause. Nirgendwo in der Stadt – oder wahrscheinlich sogar auf der ganzen Welt – ist es sicherer als dort.«
Eve schwieg volle zehn Sekunden, doch dann wollte sie wissen: »Sind Sie vollkommen wahnsinnig geworden?«
»Nein, hören Sie mir bitte zu. Sie sind die Einzige, der sie im Augenblick vertraut. Sie weiß, Sie sind der Boss, und sie vertraut darauf, dass Sie sie schützen. Sie ist die einzige Augenzeugin, die wir haben, aber vor allem ist
sie ein traumatisiertes Kind. Wir werden sicher mehr aus ihr herausbekommen, wenn sie sich sicher fühlt und sich so gut es geht beruhigt. Nur für ein paar Tage, als Übergang, bevor sie irgendwo landet, wo sie keinen Menschen kennt. Versetzen Sie sich doch einmal in ihre Lage, Dallas. Würden Sie sich in der Nähe einer coolen, toughen Polizistin nicht auch wesentlich wohler fühlen als in der Obhut irgendeiner überarbeiteten Frau vom Jugendamt?«
»Ich kann unmöglich auf ein Kind aufpassen. Dafür bin ich einfach nicht gerüstet.«
»Aber Sie sind dafür gerüstet, einer Zeugin sämtliche Informationen zu entlocken, und wenn Sie diese Zeugin zu sich nähmen, könnten Sie nach Gutdünken mit ihr sprechen, ohne erst jedes Mal die Erlaubnis des Jugendamtes einholen zu müssen, wenn es noch was zu klären gibt.«
Eve warf einen nachdenklichen Blick auf Nixie. »Wahrscheinlich wäre es ja nur für ein, zwei Tage, und Summerset kennt sich mit Kindern aus. Selbst wenn er ein Arschloch ist. Größer kann ihr Trauma kaum noch werden, selbst wenn sie eine Zeitlang seine hässliche Visage sehen muss. Im Grunde nähme ich nur eine Zeugin bei uns auf. Schließlich haben wir genügend Platz in unserem Haus.«
»Genau.«
Eve runzelte die Stirn. »Ziemlich clever für jemanden, der erst vor ein paar Wochen ein paar harte Schläge auf den Kopf bekommen hat.«
»Vielleicht bin ich noch nicht wieder so weit, dass ich zu Fuß Jagd auf irgendwelche Verdächtigen machen kann, aber geistig bin ich längst wieder so fit wie vor dem Aufenthalt im Krankenhaus.«
»Schade. Ich hatte insgeheim gehofft, das Koma und
der Schädelbruch hätten vielleicht irgendwas verbessert, aber ich sollte dankbar sein, dass es nicht noch schlimmer geworden ist.«
»Sie sind wirklich gemein.«
»Ich könnte noch gemeiner sein, aber es ist fünf Uhr in der Früh und mein Koffeinlevel ist noch nicht hoch genug. Ich muss kurz telefonieren.«
Sie trat einen Schritt zur Seite, und als sie aus den Augenwinkeln sah, dass Nixie abermals in Panik auszubrechen drohte, schüttelte sie kurz den Kopf, zog ihr Handy aus der Tasche und hielt es an ihr Ohr.
Fünf Minuten später winkte sie die Frau vom Jugendamt zu sich heran.
»Das kommt nicht in Frage«, erklärte Newman vehement. »Sie sind zum Transport des Kindes weder berechtigt noch qualifiziert. Ich habe den Auftrag, dieses Mädchen –«
»Ich nehme eine Zeugin in Schutzhaft, weiter nichts. Sie kann Sie nicht leiden, und ich muss dafür sorgen, dass sie so weit wie möglich zu sich kommt, bevor ich sie eingehender befragen kann.«
»Die Minderjährige –«
»– musste heute Nacht mit ansehen, wie ihre Familie abgeschlachtet worden ist. Sie will, dass ich in ihrer Nähe bleibe, und abgesehen davon, dass ich ihr
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