In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
was sie nicht erzählt hatte. Doch ihr Kopf schmerzte immer noch zu sehr, als dass sie das fertiggebracht hätte. Also musste sie sich mit Halbwahrheiten behelfen.
» Ich denke, dass er an Dämonen und Magie glaubt«, sagte sie.
Nikodemus nickte und kratzte sich am Kinn. » Das erklärt sein Hobby.«
» Heißen Sie wirklich Nikodemus?«
Er verzog das Gesicht. » Was bedeutet es schon, ob das mein richtiger Name ist oder nicht?«
» Nun, dann ist es einfach nur… nun ja, ein Zufall. Vermute ich.« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie dachte an Magellans Arbeit über Nikodemus und die Rituale, die er darin beschrieben hatte. Sie fühlte sich unsicher, so als wäre die Welt um sie herum gerade dabei, sich aufzulösen. » Ich denke, Magellan glaubt, dass es tatsächlich einen uralten Dämon namens Nikodemus gibt…«
» Vielleicht doch eher die › Topfpflanze‹?«
Er wirkt fast wie ein Europäer, dachte Carson, aber da war etwas in seinem Gesicht, das sie nicht einordnen konnte. Die hohen Wangenknochen, der weiche Mund. Nicht wie bei einem Spanier, überlegte sie, da gab es sicher etwas Exotischeres in seinem Stammbaum. Aus China kam er jedenfalls definitiv nicht.
» Sie beschäftigen sich nicht mit den Mythen, habe ich recht? Sie sammeln einfach nur Artefakte, nicht wahr?«, fragte sie.
» Welche Mythen meinen Sie?«
» Mythen über Dämonen. Wüstendämonen. Ich meine nicht die Art Dämonen, wie sie in der Bibel beschrieben sind. Sondern uralte Wesen. Wissen Sie, Magellan ist von ihnen besessen.«
Nikodemus verzog den Mund, dann wurde sein Gesicht ausdruckslos. » Also, wenn Sie mich fragen, dann ist das eine ziemlich seltsame Art von Besessenheit. Kein Wunder, dass Sie geflohen sind.«
» Sie können den Willen eines Menschen kontrollieren und dessen Körper übernehmen.«
» O je, jetzt bekomme ich aber wirklich Angst«, sagte er, doch er sah nicht so aus, als flöße ihm diese Vorstellung Furcht ein. Er blickte sich in dem Lokal um. » Was meinen Sie: Wie viele Menschen befinden sich in diesem Raum, deren Gestalt von anderen Wesen in Besitz genommen wurde?«
» Diese Dämonen verkörpern das Böse.« Sie lehnte sich vor, forschte in seinem Gesicht, ob nicht doch eine winzige Regung verriet, dass er Magellan keineswegs für einen Spinner hielt. » Aber ein Magier, ein Hexenmeister, kann sie kontrollieren und dadurch verhindern, dass sie den Menschen Schlimmes antun.« Oder eine Hexe, setzte sie in Gedanken hinzu. Auch eine Hexe kann sie kontrollieren. So stand es jedenfalls in Magellans Schriften.
Er sah sie gelassen an. » Ist das wirklich wahr?«
» Ich fürchte, er ist davon überzeugt. Davon, dass Dämonen wirklich existieren und dass man sie mit dem richtigen magischen… Unsinn kontrollieren kann.« Sie malte mit den Fingern sinnlose Zeichen in die Luft.
Wieder zuckte eine seiner Brauen nach oben. » Unsinn?«
» Hokuspokus.« Nikodemus sollte nicht den Eindruck bekommen, dass sie auch nur das Geringste von all dem für wahr hielt. Schließlich vertraute sie lediglich auf den Verstand und die Logik. Alles andere war reiner Schwachsinn. » Artefakte, Beschwörungen– Magellan sammelt solchen Kram und schreibt darüber. Mystisches Zeug, an das unsere Vorfahren vor Hunderten oder Tausenden von Jahren glaubten.«
» Sie meinen, an übernatürliche Wesen, die den Willen einer Person steuern können. Wie im Exorzisten?« Sie nickte, und er lachte. » O Mann, was für ein haarsträubender Blödsinn, Carson! Drehen Sie jemandem den Kopf um hundertachtzig Grad, beschimpft er Sie nicht länger, sondern stirbt.« Er legte sich die Hände um die Kehle und machte ein Geräusch, als wäre er dabei zu ersticken.
Carson wollte lachen, aber es gelang ihr nicht. Ihr Magen rebellierte wieder.
Nikodemus griff nach ihr, berührte erneut ihre Schulter, und sofort fühlte sie sich besser.
» Was ist, wenn Magellan wirklich an Dämonen glaubt? Ich weiß, dass das lächerlich ist, aber vielleicht hat er tatsächlich den Verstand verloren?«
» Nun ja«, meinte er und zog seine Hand zurück. Augenblicklich setzte der Kopfschmerz wieder ein. » Die Vorstellung, dass Dämonen unter uns leben könnten, hat schon etwas Faszinierendes.« Er schenkte sich Tee ein. Lächelte er? » Um ehrlich zu sein, habe ich bis jetzt nichts über ihn gehört, was eindeutig darauf hinweist, dass er wahnsinnig geworden ist. Es gibt eine ganze Menge normaler, geistig gesunder, aber fehlgeleiteter Leute, die an einen solchen Mist
Weitere Kostenlose Bücher