In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
sich schützend vor sie, so dicht, dass sie sich nicht rühren konnte.
Sie atmete seinen Duft ein, die wüstenheiße Glut, die von ihm ausging und sie einhüllte. Wenigstens schmerzte ihr Kopf jetzt nicht mehr.
» Kynan ist hinter mir her«, flüsterte sie. Magellan hatte Kynan auf die Suche nach ihr geschickt. Ein Schauder lief über ihren Körper. Schon immer hatte sie Kynan misstraut.
» Atme«, sagte Nikodemus und berührte sie leicht. » Brech jetzt bloß nicht in Panik aus. Das sind nur zwei magiegebundene Dämonen, Carson. Nichts, womit ich nicht fertigwerden könnte.«
Sie begriff nichts von dem, was er sagte, sondern wiederholte in Gedanken wie eine Beschwörung das, was ihr am meisten Angst machte: Er ist gekommen, um mich umzubringen. Er ist gekommen, um mich umzubringen. Er ist gekommen, um mich umzubringen.
Nikodemus verstärkte den Druck seines Körpers. » Möchtest du, dass ich die Kontrolle über dich übernehme, Carson?«
Das holte sie in die Wirklichkeit zurück. Ihre Gedanken klärten sich, der Schrecken verblasste. Ein wenig jedenfalls. Weil die ganze Situation so irrwitzig war. Vollkommen absurd. Carson wünschte sich weit weg. Sie wollte losrennen. Fort von dem Albtraum, zu dem ihr Leben geworden war.
Nikodemus löste sich von ihr, als Kynan und Tibold auf die Straße stürmten. Gleißendes Licht traf die Augen der beiden Männer, ließ ihre Pupillen in einem hellen Orange auflodern.
Ich muss aufhören, mir solche Dinge einzubilden, dachte Carson. Menschen können nicht die Farbe ihrer Augen ändern. Das ist völlig unmöglich.
Tibold taumelte, als sei er von etwas getroffen worden. Er stieß einen überraschten Laut aus, als er hart aufs Straßenpflaster fiel. Kynan jedoch war nicht aufzuhalten. Tibold setzte sich auf, die Hände gegen die Brust gepresst, und rang nach Atem, während Kynan weiterstürmte, den Blick fest auf Carson gerichtet.
Die abgesprengte Druckstange war neben Carsons Füßen gelandet. Sie griff danach, denn eine andere Waffe hatte sie nicht. Das Metall fühlte sich in ihrer Hand eiskalt an.
Nikodemus rannte auf Kynan zu, wirbelte herum und nutzte den Schwung der Drehung, um ihm einen wütenden Tritt ins Gesicht zu versetzen.
Carson hörte Knochen brechen.
Nikodemus hielt erst in der Bewegung inne, als er hinter Kynan stand. Er hielt seinen Arm um Kynans Hals geschlungen und drückte zu. Doch Kynan warf ihn über seine Schulter. Er taumelte, Blut quoll aus seiner gebrochenen Nase.
Tibold hatte sich wieder aufgerappelt und visierte Nikodemus an.
Carson schrie Nikodemus eine Warnung zu, und Kynans Kopf schnellte zu ihr herum.
Seine gebrochene Nase heilte vor ihren Augen. Er grinste und zeigte auf Carson.
Inzwischen hielt Nikodemus Tibold im Schwitzkasten. Sie sah, wie sich seine Muskeln anspannten. Wieder brachen Knochen, und als Nikodemus losließ, rutschte Tibold auf den Boden und bewegte sich nicht mehr. Nikodemus kniete sich hin und machte etwas mit seiner Hand. Tibolds Körper zuckte kurz.
Jemand brüllte auf. Kynan, wie Carson feststellte. Er schoss so schnell auf sie zu, dass ihr keine Zeit blieb, zu überlegen. Ich werde sterben, dachte sie, aber ich werde nicht kampflos aufgeben.
Mit dem eingerissenen Ende der Stange erwischte sie Kynan an der Wange und riss ihm die Haut auf. Er legte eine Hand an sein Gesicht, seine Augen glühten wie ein Schmelzofen.
Carson hatte das Gefühl, dass die Welt sich um sie drehte. Sie konnte sich nicht bewegen. Ihr Verstand war wie eingefroren.
Kynans Augen leuchteten so rot wie das Blut, das zwischen seinen Fingern hervorquoll.
» Keine Bange«, sagte er, » ich werde mir Zeit mit dir lassen. Es wird Stunden dauern, bis ich dich getötet habe.«
Hinter ihm hatte sich Nikodemus wieder aufgerichtet. Er wirkte kein bisschen freundlicher als Kynan. Eine seiner Hände stieß vor, und Kynans Körper bog sich Carson entgegen. Die Starre fiel von ihr ab. Kynan wirbelte zu Nikodemus herum, der sie beide umkreiste.
Carsons Kopfschmerzen kehrten mit Macht zurück. Ihre Sehkraft ließ nach, die Schmerzen machten sie fast blind. Ihr Magen brannte. In ihrem Mund spürte sie einen bitteren, metallischen Geschmack.
Carson blinzelte. Kynan erschien ihr kaum noch wie ein Mensch, erinnerte sie eher an einen Löwen. Irgendetwas an seiner Kopfform hatte sich verändert. Seine Augen glühten immer noch. Er stürzte sich auf Nikodemus. Dampf stieg unter seinen Füßen auf. Der Boden unter ihr schien sich zu wellen.
Kynan knurrte. Es
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