In den Armen des Dämons: Roman (German Edition)
glauben.«
Carsons Herz schlug wie wild, doch sie zwang sich, nach außen hin ruhig zu wirken, obwohl ihre Gefühle sie zu überwältigen drohten. » Ich habe gesehen, wie er einen Mann getötet hat.«
» Einen Mann?« Nikodemus füllte nun auch ihre Tasse.
Carson hob die Hände und dachte an Magellans rot glänzende Finger. » Ja. Einen Mann.«
Nikodemus schob ihre Tasse näher zu ihr hin. Er hatte schlanke Finger, mit ein wenig zu langen Nägeln. Irgendwo hatte sie einmal gelesen, dass Gitarristen sich die Nägel absichtlich lang wachsen ließen. War er vielleicht Musiker?
Er hatte sich zurückgelehnt, mit einer Hand hielt er seine Tasse. Nachdenklich sah er sie an. » Denken Sie, Magellan hat diesen Mann für einen Wüstendämon gehalten?«
» Vielleicht.« Sie starrte auf den Tisch. » Vielleicht. Ja.«
» Woran könnte man einen Dämon erkennen? Sie sagten doch, dass das Opfer ein Mann war?« Sein Blick zwang sie, ihn anzuschauen. Noch nie hatte sie Augen von einer solch klaren, durchdringenden Farbe gesehen. Ihr schwindelte. Jemand, der solche Augen hatte, konnte mit einem einzigen Blick ein Herz für sich gewinnen.
» Ja, natürlich«, erwiderte sie. » Es war ein Mann.«
Seine Augen flackerten. » Wieso sind Sie sich so sicher?«
» Weil es keine Frau war. Weil es jemand war, den ich kannte.« Sie atmete tief ein. Zu gern hätte sie ihm auch den Rest erzählt, doch er glaubte ihr ja nicht einmal das. » Er hat für Magellan gearbeitet. Magellan hatte mir befohlen, auf mein Zimmer zu gehen, was ich getan habe. Doch ich bin nicht dort geblieben.« Nein, sie konnte ihm nicht alles erzählen. Was, wenn sie sich irrte, wenn sie diejenige war, die dabei war, den Verstand zu verlieren? » Ich bin weggelaufen.«
» Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
Sie wusste, dass er ihr Zögern bemerkt hatte und ahnte, dass sie nicht die ganze Wahrheit sagte. Dass sie log. Aber sie musste vorsichtig sein. Und so, wie ihr Kopf schmerzte, brauchte sie mehr Zeit als sonst, um sich darüber klar zu werden, was sie preisgeben durfte und was sie besser verschwieg.
Carson schüttelte den Kopf. » Ich hatte schon die Nummer eingegeben, doch dann sah ich seinen Wagen den Hügel herunterkommen, sicher auf der Suche nach mir, und mein Handy klingelte. Da hab ich es einfach weggeworfen. Ich hatte Angst, dass sie mich finden würden, wenn ich es behielte.« Sie atmete tief durch. » Und so habe ich dann den Bus genommen und bin schließlich hier gelandet.« Was eine grob untertriebene Beschreibung der schrecklichsten Nacht ihres Lebens war.
Nikodemus trank einen Schluck. Das Schweigen zwischen ihnen schien fast greifbar. Was auch immer er jetzt dachte, etwas Angenehmes war es sicher nicht. Nach einem weiteren Schluck stellte er die Tasse ab und sagte: » Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, oder sind Sie wirklich so naiv?«
» Was meinen Sie?« Ein kühler Luftzug streifte ihre Wange, als sich die Eingangstür öffnete. Carson schob ihren Teller mit der klebrigen blutroten Sauce weg. Der Geruch schlug ihr auf den Magen, und sie konnte sich nicht leisten, dass ihr übel wurde. Nicht jetzt. » Magellan hat einen Mann getötet. Ich habe es gesehen. Ich habe gesehen, wie er es getan hat.« Vor ihren Augen hatte sich der Körper verkrampft; sie hatte diesen Laut gehört, den grässlichen Laut, der immer noch in ihren Ohren nachklang. » Und es war sicher nicht das erste Mal.«
» Was Sie nicht sagen, Sherlock!« Er aß noch einen Bissen.
Sie starrte auf den Rubin in seinem Ohr. Sternrubine spielten eine wichtige Rolle in den alten Ritualen, die Magellan so verzweifelt nachzuahmen versuchte. War auch das ein Zufall? Genauso ein Zufall wie der Name?
Seine Augen veränderten sich. Wechselten die Farbe. Von grau-blau zu silber-schwarz. Niemandes Augen konnten die Farbe wechseln.
» Vielleicht bin ja doch ich es, die verrückt wird«, sagte sie.
Nikodemus lehnte sich zurück, als wolle er einer Frau, die um ihre geistige Gesundheit kämpfte, lieber nicht allzu nah sein. » Und nun, Carson?«
Sie schloss die Augen, sah erneut den Raum vor sich, in dessen Mitte Magellan stand, während rotes Blut von seinen Händen tropfte. Und erneut spürte sie das Entsetzen, das sie in jenem Moment empfunden hatte.
» Bitte, helfen Sie mir«, flüsterte sie.
Er nannte sich Nikodemus, und seine Augen schienen so merkwürdig. Das alles musste doch etwas zu bedeuten haben. Carson unterdrückte ein Schluchzen. Sie durfte jetzt nicht
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