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In den Armen des Meeres

In den Armen des Meeres

Titel: In den Armen des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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holen kommen, früher oder später.«
    Lorraine sah sie an, als fürchtete sie, Elysse habe den Verstand verloren.
    Ganz kurz schloss Elysse die Augen. Im Moment fiel ihr das Nachdenken schwer. Sie hätte so gern einen Fluchtplan geschmiedet, aber es gab etwas Dringenderes und zeitlich Näheres, um das sie sich sorgen musste – nämlich durch diese Wellen zu gelangen, ohne dass eine von ihnen ertrank.
    Lorraine schluckte. Elysse blickte nach vorn und sagte: »Halt dich an den Seitenwänden des Kanus fest, Liebes. Ganz fest.«
    »Ich habe Angst.«
    »Ich werde dich nicht ertrinken lassen.« Nie zuvor war ihr etwas ernster gewesen. Aber auch wenn sie eine gute Schwimmerin war, so konnte doch keine Frau schwimmen mit so vielen Kleidungsstücken, wie sie sie am Leibe trug.
    Das Kanu erreichte die ersten hohen Wellen. Lorraine schrie auf, als das kleine Boot hoch emporgehoben wurde. Die beiden Ruderer zogen für einen Moment die Paddel ein. Dann, als das Boot wieder hinuntersank, tauchten sie die Paddel tief ins Wasser ein. Elysse holte tief Atem, als das Kanu nach vorn geworfen wurde und dann wieder nach oben. Sofort sah sie, dass die Afrikaner geschickte Ruderer waren. Zweifellos hatten sie sich schon hundertmal den Wellen gestellt, um ans Ufer zu gelangen. Dennoch wurde Lorraine totenblass, als das kleine Kanu mit den Wellen kämpfte. Und auch Elysse, die sonst niemals seekrank wurde, fühlte in sich Übelkeit aufsteigen. Beide Frauen klammerten sich an dem kleinen Boot fest, als gälte es ihr Leben.
    Doch gleich darauf sank das kleine Boot wieder hinunter. Ganz plötzlich trieben sie ruhig in einer stillen Lagune dahin, hatten die tosenden Wellen hinter sich gelassen. Und Elysse sah zwei Männer in europäischer Kleidung am Strand stehen – ein seltsamer Anblick in ihren dunklen Anzügen und Zylinderhüten, während der Urwald hinter ihnen eine dichte, undurchdringliche Wand zu bilden schien. Sie hatte also recht gehabt – sie wurden erwartet. Aber ehe sie sich darüber den Kopf zerbrechen konnte, was das wohl zu bedeuten hatte, sprangen die Ruderer zusammen mit ihrem Anführer aus dem Boot, das dann auf den Strand gezogen wurde, bis es im Sand lag. Elysse wurde genau wie Lorraine von den Männern gepackt.
    Die Zofe schrie auf. Beide Frauen wurden an den Strand getragen, als wögen sie nichts, und dann abrupt hingestellt.
    Verblüfft schaute Lorraine zu Elysse und strich sich den Sand von den Röcken. »Ich bin nicht einmal richtig nass geworden.«
    Elysse holte tief Luft und sah zu den beiden Europäern, die nun auf sie zukamen. Sie griff nach der Hand ihrer Zofe und drückte sie fest. Dann bemerkte sie einen Pfad hinter dem Strand, der am Rand des Urwalds entlangführte. Dort stand ein Eselskarren bereit. »Sie sind geschickt, aber wir hatten großes Glück, dass wir nicht ertrunken sind.«
    Auch Lorraine hatte die Männer gesehen und drehte sich jetzt um. »Was werden sie mit uns machen? Was wollen sie?«
    »Sie werden uns nichts tun«, versicherte Elysse, drückte wieder Lorraines Hand und versuchte, überzeugend zu wirken. Denn es gab nur einen einzigen möglichen Grund für ihre Entführung. Zweifellos wollten diese Männer ein Lösegeld fordern.
    Die Afrikaner machten ihnen Zeichen, und die beiden Frauen gingen den Strand hinauf. Der Sand war weiß und weich, aber es war schwer, darauf zu gehen. Elysse bemerkte, dass sie schrecklichen Durst hatte. Als sie den Europäern gegenüberstand, sank ihr der Mut. Die Männer waren unrasiert, schmutzig, und sie stanken. Es waren keine Gentlemen. Ihr Charakter schien so übel zu sein wie ihre Erscheinung. »Sprechen Sie Englisch, Französisch oder Spanisch?«, fragte sie.
    Niemand beachtete sie. Stattdessen reichten die Europäer dem Anführer der Afrikaner ein langes, in Öltücher gehülltes Paket. Der Mann grinste, sodass seine weißen Zähne aufblitzten und ein Goldzahn funkelte. Dann schob er den Rand des Tuches zur Seite, und Elysse erkannte eine Muskete.
    Sie tauschte einen Blick mit Lorraine. Offensichtlich waren die Afrikaner mit Waffen bezahlt worden, um sie zu entführen. Aber wer steckte hinter dieser Entführung?
    Die drei Afrikaner gingen zurück zum Kanu. Einer der Europäer packte Elysse am Arm und zerrte sie nach vorn. »Wo sind wir?«, wollte sie wissen, und als er nicht antwortete, wiederholte sie die Frage auf Französisch und dann auch auf Spanisch – doch es brachte nichts.
    Die folgenden fünf oder sechs Stunden vergingen mit beinahe

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